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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Besuch im Café ohne Unterhaltung genießen und alle Eindrücke rundherum direkt und ungefiltert aufnehmen möchten, geht so: Sie geben Ihren Gastgebern oder Mitbewohnern gar keine Gelegenheit, sich einzuklinken. Wie können Sie das am besten anstellen? Sich grußlos wegstehlen? Das käme nicht so gut an. Aber Sie könnten z.B. eine günstige Gelegenheit abwarten, wenn alle mit Essen, Telefonieren, Fernsehen oder Ähnlichem beschäftigt sind, sich möglichst unauffällig anziehen, falls nötig, und schnell noch, quasi im Hinausgehen, den Anwesenden einen Gruß zurufen, mit dem Hinweis, Sie seien gleich, bald, sofort wieder da und müssten nur noch kurz etwas erledigen. Zur Not eine Lüge: Sagen Sie doch, Sie hätten eine Verabredung mit Pedro oder Juan oder Julia und Juana oder beiden und Sie träfen sich in der Stadt, im Café, wo auch immer mit ihr oder ihnen. Dann ist das völlig in Ordnung. Denn dann sind Sie ja nicht allein und keiner muss sich Sorgen um Sie machen.
    Umgekehrt bedeutet das natürlich auch, wenn Sie selbst Besuch von Spaniern (oder Südamerikanern, da gibt es in dieser Hinsicht kaum Unterschiede) haben, dass Sie sich um Ihren Besuch kümmern sollten, denn das wird von Ihnen erwartet. Schicken Sie also Ihre Besucher nicht mit dem Hinweis in die Stadt oder aufs Land oder zum Sightseeing, Sie seien beschäftigt oder hätten keine Lust zum x-ten Stadtbummel. Dann wären Sie als Gastgeber auf jeden Fall unten durch.
    Und das gilt auch für Geschäftsbesucher. Ein gewisses »Freizeit-Rahmenprogramm« wird von Ihnen erwartet, wenn Sie einen oder mehrere Besucher aus Spanien in der Firma zu Gast haben. Neben den Sehenswürdigkeiten Ihrer Stadt oder der Umgebung käme, falls Sie nicht spezielle persönliche Vorlieben über Ihren Besuch kennen oder erfragt haben, wahrscheinlich in jedem Fall ein Besuch im Fußballstadion Ihrer Stadt gut an – wenn es sich um männliche Besucher handelt. Die meisten Spanier sind Fußballnarren, natürlich nicht alle, aber das müsste ja herauszubekommen sein. Frauen gehen, Klischee hin oder her, gerne shoppen. Natürlich wiederum nicht alle. In jedem Fall: Lieber zu viel kümmern als zu wenig, oder sich so lange kümmern, bis Ihr Besuch Ihnen glaubwürdig versichert, dass er auch einmal gerne etwas allein unternehmen würde.

18. Freiherr Knigge war kein Spanier
    oder: »Wie heißt das Zauberwort?«
    Lena hat Lust, ihren WG-Freunden etwas Gutes zu tun und eine, wie sie meint, tolle Idee, die auch ihr gut bekommen wird. Denn seit sie in Spanien ist, gab es noch kein einziges Mal ein Frühstück, das zwei Stunden dauert, und bei dem alles auf dem Tisch steht, was am Vormittag lecker ist und bei dem man so richtig schön ohne Unterlass quasseln kann. In Deutschland hat sie diese Art zu frühstücken immer genossen, also plant sie für sich und ihre Freunde ein »deutsches Frühstück«, und wer weiß, vielleicht kommen sie ja auf den Geschmack. Der Termin steht fest, nächster Samstag. Dass am Samstagmorgen niemand vor elf Uhr aufsteht, weiß sie mittlerweile. Also lädt sie für halb zwölf ihre WG zum Brunch ein.
    »Brunch?«, fragt Loli. »Bei uns nennt man das eher tentempié oder merienda , so eine Art Imbiss, oder?«
    »Quatsch, das heißt doch desamida «, sagt Abis Freund Rafa.
    » Desamida ? Was soll das denn sein? Das Wort gibt es doch gar nicht!«
    »Na, Brunch ist doch englisch, die Verbindung von breakfast und lunch . Und desamida ist spanisch, nämlich die Kombination aus desayuno und comida , Frühstück und Mittagessen eben.«
    Alle schlafen, als Lena am Samstag zu ihrer großen Einkaufstour startet, um die Leckereien, die sie auf den Tisch stellen möchte, frisch servieren zu können. Zuerst geht sie in die panadería , mit Absicht nicht in die Bäckerei an der Ecke, weil es in der außer pan , dem typisch spanischen, etwas laschen Stangenweißbrot, das mit einem knusprigen französischen Baguette nur sehr weitschweifig verwandt ist, und ein paar fetten buñuelos [bu njue los] (Krapfen), die aussehen, als lägen sie schon ein paar Tage in der Auslage, keine richtig große Auswahl gibt. Also die Panadería Marta in der Innenstadt. Die ist natürlich voll. Lena drängt sich gerade noch in den duftenden Laden, in dem sich eine chaotische Masse von Menschen drängt. Eine Warteschlange ist nirgendwo auszumachen. Lena hat keine Ahnung, wie es hier vorwärts geht und wie man es schafft, irgendwann bedient zu werden. Sie kann überhaupt kein System erkennen. Da geht

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