Feuerhimmel (German Edition)
treiben.
Sie gingen zusammen ins Krankenhaus und erfuhren, dass Angel in ein normales Krankenzimmer verlegt worden, aber noch immer ohne Bewusstsein war.
„Ich wünschte, wir hätten bessere Nachrichten“, sagte Dr. Burton. Er war groß und dünn und hatte lange schmale Finger. Der Mann schien ehrlich besorgt zu sein. „Zumindest ist sein Zustand stabil, seine Vitalfunktionen sind sehr kräftig.“
„Das ist ja schon mal was.“ Gabe sah zu dem Jungen hinunter, der einmal so voller Leben und Energie gewesen war. Seine glatte gebräunte Haut wirkte bleich, die Wangen eingefallen. Eine Hand lag schlaff auf der Bettdecke und war von seinem Sturz noch verschorft und zerkratzt. Gabe bekam Gewissensbisse, weil der Junge womöglich seinetwegen so viel hatte durchmachen müssen.
Gleich darauf verspürte er eine unglaubliche Wut auf diesen Mistkerl, den sie noch immer nicht gefunden hatten.
„Mattie!“ Rosa Ramirez hatte sie neben Angels Bett entdeckt, kam herübergelaufen und umarmte sie in einer fast verzweifelten Geste.
„Señor Raines“, sagte sie zu Gabe, als sich die Frauen wieder losließen. „Vielen Dank, dass Sie vorbeigekommen sind, um meinen Sohn zu besuchen.“
„Wir hoffen alle, dass er bald wieder gesund wird“, entgegnete Gabe.
Sie unterhielten sich eine Weile. Gabe fragte sie nach ihren anderen beiden Kindern, was sie zum Lächeln brachte. Schließlich entschuldigte er sich und ließ die Frauen an Angels Bett zurück.
Auf dem Weg zum Truck rief er Sam an. Der war gerade auf dem Weg von Greenwood zu den Towern, um zu sehen, wie die Arbeit dort voranging. Gabe warf den Motor seines Wagensan und fuhr ebenfalls zu dieser Adresse. Er hatte immer noch seine Arbeit zu erledigen, musste Rechnungen bezahlen und Termine einhalten.
Aber er musste ständig an den blassen und so böse zugerichteten Ramirez-Jungen denken.
Oder an Artie Roser, eingeschlossen und zu Tode gekommen in den Flammen.
Morgen würde er Arties Frau besuchen. Wenn es sich bei dem Brandopfer wirklich um Artie handelte, konnte er ihr zumindest sein Beileid aussprechen.
Erneut überkam ihn dieses Schuldgefühl, und sofort versuchte er es wieder zu verdrängen.
Mattie wartete bereits vor dem Krankenhaus, als Gabe vorfuhr, um sie abzuholen. Sie öffnete die Tür und kletterte über die Chromstufe auf den Beifahrersitz, inzwischen an die Höhe der Fahrerkabine gewöhnt.
„Alles in Ordnung?“, fragte Gabe.
„Rosa geht es jetzt wieder viel besser. Sie ist eine starke Frau.“
Gabe nickte nur. „Ich dachte, wir fahren vielleicht bei dir vorbei, damit du ein paar Sachen einpacken kannst, die du mit zu mir nehmen willst. Dwayne wird bald von der Arbeit nach Hause kommen. Wir könnten dann von mir aus zu ihm fahren.“
„Können wir machen.“
Als sie Matties Apartment verlassen hatten und Richtung Oak Lawn durch Straßen mit bescheidenen Familienhäusern fuhren, dämmerte es bereits. Wie Gabe ihr gesagt hatte, war Dwayne „Doberman“ Penser verheiratet und hatte zwei kleine Kinder, einen Jungen und ein Mädchen.
Eine schlanke dunkelhäutige Frau öffnete ihnen die Tür.
„Gabe! Komm doch rein!“ Mit ihrem geschmeidigen Gang, dem Turban und großen goldenen Creolen sah diese schöne Frau aus wie eine Abbildung in einem Afrikareisemagazin. „Ich bin Viola Penser, Dwaynes Frau“, stellte sie sich Mattie vor.
„Ich heiße Mattie Baker. Wie nett, Sie kennenzulernen!“
„Dwayne ist gerade nach Hause gekommen. Warum macht ihr es euch nicht schon mal bequem, ich sage ihm, dass ihr da seid.“
Als sie ins Wohnzimmer kamen, hörten sie das Lachen der Kinder von nebenan. Gabe und Mattie gingen über den dunkelbraunen Teppich zum braun karierten Sofa hinüber. Der Raum war ordentlich aufgeräumt, bis auf einen Stapel Puzzlespiele, ein paar herumliegende Dominosteine und ein Malbuch, das auf dem Kaffeetisch aus Walnussholz lag. Ein kleiner Stoffhase lugte hinter einem der Sofakissen hervor.
Dwayne kam herein. Er war ein großer, sehr gut aussehender Mann mit kurzem schwarzen Haar, großen braunen Augen und dichten schwarzen Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte. Mattie staunte immer mehr über diese Marines.
„Hey, Mann! Lange nicht gesehen.“
„Viel zu lange.“ Gabe lächelte breit, als er seinem Freund die Hand schüttelte und sie sich gegenseitig auf die Schulter klopften.
In diesem Augenblick erschienen zwei kleine Gesichter an der Tür. Als die beiden Gabe entdeckten, kicherten sie erfreut und rannten auf
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