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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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sie hatte keinen Körper mehr. Aber ihre Seele lebte und vielleicht könnte er diese Seele ein letztes Mal berühren, bevor sie für immer ging. Vielleicht würde sie auch bei ihm bleiben. So lange, bis er alt genug wäre, um sie zu begleiten an den Ort, an den man ging, wenn alles vorbei ist und das Leben gelebt.
     
    „Es klappt nicht, verdammt!“, hörte Viego seinen Freund Gangwolf schimpfen. „Diese Tür ist schlimmer als jede verfluchte Falle, mit der ich es jemals zu tun hatte!“
    Viego Vandalez ließ ihn schimpfen. Gangwolf würde es schaffen, irgendwann, und wenn es die ganze Nacht dauerte. Wenn sich Gangwolf mal etwas vornahm und sich in seinen Dickschädel setzte, gab er so schnell nicht auf. Und nicht nach. Leider. So hatte es kommen können, dass er Geraldine um ihre Heimat betrogen hatte und sich heute, viele Jahre später, immer noch schuldig an ihrer Verdammnis fühlte. Von der Hand zu weisen war es nicht. Hätte Gangwolf anders gehandelt, als er es getan hatte, würde Geraldine vielleicht noch leben. Vielleicht aber auch nicht.
    Viego erinnerte sich an jenes folgenreiche Gespräch, das er und Gangwolf auf dem Schulhof von Finsterpfahl geführt hatten. Viego hatte seinem besten Freund gebeichtet, dass er und Geraldine ein Liebespaar waren. Sie hatten es eine Weile vor Gangwolf verheimlicht, doch irgendwann – das fühlten sie – mussten sie es ihm verraten, damit er sich nicht hintergangen fühlte.
    Es passte ihm nicht, das sah Viego seinem Freund an. Doch Gangwolf sagte nichts dergleichen, sondern grummelte einen Glückwunsch und redete dann belangloses Zeug, das nichts mit Viego oder Geraldine zu tun hatte. Es war keine angenehme Situation. Viego war wortkarg und irgendwann begann auch Gangwolf zu schweigen. Ungefähr fünf Minuten lang, bis sich seine Miene ganz plötzlich aufhellte und er so aussah, als habe er gerade den besten Einfall seines Lebens gehabt.
    „Eigentlich muss ich dir dankbar sein, Viego“, sagte er fast feierlich. „Denn jetzt, da sie in dich verknallt ist, wird sie mich nicht verlassen.“
    „Verlassen?“, fragte Viego. „Warum sollte sie?“
    „Ja, das ist so eine Sache“, sagte Gangwolf sichtlich schuldbewusst und ging dazu über, eine Dornbaumfrucht am Boden mit seinem Schuh zu zermalmen. „Behältst du es für dich, wenn ich es dir verrate?“
    „Was?“
    „Ein Geheimnis, das mich und Geraldine betrifft.“
    „Kennt es Geraldine?“
    Gangwolf schüttelte den Kopf.
    „Warum nicht?“, fragte Viego. „Es betrifft sie doch, hast du gerade gesagt!“
    „Du darfst es ihr auf keinen Fall sagen, hörst du? Sonst spricht sie nie wieder mit mir. Sie würde es mir niemals verzeihen!“
    „Was denn, um Himmels willen?“
    „Habe ich dein Wort?“, fragte Gangwolf.
    „Nein!“, erwiderte Viego heftig.
    Manchmal ging ihm sein Freund auf die Nerven. Was dachte er sich? Dass er Geraldine belog, nur weil Gangwolf etwas ausgefressen hatte und nicht dazu stand? Was bildete sich der Kerl eigentlich ein?
    „Dann eben nicht“, sagte Gangwolf und wollte doch tatsächlich schweigen.
    „Jetzt ist es sowieso zu spät!“, fuhr ihn Viego an. „Ich sage ihr, dass du ihr etwas Wichtiges verheimlichst!“
    „Nein, das darfst du nicht“, widersprach Gangwolf, seinerseits ärgerlich.
    „Sag mir, warum, und dann entscheide ich, was das Angemessene ist.“
    „Das Klügste! Entscheide dann, was das Klügste ist!“
    „Meinetwegen das Klügste. Schieß los!“
    Das tat Gangwolf und was Viego zu hören bekam, entsetzte ihn. Denn seit er Geraldine kannte, war sie traurig. Traurig vor Heimweh nach ihrer alten Welt, die sie an einem Sommertag als Kind verlassen und seitdem nie wiedergesehen hatte. Weil Gangwolf den Weg zurück nicht mehr fand.
    „Er sucht danach!“, hatte sie schon so oft gesagt. „Er wird ihn finden, eines Tages! Da bin ich mir sicher!“
    Die Wahrheit war – er hatte ihn längst gefunden. Er hatte mehrere Wege gefunden, Türen, die ihn in die Erdenwelt führten, doch er hatte es Geraldine nie gesagt. Auf diesen Wegen war er zurückgeschlichen, um sich zum Beispiel im Kino alle drei Star Wars-Filme mit Harrison Ford anzusehen. Doch abgesehen von diesen Filmen, die er liebte, fand er in der Erdenwelt nicht viel, was ihn zum Bleiben hätte veranlassen können. So machte er nur kurze Ausflüge in seine Heimat und hatte längst beschlossen, den Rest seines Lebens in Amuylett zu verbringen. Mit Geraldine. Und ganz bestimmt nicht ohne sie.
    „Du hast es ihr

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