Feuermohn
bedeutet, du würdest dich also auch in Bezug auf alltägliche Dinge – wie beispielsweise die Nahrungsaufnahme – von mir führen lassen?“
Ihr wurde heiß, kochend heiß. Sie nickte, spürte das brennende Verlangen, sich in jeder Hinsicht seiner Dominanz zu überlassen. Diese Fantasie war Futter für ihre devote Ader, eine übersprudelnde Lebendigkeit schoss durch ihren Leib. Die Vorstellung, seine Dominanz und ihre Unterwerfung über die erotischen Spielchen hinaus wachsen zu lassen, gefiel ihr.
„Ich lasse mich gern von dir führen.“
Seine Augen verengten sich. Seine Miene war ernst. Aus Gründen, die sich ihr nicht erschlossen, wechselte er urplötzlich das Thema, schlug schließlich einen Spaziergang vor. Er erzählte davon, wie er die Nacht des Feuermohns als Kind erlebt hatte, von seinem Großvater, wie sehr er Mohnblumen liebte, hörte interessiert zu, als sie von sich erzählte, über ihren Beruf, ihre Hobbys und Vorlieben.
„In den Garten habe ich mich sofort verliebt.“ Anna lächelte. Ihre Blicke schweiften über das bunte Blumenmeer, die verwunschenen Pfade.
„Tja, der Gärtner hat einen grünen Daumen, und er versteht sich prima darin umzusetzen, was Großvater und mir vorschwebt. Komm mit, ich zeig dir unsere hellblaue Alraune. Sie hat eine fast menschenähnliche Gestalt, und ihr wurden im Mittelalter magische Kräfte zugesprochen.“
Voller Ehrfurcht betrachtete Anna diese Zauberwurzel. „Sie ist wunderschön.“
„Außerdem ein Glücksbringer. Dem Volksglauben nach wuchs sie überall dort, wo der Fuß eines Gottes den Boden berührte.“
Vorsichtig legte Anna ihren Finger ganz leicht auf den Kopf dieser magischen Pflanze. „Du wunderschönes Zaubergewächs. Gib gut acht auf dich.“
„Vorsicht!“ Aaron lachte leise. „Sie kann Rauschträume verursachen, bei denen alle Hemmungen ausgeschaltet werden.“
In ihren Augen blitzte es auf. „Dafür brauche ich keine Alraune. Es reicht deine bloße Nähe.“
Nachdenklich schaute er auf sie herab. Diese Frau erstaunte und interessierte ihn immer mehr. Er schätzte ihren wachen Geist, ihre Natürlichkeit. Sie hatte es nicht nötig, sich hinter Phrasen zu verstecken, stand zu dem, was in ihr vorging – und das in jeder Beziehung. Die Gespräche mit ihr waren geistreich und alles andere als ermüdend, ihr Humor und ihre Schlagfertigkeit umwerfend. Im krassen Gegensatz dazu stand ihre süße und unbedingte Hingabe beim Liebesspiel. Eine Frau voller Gegensätze, die nicht attraktiv und anziehend war, weil sie in einer schönen Hülle steckte, sondern aus viel tiefer liegenden Gründen.
Anna errötete unter seinem intensiven Blick, spürte jedoch keine Unsicherheit. Die letzten Stunden hatten ihr den Menschen Aaron etwas näher gebracht. Sie konnte ohne Weiteres dazu stehen, sich auf erotischer Ebene in seiner Hand wie Butter in der Sonne zu fühlen, ohne sich in Situationen wie diesen zu verlieren. Dieses Bewusstsein beschwingte sie, fühlte sich herrlich leicht an.
Glücklich lächelnd warf sie ihm einen Blick zu, bemerkte seine Abwesenheit, den nachdenklichen Gesichtsausdruck.
„Erde an Aaron … Erde an Aaron. In welchen Sphären schwebst du? Überlegst du dir gerade eine neue Methode, deinen Harem unter Kontrolle zu halten?“ Sie lachte fröhlich.
„Wieso Harem?“ Aaron zwinkerte ihr betont unschuldig zu. „Du zeichnest gerade ein völlig falsches Bild von mir.“
„Na ja, ich habe mir sagen lassen, dass wirklich gute Männer immer mehr als eine Frau haben.“
„Ich bin aber keiner von den Guten, ich gehöre zu den Perfekten.“
„Du bist perfekt? Oh je, ich erstarre in Ehrfurcht. Darf ich trotzdem neben dir gehen? Oder doch besser drei Schritte hinter dir?“
„Nein! Neben mir gehen kostet Geld. Sonst könnte ja jede kommen.“
„Hey, ich bin aber nicht jede! Deshalb beschließe ich spontan, auf gleicher Höhe mit dir zu bleiben.“
Aaron lachte amüsiert auf. „Bescheidenheit ist eine Tugend, die nicht zu verachten ist, und die dir gut zu Gesicht stünde.“
„Wofür? Wogegen? Warum?“ Sie warf ihr Haar gespielt affektiert zurück, reckte ihr Kinn vor. „Ich bin gut so, wie ich bin.“
„Du fragst, warum?“ Er griff nach ihr, zog sie fest an sich. „Darum!“ Mit einem tiefen, bis ins Mark dringenden Blick zog er sie in seinen Bann. Seine Stimme so nah an ihrem Ohr, der vertraute Geruch, der sanfte Druck seiner Hände auf ihrem Rücken, die Berührung – ihr Körper stand in Flammen.
Mit
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