Feuer der Nacht
die Plätze der Dennisons vorn in der Kirche. Das riesige Gotteshaus war wie ein Stadion bestuhlt, und so hatten alle eine gute Sicht auf den Altar, allerdings konnten die Leute vorn nicht sehen, was hinten in der Kirche passierte. Er hätte Jaclyn gern so postiert, dass sie den Senator gut im Blickfeld hatte – ohne sie natürlich näher einzuweihen; er wollte wissen, ob ihr Erinnerungsvermögen aktiviert wurde, wenn sie ihn sah, sodass sie ihn identifizieren konnte. Unter keinen Umständen wollte er jedoch, dass der Senator sie bemerkte.
Es kam ihm zupass, dass Leute der Provenienz der Dennisons kaum je darauf achteten, auf welche Weise um sie herum alles erledigt wurde. Ihnen fiel nur auf, dass etwas erledigt war – oder eben nicht.
In diesem Moment sprach Jaclyn gerade mit der Hochzeitsgesellschaft; sie arrangierte am Portal den Einzug in die Kirche und erteilte letzte Instruktionen. Diedra und Peach beaufsichtigten die Anordnung des Büffets, und Madelyn redete gerade mit dem Bandleader. Jaclyn war jedenfalls relativ sicher in dem Pulk von Gästen, die alle auf den Einzug warteten.
Der Empfangssaal von Hopewell war sehr hübsch, doch der hier in Buckhead stellte ihn bei Weitem in den Schatten. Der Hauptsaal war über zweimal so groß wie der, in dem man Carrie Edwards ermordet hatte. Der Parkplatz war dreimal so groß und von Bäumen gesäumt, die an einem heißen Sommertag wertvollen Schatten spendeten, und am Vordereingang wirkte das Anwesen ein bisschen wie ein Herrschaftshaus aus der guten alten Zeit vor dem Bürgerkrieg. Wenn sie das Flair des alten Südens samt altem Geld im Sinn gehabt hatten, dann hatten sie es ganz eindeutig gut getroffen, in beider Hinsicht. Der Saal präsentierte sich nun in denselben Farben geschmückt wie die Hochzeit. Für seinen Geschmack war alles ein bisschen zu übertrieben. Er persönlich hätte dem Barbecue gestern in der Scheune den Vorzug gegeben, wie er sich eingestand – was er Jaclyn natürlich nie verraten hätte. Aber diese Hochzeit war schön – vielleicht ja, weil sie so übertrieben war.
Braut und Bräutigam wurden noch vom Fotografen in Geiselhaft gehalten; er bestand darauf, eine so unglaubliche Anzahl von Fotos zu schießen, dass einem schier der Mund offen stehen blieb. Es befanden sich also noch nicht viele Leute im Empfangssaal. Bald würden sich die Türen zu einer wohlgesitteten Feier öffnen. Er konnte sich ein paar Minuten entspannen, zumindest bis die Türen aufgingen. Momentan würde nichts weiter passieren, es waren ja nur das Brautpaar sowie ein paar Arbeiter anwesend. Er nahm an, dass die Premier-Mitarbeiter noch geschäftiger würden, sobald alles voll in Schwung gekommen war, aber jetzt war der perfekte Zeitpunkt gekommen, um etwas gegen diese ungute Situation zu unternehmen, in der er sich befand.
Madelyn schüttelte dem Bandleader die Hand und wandte sich ab. Sie atmete tief ein und nahm den Saal kritisch, jedoch wohlwollend in Augenschein. Auch Eric atmete ebenfalls tief durch – Aufrüstung tat not für die Konfrontation – und setzte sich in ihre Richtung in Bewegung. Als er näher herankam, richtete sie ihr kritisches Auge auf ihn, von Wohlwollen keine Spur.
»Sieht alles super aus«, sagte er in der Hoffnung, das Eis zu brechen. »Mir gefällt Orange.«
Ihr Kinn reckte sich vor, ihr Blick wurde frostig, als sie erwiderte: »Das ist Pfirsich und Lachs, nicht Orange.« Als hätte er ihr mit ausgestreckter Hand gerade einen Haufen Hundescheiße gereicht.
Nun gut, für ihn waren Pfirsich und Lachs eben eine Schattierung von Orange; sollte sie ihn doch verklagen. Es war offensichtlich, dass sein Gerede um den heißen Brei zu gar nichts führte, und ebenso offensichtlich war, dass er die Art Small Talk nicht beherrschte, zumindest mit Madelyn Wilde nicht. Eric dachte, er könnte den sinnbildlichen Stier genauso gut bei den Konversations-Hörnern packen – oder etwas in dem Stil. »Mir gefällt Ihre Tochter«, sagte er unumwunden. »Wenn alles vorbei ist, will ich sie näher kennenlernen und schauen, was draus wird.«
Ihr klappte die Kinnlade herunter. »Haben Sie den Verstand verloren?«, fauchte sie.
»Kann gut sein«, stimmte er zu, »aber ich glaube eigentlich nicht.«
Spott hatte er in Madelyns Gesicht am wenigsten sehen wollen, doch da blitzte er auf, hatte die Verblüffung verscheucht. »Glauben Sie wirklich, Jaclyn wird sich, nachdem Sie sie so behandelt haben, mit Ihnen einlassen?«
Eric musste seinen Anflug von Ärger
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