Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
brauchte mehrere Anläufe, um sich aufzusetzen. Das Schlimmste war jedoch, dass sie Gitterstäbe an ihrem Rücken spürte. Vor ihren Augen tauchte das Bild einer Gefängniszelle auf. Gab es so etwas überhaupt in dieser Welt? Wo war Aidan? Wo waren Conlan und Laylah? Da sie nichts sehen konnte, versuchte sie, etwas zu hören. Doch nur eine umbarmherzige Stille umgab sie. Savannah wusste nicht, wie lange sie so dasaß und die Sorgen sie fast dazu brachten, laut zu schreien.
Als sie hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, spannte sich ihr gesamter Körper an. Ihr Fluchtinstinkt meldete sich. Doch noch immer konnte sie nichts sehen. Mühsam bekam sie ihren Körper dazu, aufzustehen, wobei sie sich an den Gitterstäben hochzog. Dann wartete sie. Als rechts von ihr ein Streichholz angezündet wurde, unterdrückte sie den Schrei, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. In diesem Moment war sie eine junge Frau, die noch zur Schule ging und sich um ihre Mutter kümmerte. Vergessen war die Macht, die sie zuvor gespürt hatte. Ob sie es geschafft hatte? Ihr Herz raste, ihr Mund war trocken. Die rechte Hand hatte sie schmerzhaft um einen der Gitterstäbe geschlungen.
Erst als mit dem Streichholz eine Kerze angezündet wurde, sah sie das Gesicht eines Mannes, der sie anstarrte. Mit der Kerze in der Hand ging er im Zimmer umher und zündete weitere Kerzen an, die überall verteilt waren. Es war tatsächlich ein normales Zimmer. In einer Ecke standen ein großer Tisch und ein Sessel. An den Wänden waren Bücherregale und kleinere Schränke. Ein großes Fenster wurde durch einen Vorhang verdeckt. Savannah selbst befand sich in einem Käfig, der an der Wand gegenüber der Tür stand. Viel Platz hatte sie nicht. Wahrscheinlich konnte sie sich nicht einmal lang ausgestreckt hinlegen, ohne mit dem Kopf und den Füßen an die Gitterstäbe zu kommen. Noch immer sagte der Mann nichts. Mittlerweile war er ein paar Schritte von ihr entfernt stehen geblieben. Als er sprach, klang seine Stimme völlig normal, jedoch ohne die Spur irgendeiner Emotion.
„Weißt du, wer ich bin?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Mein Name ist Alec.“
Savannah schwieg weiterhin. Was hätte sie auch sagen sollen? Vor ihr stand der Mann, der ihre Mutter und Nola entführt hatte. Der den Krieg mit den Drachen angefangen hatte. Und nun hatte er sie entführt. Jetzt regte sich neben der Angst Trotz in ihr. In Gedanken spuckte sie ihm einfach ins Gesicht, doch da er zu weit entfernt stand, straffte sie ihre Schultern – trotz der Schmerzen – und schaute ihn fest an. Diesen Blick hatte sie schon früher angewandt, wenn sie von ihren Mitschülern ausgeschlossen oder schlecht behandelt worden war.
„Ich kann nicht glauben, dass ich nur für dich solch einen Aufwand betrieben habe. Sieh dich an. Du sollst eine Cailleach sein? Du bist schmutzig.“
Alec ging ein paar Schritte um sie herum, ehe er fortfuhr: „Deine Kleidung ist zerrissen, du blutest wie alle anderen Menschen auch. Hast du Angst?“
Nun klang seine Stimme nicht mehr emotionslos. Vielmehr hörte Savannah ein Interesse heraus, das ihr eine Gänsehaut bescherte. So mussten sich die Frauen in diesen Horrorfilmen fühlen, wenn sie dem wahnsinnigen Killer begegneten. Doch noch immer schwieg sie. Als er keine Antwort bekam, ging er nah an das Gitter heran, seine Hand strich über einen der Stäbe, wobei seine Augen der Bewegung folgten, ehe er wieder Savannah anschaute.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Vorerst zumindest nicht. Wir haben noch genügend Zeit, um einander kennenzulernen.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Eigentlich müsste ich dich sofort töten. Doch du kannst mir dankbar sein. Ich habe vor, noch ein wenig mit dir zu experimentieren, ehe ich meinen Anweisungen nachkomme.“
Als der Mann zur Tür ging und diese hinter sich schloss, blieb Savannah noch eine Weile stehen, ehe sie sich traute, sich wieder auf den Boden zu setzen. Immer wieder klangen seine Worte in ihren Gedanken nach. Was meinte er damit? Seinen Anweisungen folgen? Experimentieren?
Savannah saß noch lange so da. In Gedanken malte sie sich reine Horrorszenarien aus. Als die Kerzen erloschen und sie wieder mit der Dunkelheit allein war, schlief sie ein.
Aidan stand vor den Toren von Conlans Burg. Sein Körper war angespannt, sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust. Sein Drache zerrte an den Ketten, die er ihm auferlegt hatte. Blinde Wut würde in dieser Situation nicht
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