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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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gelingen würde, meine schmalen Gelenke aus den abscheulichen Dingern herauszuziehen? Claires Finger umschlossen plötzlich meinen Oberarm.
    »Komm.« Sie lachte, als ich den Kopf schüttelte. Mühelos zwang sie mich vorwärts und führte mich in die Mitte der Halle. Erst jetzt sah ich, dass dort einiges aufgebaut war: ein Holzbock, mehrere Kisten … und von der Decke! Oh nein! Von dort hingen eiserne Ketten herab, wie in einem Mittelalter- oder Dracula-Film, Requisiten aus der Welt der Hingabe, des Ausgeliefertseins, die mich ebenso anzog wie abstieß.
    Meine Erinnerungen an die Zeit mit Felix waren mit einem Mal sehr weit weg, schienen wieder bloße Geschichten aus meinem Tagebuch zu sein. Erlebt aber abgehakt.
    Ich wollte mich befreien, wegrennen und zugleich … sehnte ich mich danach, diese Probe zu bestehen und aufgenommen zu werden. Endlich siegte mein immer heftiger werdender Wunsch zu kämpfen.
    VERGEBLICH! Genau wie Claire gesagt hatte. Denn in dem Moment, da es mir tatsächlich gelang, die rechte Hand halb aus der Fessel zu zerren – was ziemlich weh tat – bemerkte meine Peinigerin, was ich machte, und verrenkte mir den rechten Arm, so dass ich vor Schmerz aufschrie. Erst als ich meinen Widerstand aufgab, ließ sie mich wieder los.
    Ich spürte Claires Atem an meinem Ohr, während sie mich so platzierte, dass ich genau unter den Ketten stand. Ihr rötliches Haar streifte meine Wange.
    »Du musst noch viel lernen«, meinte sie und löste die Handschellen. Dann spürte ich abermals ihre kühle Hand in meinem Nacken. Ich fauchte und wehrte mich, was aber rein gar nichts nützte. Während ich noch mit meinen wieder freien Händen blind um mich schlug, griff sie in mein Blondhaar, wickelte es sich um die Finger und zog daran. Ich jammerte und als mich Claire in die Knie zwang, fügte ich mich.
    »Schon viel besser«, kommentierte sie überraschend sanft, indem sie mein Haar wieder freigab. Meine Kopfhaut schmerzte heftig, doch ich ignorierte die Pein und schnaufte wütend. Im nächsten Augenblick wurden meine Handgelenke in die Eisenringe der Ketten geschlossen und hochgezogen. Wenn man wollte, konnte man einen Delinquenten oder eine Delinquentin so weit hochziehen, dass die Füße nicht mehr den Boden berührten oder nur noch die Zehenspitzen. So sehr quälte mich Claire allerdings vorerst nicht. Sie gestattete mir, noch mit den ganzen Fußsohlen am Boden zu bleiben.
    Ich atmete dennoch heftig – wieder einmal gefesselt! Ausgeliefert! – und fragte mich, wie viele Bewerber an dieser Stelle schon aufgegeben und das Initiationsritual abgebrochen hatten. Mein Herzschlag war inzwischen so dröhnend, dass er meinen gesamten Brustkorb füllte und bis in meine Ohren hinein pochte. Doch ich war entschlossen durchzuhalten.
    Um mich herum war nur wenig Licht. Es fiel schräg von oben durch ein paar geborstene Fensterscheiben, und der Rest der Halle blieb in dämmerdunkle Undeutlichkeit getaucht. Gerümpel stand in einigen Ecken herum. Ob wir wirklich allein hier waren, Claire und ich? Ich bezweifelte es. Am Ende versteckte sich hier noch jemand von »La Belle Folie«, um das Ganze zu bezeugen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto plausibler erschien es mir. Es wäre ungewöhnlich, diese verantwortungsvolle Aufgabe, eine Kandidatin diesem bizarren Test zu unterziehen, einer einzelnen Frau zu unterziehen, mochte diese auch noch so erfahren sein.
    Ich stellte mir vor, der Zeuge sei Vincent, der sich dort hinter den Resten von Containern und Kisten verbarg. Und dieser Gedanke erregte mich mehr als ich mir hätte träumen lassen. Schließlich stand ich nicht auf Frauen, und Claire törnte mich höchstens in ihrer Eigenschaft als Polizistin an. Dass sie dominant veranlagt war und womöglich auch sadistisch, verdrängte ich für den Moment. Ich stellte mir intensiv vor, Vincent hätte ihr befohlen, mir jetzt die Dreivierteljeans samt Höschen herunterzuziehen, und nur deshalb keuchte ich, als Claires Fingerspitzen meine bloße Haut streiften.
    Die Erinnerung an Felix und das, was er mit mir gemacht hatte, war nur eine verblasste Blüte in meinem »inneren Poesiealbum«; doch die neue Erfahrung mit Vincent überlagerte alles wie frische Tinte auf dem letzten Blatt … sie drängte sich machtvoll in die letzten Winkel meiner Empfindungswelt. Trotzdem machte ich noch einen Versuch, mich dagegen zu wehren und die allzu starken Gefühle zurückzudrängen … als tatsächlich ein männlich klingender Laut, eine Mischung aus

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