Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
über sein Wesen.«
Saria zuckte die Achseln. »Kein Problem, aber früher oder später wird uns jemand entdecken, und dann gibt es womöglich Ärger.«
»Also müssen wir davon ausgehen, dass wir beobachtet werden?«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Dann halt das Boot an«, sagte Drake im Kommandoton.
Saria runzelte zwar die Stirn, doch sie gehorchte, sie wurde langsamer und stoppte das Boot. Nachdem es mit laufendem Motor auf dem Wasser zum Stillstand gekommen war, wandte sie sich zu ihm um. Drake winkte sie mit einem Finger zu sich heran. Sarias Stirnrunzeln wurde tiefer, trotzdem kam sie zu ihm herüber, wobei sie das sanfte Schaukeln des Wassers mühelos ausglich.
Drake fasste sie vorn an ihrem Sweatshirt und zwang sie, sich zu ihm herunterzubeugen. Um sich abzustützen, legte sie eine Hand auf seine Schulter, doch er ließ nicht locker und zog so lange, bis ihr Gesicht so nah war, dass sie seinen Atem spürte.
»Du hast mir heute Morgen keinen Kuss gegeben«, flüsterte er an ihren Lippen, und noch ehe Saria etwas erwidern konnte, nahm er sie mit seinem Mund in Besitz.
Wenn er Saria berührte, vergaß er den Rest der Welt – es gab nur noch sie beide. Für einen Mann, der sich stets im Griff hatte, war es etwas erschreckend, sich so in einem warmen Mund, einem exotischen Geschmack zu verlieren und ganz in einer Frau aufzugehen. Eigentlich hatte er nur vorgehabt, sich einen Guten-Morgen-Kuss zu holen, quasi seinen Tribut einzufordern, und vielleicht ihre Ruhe ein klein wenig zu erschüttern, doch der Kuss nahm schnell eine völlig andere Richtung.
Blitze zuckten vor seinen Lidern und er verschmolz mit ihr. Ging in ihr auf und schwebte gemeinsam mit ihr gen Himmel. Vergaß, wo sie waren. Es gab nur noch Saria, ihre weiche Haut und ihren heißen Mund. Er küsste sie wieder und wieder. Teilte sich mit ihr den Atem, der immer heftiger wurde. Er schwebte mit ihr durch die Lüfte. Ganz weit oben. Er nahm sie in seine Arme, drückte sie an sich und zog sie auf seinen Schoß. Die Bewegung brachte das Boot zum Schwanken, sodass er es ausbalancieren musste. Schuldbewusst hob Drake den Kopf, ganz erstaunt, dass er sich in ihrem himmlischen Mund so hatte verlieren können.
Saria presste die Stirn an seine und legte beide Hände auf seine Schultern. »Also ist es wirklich wahr.« Ihre weit aufgerissenen Augen hatten einen benommenen, leicht schockierten Ausdruck, den Drake reizend fand.
»Ja, wirklich, und wie«, stimmte er ihr zu. »Wehe, du vergisst das.«
»Es macht mir ein bisschen Angst«, gestand sie.
Drake nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Ich weiß, Saria. Und ich weiß auch, dass ich viel von dir verlange, indem ich dich bitte, mir zu vertrauen, aber ich sorge dafür, dass alles gut wird. Ich werde dich nicht enttäuschen.«
Saria betrachtete ihn eine ganze Weile. Das Wasser schlug sanft gegen das Boot und ein großer Vogel flog auf, der Flügelschlag, mit dem er sich in die Lüfte schwang, war erstaunlich laut. Drake sah den Zweifel auf Sarias Gesicht – aber auch ihre Entschlossenheit. Seine Frau würde nicht abhauen wie die Vögel, die ringsherum aufstiegen; sie würde die Sache zu Ende bringen, egal, wie viel Angst sie hatte. Jeder Beweis ihres Mutes band ihn noch enger an sie.
Drake grub eine Hand in ihr seidiges Haar und ballte die Faust. »Sie werden dich nicht einfach so hergeben, Saria. Das solltest du wissen. Deine Sippe ist klein und jedes weibliche Mitglied ist kostbar. Amos Jeanmard hat sein persönliches Glück für das der Gemeinschaft geopfert. Ich glaube, dass er hier der Anführer ist, aber er hat die anderen nicht mehr so gut im Griff wie früher. Über kurz oder lang wird ein jüngerer Leopard ihm die Führungsrolle streitig machen. Wenn das passiert, bevor deine Leopardin sich gezeigt hat, wäre es möglich, dass sie die Regeln ändern, was uns betrifft. Jedenfalls wird man erwarten, dass du bei deiner Sippe bleibst und dir hier einen Partner suchst, um die hiesige Linie weiterzuführen. Falls ein jüngeres Männchen Amos ablöst, könnte es die anderen dazu auffordern, dich zurückzuholen.«
»Und du kämpfst dann gegen sie alle zusammen.«
»Ich habe Erfahrung darin, sie nicht. Außerdem werden meine Männer bald da sein. Jeder einzelne davon ist kampferprobt.«
»Aber es geht um meine Freunde und meine Familie«, bemerkte Saria.
Zärtlich streifte Drake mit seinen Lippen über ihren Mund. »Ich bin auch ein Anführer, Saria. Und Anführer opfern ihre Leute nicht sinnlos.
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