Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
In den Händen hielten sie Steinschleudern. Die Drachen, die von den kleinen Steinen getroffen wurden, brüllten wütend auf und wurden sogleich durch einen Peitschenhieb des Reiters zur Ruhe gebracht. Die Steine wehrten zwar die Tiere ab, doch wirklich verletzten konnte man die Drachen damit nicht. Es schien fast so, als ob die Menschen Zeit gewinnen wollten. Aidan drehte sich zu einer Gruppe von Männern um.
„Macht euch bereit. Die Sonne ist fast untergegangen.“ Savannah versuchte erst gar nicht, aus diesen Worten schlau zu werden. Die Verwirrung bescherte ihr Kopfschmerzen. Einer der Drachen öffnete sein großes Maul und zielte direkt auf sie und Aidan. Ohne groß nachzudenken, denn dafür blieb keine Zeit, schrie sie eine Warnung. Doch Aidan blickte dem Tier nur seelenruhig in die Augen und wartete auf das, was da kommen würde.
Erst sah Savannah nur kleinen Funken im Rachen des Drachens. Doch dann kam eine heiße und zugleich tödliche Feuerfontäne auf sie zu. Savannah wurde von Aidan hinter sich gestoßen. Was dachte der Mann sich eigentlich? Lieber werde ich geröstet als die Frau hinter mir? Ihr blieben nur wenige Sekunden, um zu handeln. Denn sonst wäre sie knusprig schwarz und gut durchgegart. Savannah schloss ihre Augen, sammelte die Kraft in ihrem Innersten zusammen und stieß diese mit einem Mal nach draußen, vor Aidan. Durch die Wand aus Energie wurden sie nun vor den tödlichen Flammen geschützt und Aidan drehte sich erstaunt zu ihr um. Als er sie ansah, mit diesem seltsamen Blick, hatte Savannah das Gefühl, so etwas schon einmal erlebt zu haben.
Wie in einem Déjà-vu beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie. Es war, als ob die Welt um sie herum verschwinden würde. Da gab es nur diesen Druck auf ihren Lippen. Die Sonne war mittlerweile vollends untergegangen und wie von Zauberhand entzündeten sich Fackeln außerhalb der Höhlen, wodurch das gesamte Gebiet erhellt wurde. Aidan beendete den Kuss und schaute ihr noch für einige Sekunden in die Augen. Und da war es wieder. Diese verschiedenen Farben in seinen Augen. Anisha kam auf sie zugerannt, nickte ihrem Bruder kurz zu und sprang dann in die Tiefe. Savannah machte automatisch einen Schritt nach vorn, um sie aufzuhalten. Aidan, dem seine Ungeduld anzumerken war, drehte sich nun auch in Richtung des Abgrunds. Seltsamerweise schien er nicht besorgt darüber zu sein, dass seiner Schwester sich soeben in den Tod gestürzt hatte.
„Wenn der Kampf gewonnen ist, müssen wir reden.“ Nach diesen Worten nahm er Anlauf und sprang wie seine Schwester zuvor in den Canyon hinunter. Savannah, die nun aus ihrer Starre erwachte, sprang erschrocken an den Rand des Abgrunds - nur um einige Sekunden später erschrocken zurückzuweichen. Zwei Drachen tauchten aus der Dunkelheit auf, die wesentlich größer waren als die mit den Reitern. Der größere hatte die Farbe des Meeres, azurblau mit einigen helleren Farbschattierungen an Schwanz und Kopf. Seine Augen waren auf sie gerichtet, als er in die Höhe stieg. Der andere Drache war kleiner und orangegelb schattiert.
Wie bei einer Sekte, die Massenmord begeht, sprangen die Menschen um sie herum ebenfalls in die Tiefe. Mehr und mehr Drachen aller Größen und Farben schossen aus der Dunkelheit auf die Angreifer zu. Feuer speiende Fabelwesen ließen den Nachthimmel taghell aufleuchten.
Savannahs Verstand kämpfte noch mit dem, was in ihren Gedanken Gestalt annahm. Nola hatte von Gestaltwandlern erzählt. Der blaue Drache, der ihr in die Augen geschaut hatte, hatte ein Gefühl des Wiedererkennens in ihr ausgelöst. Rein logisch wollte ihr Verstand den Verdacht abwiegeln. Doch wenn sie in der Lage dazu war, Stürme heraufzubeschwören, warum sollte dann Aidan nicht in der Lage sein, sich in einen Drachen zu verwandeln? Gott, wie sehr wünschte sie sich momentan Einsamkeit und Ruhe. Savannah unterdrückte ein hysterisches Kichern. Wenn das hier vorbei war, dann würde Aidan ihr so einiges erklären müssen.
Der Kampf dauerte etwa eine Stunde, in der Savannah immer wieder Pfeilen und Feuerattacken ausweichen musste. Aidan kämpfte unerbittlich, war aber nie weit von ihr entfernt. Einige Male wehrte er Feinde ab, die einen erneuten Angriff auf sie starten wollten. Es war so, als habe sie ein rotes Kreuz auf ihrem Rücken mit der Aufschrift
Hier ist die Beute, bitte hierher zielen
. Auch die anderen Drachen ohne Reiter beschützten sie hin und wieder. Das Blut der Verletzten bildete einen merkwürdigen
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