Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen
zeigen.«
Swensen
zieht seinen Ausweis aus der Jackentasche und hält ihn dem Mann unter die
Augen. Der nickt zustimmend, steckt einen Sicherheitsschlüssel ins Schloss und
dreht ihn zweimal herum. Die Tür springt auf. Swensen kann den Mann gerade noch
davon abhalten, blindlings in die Wohnung zu marschieren.
»Würden
Sie mir bitte den Schlüssel aushändigen, Herr …?«
»Heinrich
Kolbe, Herr Kommissar!«
»Also,
Herr Kolbe. Die Spurensicherung wird die Wohnung untersuchen und danach wird
sie bis auf weiteres versiegelt. Wir werden den Hausbesitzer unterrichten.
Haben Sie Adresse und Telefonnummer?«
Der
Hausmeister dreht den Schlüssel vom Bund und kritzelt ohne ein Wort zu sagen
die Adresse auf einen Zettel, den Swensen ihm mit einem Stift gereicht hat.
Danach verschwindet er mit missmutigem Gesicht die Treppe hinunter. Swensen
steckt den Schlüssel in die Hosentasche und wirft einen kurzen Blick durch die
geöffnete Tür. Jemand hat die gesamte Einrichtung in ihre Bestandteile zerlegt.
Er lehnt sich an den Türpfosten und wartet.
Mielke
war ihm am Morgen mit seinem Anruf mitten in die Meditation geplatzt. Da er
sich zurzeit sowieso nicht besonders gut konzentrieren konnte, hatte er den
Hörer abgenommen und die frenetische Stimme des Oberkommissars hatte ihn
gänzlich in den Alltag zurückgeholt: »Wir müssen nach Kiel, Jan! Es gibt diesen
Habib Hafside wirklich. Ich hatte so eine Intuition gehabt, mit der
Landeshauptstadt zu beginnen. Und bingo, goldrichtig! Hab soeben die E-Mail von
der Ausländerbehörde im Computer gefunden. Die haben einen Habib Hafside in
ihren Akten. Der Mann ist Tunesier, hat Schiffsbau studiert und besitzt eine
unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung; Adresse und Arbeitsstelle, alles da.
Colditz meint, wir beide sollten die Ermittlungen vor Ort übernehmen. Hollmann
und sein Team sind schon informiert. Ich fahr bei denen im Wagen mit. Nimm du
bitte deinen eigenen, hier ist alles im Einsatz. Wir sehen uns in Kiel!«
Swensen
sieht ungeduldig auf die Uhr, als unten im Treppenhaus ein Getrappel einsetzt,
das schnell näher kommt. Mielkes schwarzer Bürstenhaarschnitt taucht als e rstes auf. Er grüßt kurz, während
Hollmanns Truppe kopfnickend im Gänsemarsch an beiden vorbei in die Wohnung
geht. Als l etzter taucht Hollmann
auf.
Vierzig
Minuten später gibt das Spurenteam das Wohnzimmer frei. Swensen lässt sich
Handschuhe und Fußschutz reichen, steigt vorsichtig über herausgerissene
Schubladen und stöbert in den Papieren, die wahllos über den Boden verstreut
liegen. Mit sicherem Instinkt zieht er eine Exmatrikulationsurkunde der
Fachhochschule Kiel aus dem Chaos. Habib Hafside war vom 01.09.1995 bis zum
15.01.2000 im Fachbereich Maschinenbau eingeschrieben gewesen, registriert der
Kriminalist. In der Ecke hält Mielke eine Zeitung in die Höhe.
»Hier
liegt ein ganzer Stapel davon«, ruft er herüber. »Die oberste ist vom Donnerstag,
dem 6. September.«
»Das
ist über vier Wochen her. Guck doch mal, ob irgendwo noch was rumliegt,
vielleicht das Fernsehprogramm!«
Mielke
stelzt über einige Holztrümmer in Richtung eines umgestürzten Schränkchens in
die Ecke des Zimmers. Ein kleiner Fernseher, der wahrscheinlich vorher darauf
gestanden hatte, ist unter den Wohnzimmertisch gerollt. Der Oberkommissar sucht
den Boden ab, bückt sich und winkt mit der Fernsehzeitung in der Hand zu
Swensen hinüber.
»Die
Seite vom 6. September ist aufgeschlagen!«
»Spricht
einiges dafür, dass der liebe Hafside am 6. September noch daheim war, oder?
Was meinst du, Stephan, ob dieser Schlamassel hier von ihm selbst angerichtet
wurde?«, fragt Swensen.
»Warum
sollte der seine Einrichtung zerlegt haben?«, fragt Mielke zurück.
»Die
Wohnungstür war unversehrt. Wenn das alles erst nach seinem Verschwinden
passiert sein sollte, müsste schon jemand einen Schlüssel gehabt haben.«
»Ich
mach mal die Ochsentour durchs Haus«, kündigt Mielke mit gequälter Stimme an
und turnt vorsichtig in Richtung Wohnungstür. »Vielleicht wurde unser Mann ja
nach dem 6. September doch noch irgendwo gesehen.«
»Wir
sind im Schlafzimmer fertig«, informiert Hollmann Swensen. »Du kannst jetzt in
den Raum, Jan. Dort liegen etliche Aktenordner.«
»Habt
ihr persönliche Papiere gesehen, Pass, Bank- oder Krankenkassenkarte?«
»Nichts,
nicht mal ein Foto!«
Drei
Männer im weißen Overall verschwinden im Badezimmer, während die anderen im
Wohnzimmer die Spurentütchen einpacken und ihr Werkzeug in den
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