Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
verblasste das Bild wieder. Der Gott lächelte sie an, doch er sagte nichts mehr.
Als sie die Augen wieder öffnete, lag sie noch immer auf derselben Stelle. Sie hatte sich vorsichtig aufgesetzt und befühlte ihre Wunde. Die Stelle, an der die Klinge sie verletzt hatte, war verheilt. Als sie aufstand, schaute sie sich nicht um. Stattdessen lief sie einfach zurück zur Wiese. Um sie herum war es noch immer still. Aus einiger Entfernung konnte sie noch den Geruch des Todes und der Verwüstung wahrnehmen. Von da an wartete sie. Die ganze Zeit über war sie allein. Ihre Magie war fast verschwunden, denn eine Fee alleine kann ohne den Schutz einer Gruppe kaum überleben. Niemand aus ihrem Dorf kehrte zurück. Der neue Schnee überdeckte die Überreste ihres Dorfes. Das Weiß täuschte das Auge und gaukelte ihm eine friedliche Landschaft vor. Dieser Gedanke brachte sie wieder in die Gegenwart. Sie wusste, dass Savannah wartete.
„Ich hätte an diesem Tag eigentlich sterben müssen. Doch der Gott der Unterwelt schloss mit mir einen Pakt. Ich sollte euch – besonders dich – im Auge behalten und ihm Informationen weitergeben.“ Savannah schüttelte den Kopf.
„Deshalb konnte Alasar immer aus der Unterwelt fliehen. Asha wollte mir helfen.“ Aysa nickte.
„Ich danke dir“, sagte Savannah mit belegter Stimme. Doch Aysa reagierte nicht und starrte wieder das Bild an. Sie saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander. Dann stand Savannah schließlich auf. Leise verließ sie den Raum und ließ Aysa allein.
Als sie wieder an der Küche vorbeiging, war der Koch immer noch dabei, das Frühstück zuzubereiten. Vor einer Tür, die hinaus auf den Übungsplatz des Clans führte, stand Nola. Ihre Hand hatte sie auf den Türgriff gelegt, doch sie rührte sich nicht.
„Nola?“, fragte Savannah. Ihre Großmutter schaute auf, doch ihr Blick war leicht verklärt. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Nola ihre Enkelin ansah.
„Hast du schlafen können?“, fragte sie Savannah. Als diese nickte, sagte sie: „Das ist gut.“ Doch noch ehe Savannah etwas erwidern konnte, kam Gavin die Treppe hinuntergelaufen. Sein Blick fiel sofort auf Nola, was Savannah nicht zum ersten Mal aufgefallen war.
„Guten Morgen“, grüßte er die beiden Frauen.
„Guten Morgen Gavin“, erwiderte Savannah, da Nola anscheinend nicht vorhatte, etwas zu sagen.
„Savannah, würdest du uns kurz alleine lassen?“, fragte er. Nach einem prüfenden Blick auf ihre Großmutter nickte Savannah, dann ging sie in Richtung Übungsplatz davon.
Abwartend stand Nola da, Gavin beobachtend.
„Hast du schon gefrühstückt?“ Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet.
„Nein. Noch nicht.“
Als er sie siegessicher anlächelte, wurde ihr bewusst, was für ein gutaussehender Mann er war. Sie selbst hatte sich noch nicht an ihr verändertes Äußeres gewöhnt.
„Darf ich dir dann Gesellschaft leisten?“
Da ihr nicht einfiel, womit sie ihn hätte abwimmeln können, nickte sie zustimmend. Als er sie am Arm griff und die Treppe hinaufführte, war Nola zuerst zu überrascht, um etwas zu sagen.
„Wohin gehen wir? Wenn ich mich nicht irre, liegt die Küche dort“, sagte sie trocken.
Er lachte. „Ich dachte mir, dass wir das schöne Wetter ausnutzen sollten. Nicht mehr lange, dann kehrt der Winter zurück.“
Diese Bemerkung machte ihr klar, wie lange sie bereits hier waren. Komisch, es erschien ihr wie ein ganzes Leben. In den letzten Wochen hatte sich Nolas Welt verändert. Ein Schmerz war die ganze Zeit über dagewesen, doch nun, als sie an ihre Tochter dachte, stach er mit tausend kleinen Nadeln in ihr Herz. Gavin, der zu spüren schien, woran sie dachte, fuhr ihr sanft über die Hand. Nola drängte die Tränen zurück, die sich unaufhaltsam ihren Weg bahnten. Am Ende der Treppe befand sich eine Tür, die Gavin schwungvoll aufstieß. Zusammen traten sie auf eine Terrasse. Die Sonne schien warm auf sie hinunter. Sie konnte sogar die Vögel singen hören. Mitten auf dem Platz hatte Gavin einen Tisch vorbereitet. Zwei Stühle standen für sie bereit. Eine einzelne Rose in einer weißen Vase wiegte sich in einer leichten Brise. Seltsamerweise schien nun Gavin nervös zu sein. Er führte sie zu ihrem Stuhl und wartete, bis sie saß, eher sich selbst setzte. Der Tisch war randvoll gedeckt. Erstaunt sah ihn Nola an.
„Warum machst du das?“, fragte sie ihn.
„Das Frühstück?“
„Ja, nein, ich meine alles. Warum verhältst du dich so? Was versprichst
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