Feucht in Oel - Geheime Genuesse
ich ihn hasse? Ich hasse ihn, verdammt!« Die Wut wandelte sich in tiefe Traurigkeit und Tränen schossen in ihre Augen. »Ver-dammt-noch-mal!«, heulte sie.
Der Kellner kam zu ihnen.
» Scusi , ich muss Sie bitten, leiser zu sein. Die anderen Gäste haben sich schon beschwert.«
Lina legte ihren Kopf mit vorgehaltenen Händen auf den Tisch und schluchzte.
»Komm, wir gehen. Ich bring dich nach Hause.«
Sandro bezahlte die Rechnung, obwohl sie noch nicht einmal ihre Suppe bekommen hatten. Er führte Lina zur Beifahrerseite ihres Geländewagens, nahm hinter dem Steuer Platz und fuhr sie zu Sandras Wohnung.
»Ffff ... bella macchina !«, nuschelte Sandro, dem es sichtlich Spaß machte, den PS-starken Boliden zu pilotieren.
›Typisch‹, brütete Lina. ›Welchen Gigolo interessiert der Gemütszustand einer Frau, wenn er 500 PS unterm Arsch hat?‹
Er stellte den Cayenne hinter seinem Golf ab und wandte sich Lina zu.
»Soll ich mit nach oben kommen?«
»Sandro, bitte fahr nach Hause. Mir geht es gut hier, jedenfalls besser als in Frankfurt. Ich brauche Zeit, um mich selbst zu finden. Verstehst du?«
Er schaute traurig. »Oh Lina, ich kann dich doch nicht alleine hierlassen?«
»Doch, Alessandro. Kannst du. Ich bin erwachsen und führe mein Leben, wie ich es für richtig halte. Ich brauche keinen Aufpasser.« Lina erschrak ob der Härte ihrer Worte, doch Sandro hat sich kein einziges Mal zu Markus’ Verfehlungen geäußert. Der Schreck, den er ihr am Vortag eingejagt hatte, steckte immer noch tief in ihr.
»Schade. Ich hätte dir gerne noch was gesagt.«
»Was, Sandro? Raus damit.«
»Ich hab dich wirklich gerne. Tut mir leid, dass ich damals in Frankfurt so böse war. Ich würde es gerne gut machen. Es war falscher Stolz, sagt man, oder? Lass mich mit nach oben kommen und es wieder gut machen, Lina.«
Ihr stand nicht der Sinn danach, den vorenthaltenen Geschlechtsverkehr mit Sandro nachzuholen. Dieser Mann war nicht nur ein Elefant im Porzellanladen, er wusste offensichtlich nicht, was er eigentlich wollte. Und seinen sauberen Freund beschützte er bis über den Tod hinaus.
›Du bist ja wirklich nur ein billiger Gigolo!‹, dachte Lina. »Nein, Sandro. Fahr heim. Lass mich in Ruhe.«
»Aber Lina, ich bin extra für dich hierher gekommen! Ich brauche dich!«
»Sandro, das war sehr romantisch, aber auch sehr dumm. Bitte versteh das nicht falsch, aber ich brauche keinen neuen Partner. Ich brauche Zeit.«
Sandro ließ seinen Kopf sinken.
»Wann kommst du wieder zurück?«
»Nie mehr, Sandro. Du wirst mich nie wieder in Frankfurt sehen. Tut mir leid. Und sag niemandem, wo ich bin, hörst du? Nie-man-dem! Klar?« Er nickte. Sie stiegen aus. Alessandro gab ihr die Schlüssel zurück.
»Ciao, Sandro.«
»Ciao, Lina«, flüsterte Sandro, stieg in seinen Golf und fuhr davon.
***
Es war erst 2 Uhr nachmittags, als sich Lina in ihr Bett legte und sofort in einen tiefen Schlaf fiel. Die Strapazen der vergangenen 24 Stunden und die aufgerissenen Wunden ihrer Vergangenheit forderten ihren Tribut. Gegen halb 8 Uhr abends wurde sie von ihrem klingelnden Handy geweckt. Schlaftrunken hob sie ab, obwohl sie die Nummer nicht erkannte.
»Hallo?«
»Lina? Babs hier.«
»Babs?« Lina überlegte. ›Die Gazelle!‹ »Ach, Babs, hallo!«
»Hallo, Lina. Sandra hat mir deine Nummer gegeben. Santiago und ich wollten dich fragen, ob du heute Abend schon was vorhast?«
Lina zögerte. Ihr Bewusstsein kam nur zögerlich aus dem Träumeland zurück.
»Hmm, ich ... wie spät ist es jetzt?«
»Hab ich dich geweckt?«
»Ja, sorry Babs, lange Geschichte.« Lina sah auf die Uhr. Sie hatte gut fünf Stunden geschlafen. Es machte Sinn, aufzustehen, sonst wäre sie in den frühen Morgenstunden putzmunter gewesen. Und Ablenkung konnte auch nicht schaden.
»Und?«, fragte Babs.
»Woran hättet ihr gedacht?«
»Wir wollten dir unbedingt den Club Hamburg an der Reeperbahn zeigen. Lust auf Party?«
»Warum nicht?«
»Super! Dann holen wir dich gegen 22 Uhr ab?«
»Ist gut! Freu mich!«
»Wir uns auch. Santiago grinst gerade zu mir rüber. Wird sicher geil. Tschüs!«
»Bis dann.«
Lina duschte, trank einen Kaffee und machte sich zurecht. Sie schminkte sich dem Anlass entsprechend stark und zog ein dunkles, offenherziges Seidentop und ihre dunkle, hautenge Lederhose an. Auf Unterwäsche verzichtete sie. Dazu passten die Overknee -Lederstiefel der Nobelmarke Arollo mit den überlangen Bleistiftabsätzen. Der Abend konnte
Weitere Kostenlose Bücher