Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
konnte sie tiefe Krallenspuren in der Erde sehen. Instinktiv wusste sie, wem sie gehörten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Vielleicht bildete sie sich das alles nur ein, doch dieser Ort jagte ihr irgendwie Angst ein. Bewusst versuchte sie, dieses Gefühl zu verdrängen. Als sie sich auf den schwarzen Boden setzte, ließen die Anderen ihr zumindest die Illusion des Alleinseins. Instinktiv spürte sie, dass Aidan sich nicht allzu weit von ihr entfernen würde. Lange Zeit saß sie dort, vor sich der Abdruck der Krallen ihres Vaters. Immer wieder fuhr sie mit den Fingern die Vertiefungen in der verbrannten Erde nach. Die Last der Verantwortung auf ihren Schultern erschwerte ihr die ganze Sache zusätzlich. Was würde geschehen, wenn sie es nicht schaffen sollte, wo doch alle auf sie vertrauten? Doch sie hatte von so etwas überhaupt keine Ahnung. Sie war ein Mädchen aus der Stadt. Keine Hexe mit Superkräften aus einem Film. Als ein kleiner Windhauch durch ihre Haare fuhr, wurde sie ruhiger.
Vertraue dir selbst. Zweifel unterdrücken deine Kräfte.
Das war Catoris Stimme. Zum zweiten Mal stand ihr die fremde Frau in einer schwierigen Situation bei. Wie aus dem Nichts spürte sie die andere Frau, als ob sie neben ihr stehen würde.
Laylah musste die Energie ihrer Schwester ebenfalls bemerkt haben, denn sie schaute sich suchend um. Aidan hingegen hatte sich ein Stück weit entfernt hinter Savannah hingesetzt. So konnte er sie immer im Blick behalten. Ruhig suchte er die Umgebung immer weiter nach Feinden ab. Conlan bewege sich in Kreisen um die kleine Gruppe herum. Soweit Aidan das beurteilen konnte, war der Mann selten ruhig. Immer musste er in Bewegung sein. Doch auf seine Art hielt er so ebenfalls Wache.
„Was ist, wenn ich es nicht schaffe?“, flüsterte sie. Savannah hoffte, dass die Worte Catori erreichen würden.
Dann werden wir einen anderen Weg finden. Warum zweifelst du an dir? Deine Kraft stammt aus deinem Innersten. Schließe einfach die Augen und denke an das Vergangene, das einst geschah. Die Kraft des großen Drachens, der hier seine Spuren hinterließ. Sein Blut fließt in deinen Adern.
Savannah atmete tief ein und aus und folgte Catoris Rat. Es dauerte eine Weile, doch dann kreisten ihre Gedanken immer wieder um ihren Vater. Sie stellte sich einen großen Drachen vor, der hier an dieser Stelle landete. Als ob sie träumen würde, erschienen die Bilder in ihren Gedanken. Es war tiefste Nacht. Der Drache schaute sich um und sah vor seinem inneren Auge das längst erloschene Feuer, das einst an diesem Ort gewütet hatte. Gierig verschlang es das Leben. Bäume ächzten unter den züngelnden Flammen. Tiere flohen vor der Zerstörungsgewalt. Als das Feuer keine Nahrung mehr fand, verschwand es nach und nach. Bis zum Schluss nur noch eine schwarze Ebene übrig blieb. Als der Drache sich verwandelte, erkannte Savannah Angus. Im Traum war er ihr stark und ausgeglichen vorgekommen, doch nun sah er müde aus. Sein Gesicht machte einen so traurigen Eindruck, dass Savannah tiefes Mitleid empfand. Seine Beine sackten unter seinem Körper weg, sodass er auf dem Boden kniete. Mit einer Hand grub er in der verbrannten Erde. Als er die Hand hob, rieselten feine Sandkörner durch seine Finger. Die Worte, die er dabei flüsterte, konnte Savannah nicht verstehen. Verzweifelt versuchte sie, ein paar Fetzen aufzuschnappen, doch vergeblich. Als das letzte Sandkorn aus seiner Hand fiel, hob er ruckartig den Kopf nach oben.
Die Atmosphäre veränderte sich, als das Brüllen von Drachen an ihre Ohren drang. Savannah sah etwa ein Dutzend Drachen vom Himmel stürzen. Auf den Rücken der feindlichen Angreifer saßen Männer, die sich gegenseitig etwas zuriefen. In den Händen hielten sie Fackeln. Angus reagierte schnell und verwandelte sich ebenfalls. Er wollte seine Angreifer weglocken, denn er erhob sich in die Lüfte und schnappte mit seiner riesigen Schnauze nach einem der kleineren Drachen, ehe er in Richtung des Vulkans davonflog. Die Drachen mit den Reitern folgten ihm. Das wütende Brüllen der Tiere verursachte Savannah eine Gänsehaut. Frustriert schlug sie mit der Faust auf den Boden, denn die Bilder verblassten und noch immer wusste sie nicht, wie sie den Zauber vollenden konnte. Die Männer und Laylah sahen sie abwartend an, doch keiner kam zu ihr. Dankbar schloss sie die Augen. Als ihr die Beine anfingen wehzutun, verlagerte sie ihre Position ein wenig. Irgendwann wurden ihre Glieder schwer. Fast hatte
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