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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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in der schwachen roten Notbeleuchtung in fast jedem Zimmer Leute. Manche warteten schweigend, andere unterhielten sich, schluchzten oder umarmten sich tröstend. Bei jeder fernen Detonation zuckten sie zusammen und rückten näher aneinander.
    Erik fragte sich, wie es Elsa ging. Er hoffte, sie konnte auf sich aufpassen, und falls nicht, dass Lieutenant Clayhatchee es für sie beide konnte.
    »Kinston?«, fragte er jeden, der zuhörte. »Ich suche Ozark Kinston.«
    »Hier«, antwortete schließlich eine Stimme. »Ich bin hier.«
    Er fand den Mittler in einem der Seitenzimmer. Er saß auf einem Klappbett, war verdreckt und hatte ein blutiges Taschentuch um eine Hand gewickelt, wirkte sonst aber unverletzt. Er schaute Erik wie ein geprügelter Hund an. »Was ist los?«
    Erik baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. »Ich würde vermuten, Haus Liao stattet Shensi einen Besuch ab.« Er streckte die Hand mit dem Umschlag aus. »Eine Allianz mit Duke Sandoval schiene mir jetzt gar nicht so schlecht.«
    Kinston schüttelte den Kopf. »Ich weiß, ich weiß. Ich habe mein Bestes getan, Commander. Noch ein paar Wochen, dann hätte ich sie so weit haben können.«
    »Nicht in ein paar Wochen«, erwiderte er. »Jetzt. Wir werden die Vereinbarung jetzt unterzeichnen.«
    Kinston riss die Augen auf. Er wischte sich mit den Händen durchs Gesicht. »Was?«
    »Wir werden die Gouverneurin und den Legaten die Vereinbarung unterzeichnen lassen. Das Original, nicht das Stück Müll, das Sie mir unterjubeln wollten.«
    »Ja«, stammelte er. »Natürlich, jetzt würden sie es unterschreiben.«
    »Dann werden wir sie suchen.«
    Kinston war bleich. Obwohl es in den Gewölben kühl war, strömte ihm der Schweiß übers Gesicht. »Sie suchen? Wir?«
    »Wir. Sie und ich. Los.«
    »Wir? Nein. Nein, das kann ich nicht.«
    »Passen Sie auf, Kinston. Die Gouverneurin und der Legat haben sich vermutlich in Sicherheit gebracht. Ich wette, es gibt auch unter dem Kapitol Bunker. Katakomben, und Sie wissen, wo.«
    Kinston blinzelte. Es kostete ihn offenbar große Mühe, klar zu denken. »Ja, ich schätze, ich kenne den Weg. Ich habe einmal den Befehlsbunker gesehen. Dort könnte der Legat sein. Aber ich kann nicht... «
    »Doch, Kinston, Sie können. Allein finde ich sie nicht.«
    Kinston schien jeden Augenblick in Tränen ausbrechen zu wollen, aber er kam langsam auf die Beine.
    Erik reichte ihm den Umschlag, und er umklammerte ihn beinahe dankbar. Dann fasste Erik ihn am Arm und brachte ihn hinaus auf den Gang. »Wohin jetzt?«
    Kinston wirkte verwirrt. »Ich weiß nicht.«
    »Reißen Sie sich zusammen, Mann. Es gibt doch Tunnel von diesem Gebäude zum Kapitol, oder? Können wir zum Regierungspalast, ohne an die Oberfläche zu müssen?«
    Kinston nickte. »Ja. Es gibt eine Straßenbahn. Eine U-Bahn. Hier entlang.« Er deutete zurück zur Gebäudemitte.
    Von Erik angetrieben erreichten sie den Eingang zu einer zwei Stockwerke tiefer liegenden U-Bahnstation.
    Überraschenderweise brannte Licht. Möglicherweise verfügte die U-Bahn über eine eigene Stromversorgung. Oder sie wurde vom Kapitol aus mit Energie versorgt. Sie standen auf einem langen, mit weißem Stein gefliesten Bahnsteig, dessen Decke auf dorischen Säulen ruhte. Große Topfpflanzen waren in gleichmäßigen Abständen aufgestellt und belebten die sterile Umgebung.
    Zwei Schienenstränge verliefen zwischen ihrem und einem gegenüberliegenden Bahnsteig im selben Dekor. Ein kurzer Tunnel unter den Gleisen verband beide Seiten. Eine Reihe kleiner, offener Wagen von jeweils zehn oder zwölf Sitzplätzen stand am Bahnsteig.
    »Sie fährt nicht«, stellte Erik fest. »Gibt es einen Fußgängertunnel?«
    »Nein«, antwortete Kinston und deutete auf die Wagen. »Sehen Sie die Lichter? Sie haben Strom. Die Wagen sind wie Aufzüge. Man steigt ein und drückt auf den Knopf.«
    »Zeigen Sie es mir.«
    Sie stiegen in die vordersten Sitze eines der kleinen Wagen. Vor jedem Sitz befand sich ein kleiner Knopf. Kinston drückte den seinen und er leuchtete grün auf. »Sie müssen auch drücken.«
    Erik drückte auf den Knopf, der ebenfalls grün wurde.
    »Dieser Wagen fährt jetzt zum Kapitolkomplex ab«, erklärte eine Banddurchsage. »Bitte halten Sie sich an einer Stange oder einem Handgriff fest. Behalten Sie Kopf und Gliedmaßen zu jeder Zeit im Innern des Fahrzeugs.«
    Erik konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Diese Durchsagen waren überall ähnlich, ganz gleich auf welchem

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