Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
dass du es noch nicht erfährst. Erst wenn ich die Erlaubnis gebe, wird er seine Geschichte zu Ende erzählen. Hast du mich verstanden, Cailleach?“
Die letzten Worte wurden mit einem Hochmut ausgesprochen, der Savannah die Haare zu Berge stehen ließ. Sie spürte, wie Funken aus ihren Fingerspitzen auf die Erde fielen und explodierten. Sie hatte keine Ahnung, wozu diese
Göttin
imstande war, doch sie würde sich von niemandem sagen lassen, was sie zu tun und zu lassen hatte. Schon gar nicht von einer blinden Frau mit weißen Haaren, auch wenn es vielleicht nicht klug war.
„Und du, oh Göttin, glaubst, dass ich einfach das tue, was du mir befiehlst? Ich werde für niemanden die Untergebene spielen.“
Während Savannah sprach, bildete der Mund der Fremden einen harten Strich und ihre Gestalt wurde noch gerader und autoritärer.
„Ich bin keine Marionette ohne eigenen Willen. Was zum Geier ist das hier nur für eine komische Welt?“ Savannahs Stimme wurde immer lauter. Fast schon hysterisch.
„Erst werde ich hierhergeführt, weil meine Mutter und Nola entführt wurden, dann verschweigt man mir etwas, dass ja extrem wichtig zu sein scheint und jetzt werde ich auch noch von einer Göttin wie eine hirnlose Untergebene behandelt. Vor einem Monat habe ich noch nicht einmal geglaubt, dass es Götter gibt!“
Ehe der Sturm losbrechen konnte, der sich bereits am Himmel andeutete, hob die Frau ihre Hand und zuckte einmal mit den Fingern. Schon war der Himmel wieder klar. Von den dunklen Wolken war keine Spur zu sehen. Als die Frau ihre Augen öffnete und Savannah nur schwarze Löcher sehen konnte, trat sie erschrocken einen Schritt zurück. Doch die Worte der Frau erstaunten sie noch mehr.
„Ich entschuldige mich für mein Verhalten, junge Savannah. Doch ich musste dich auf die Probe stellen, ob du dich mir entgegenstellen würdest oder nicht.“
Savannah, deren Wut nun verschwunden war, stieß einen tiefen Seufzer aus.
„Warum? Was genau soll das Ganze hier?“
Die Frau schloss nun wieder ihre Augen, sodass man nur die Lider mit den langen Wimpern erkennen konnte. Ihre Schönheit musste den Männern buchstäblich den Atem rauben. Und doch erkannte Savannah eine tiefe Traurigkeit in ihren Gesichtszügen. „Mein Name ist Shima, ich bin die Göttin der Elemente und habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Gestaltwandler zu schützen. Und dafür brauche ich deine Hilfe, Savannah.“
Der Hochmut und die Erhabenheit waren nun vollkommen aus der Stimme und der Haltung der Göttin verschwunden. Ihr Gesicht wirkte wesentlich freundlicher und Savannah verspürte eine unerwartete Sympathie zu der fremden Frau.
„Wie kann ich helfen? Aidan erwähnte bereits einen Zauber, den mein leiblicher Vater begonnen hat. Ich denke, er möchte, dass ich den Zauber beende. Doch wie? Ich habe von so etwas keine Ahnung und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich mehr darüber wissen möchte.“
„Du musst Geduld haben. Und mir vertrauen. Schau tief in dich hinein, dort wirst du spüren, dass ich dir die Wahrheit sage. Wenn du das erfährst, was Aidan dir erzählen möchte, verhindert das eventuell, dass du deine vollständige Kraft entwickelst. Es würde dich zu sehr ablenken und durch dieses Geheimnis würden Kräfte in dir geweckt, Kräfte, die es Alec einfacher machen, dich aufzuspüren. Momentan hat er noch keine Verbindung zu dir hergestellt, doch das kann sich ändern.“
Nun lief Shima nervös hin und her und machte damit Savannah ebenfalls unruhig.
„Was genau heißt das? Dieses Geheimnis weckt Kräfte in mir, die nicht geweckt werden sollen und auf der anderen Seite soll ich meine Kräfte weiterentwickeln? Hörst du eigentlich selbst, wie verrückt sich das alles anhört?“
Erschrocken hielt sich Savannah die Hand vor den Mund, denn das irre Lachen, das sie gerade gehört hatte, kam tatsächlich von ihr. Shima, die nun vor ihr stand, hielt ihr die rechte Hand entgegen.
„Ich werde dir einen Einblick gewähren, den ich nur wenigen Sterblichen erlaube. Reiche mir die Hand und du wirst wissen, was ich meine.“
Wie damals bei Aidan zögerte Savannah nur kurz, bevor sie entschlossen die Hand der anderen Frau ergriff. Die Macht und Weisheit Shimas überwältigten sie. Eine Wärme ging auf sie über, die sie nie für möglich gehalten hatte. Und wie Shima es versprochen hatte, verstand Savannah. Sie sah Bilder von Verwüstung und Tod. Gewalt erzeugte wieder Gewalt. Diese Welt beherbergte so viele Seelen, so viele Lebewesen.
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