Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
Vom Netzwerk:
Herden unterwegs und wenn man auf eins der hungrigen Biester traf, musste man schleunigst davonfliegen. Tat man es nicht, bekam man es sehr bald mit einer Übermacht von gefräßigen Monstern mit Riesenkrallen und Dolchzähnen zu tun.
    Aus diesem Grund blieb Legionär immer in Pfeifweite und Viego Vandalez hoffte, dass die Lippen seines Freundes Gangwolf im Fall des Falles nicht plötzlich versagten. Was den Halbvampir betraf, so war er sicherlich nicht feige, aber er bezweifelte, dass er beim Anblick einer Herde von fleischfressenden Riesenechsen noch so laut pfeifen könnte, dass es ein hoch oben in der Luft herumtrudelnder Flugwurm hörte.
    An diesem sternenklaren Abend, als Ritter Gangwolf sich mit der Tür abmühte, die nicht so wollte, wie sie sollte, lag Viego Vandalez in einer Hängematte und starrte über sich in die Baumkronen, zwischen denen hier und da ein Stern auffunkelte. Hier in Fischlapp blühten gerade die Dornbäume und das weckte Erinnerungen im Halbvampir. Dornbäume wuchsen auch rund um das Kostenlose Internat von Finsterpfahl, in dem Viego seine letzten beiden Schuljahre verbracht hatte.
    Er hatte diesen kargen, finsteren Ort gemocht, im Gegensatz zu Geraldine, der die Schule und die ganze Provinz Finsterpfahl trostlos und rückständig vorgekommen waren. Als Viego Vandalez von Sumpfloch verwiesen wurde – aus Gründen, die ihm bis heute schleierhaft waren – hatten ihn seine Freunde Gangwolf und Geraldine tapfer begleitet. Gangwolf nahm die neue Schule mit Galgenhumor und schloss einige verrückte Freundschaften, unter anderem mit einer Sirene, die er später sogar heiratete (wenn es auch nur eine Scheinheirat aus bürokratischen Gründen war).
    Geraldine besaß keinen Galgenhumor. Sie war feinfühlig und wenn sie unter den Kobolden, buckligen Warzenbalgen und Schlangenmädchen litt, mit denen sie ihr Zimmer teilte, dann nicht, weil sie sie verabscheute, sondern weil sie ihr so leid taten. Diese von der Gesellschaft verachteten Geschöpfe hatten es nicht leicht und wenn sie eines Tages das Kostenlose Internat von Finsterpfahl verließen, würden sie hart arbeiten müssen und wenig Geld und Anerkennung dafür bekommen. Geraldine litt unter solchen und vielen anderen Ungerechtigkeiten.
    Sie protestierte offen gegen die Diskriminierung von Tiermenschen, die in der Provinz Finsterpfahl leider noch gang und gäbe war. Doch das brachte ihr vor allem Ärger ein und sonst gar nichts. Ein Lehrer, den sie für seine tiermensch-feindlichen Aussagen beim Amt für Gleichheit in Tolois anzeigte, steckte sie zur Strafe für eine Woche in eine der Zellen im verlassenen Westhaus und sorgte dafür, dass niemand sie heimlich besuchen konnte. Es dauerte lange, bis sich Geraldine von dieser einen Woche erholt hatte.
    „Ihr könnt jederzeit nach Sumpfloch zurück“, sagte Viego zu ihr, als sie zusammen unter den Dornbäumen saßen und er hilflos zusehen musste, wie sie gegen die Tränen ankämpfte. „Ihr wurdet nicht von der Schule geschmissen, sie würden euch wieder nehmen!“
    „Wie oft noch, Viego!“, schimpfte Geraldine und wischte sich zum wiederholten Male die Augen mit einem Taschentuch trocken. „Wenn du das noch einmal zu mir sagst, schreie ich!“
    „Aber …“
    „Wir sind hier, weil wir hier sein wollen. Das, was mich traurig macht, hört doch nicht auf, wenn ich weggehe! Ich muss damit fertigwerden, dass es diese Ungerechtigkeiten gibt, mehr ist es nicht. Noch ein Jahr, dann gehen wir nach Tolois und studieren. Das werde ich ja wohl noch schaffen bis dahin!“
    Er wollte widersprechen, doch er wusste nicht, was er sagen könnte, ohne sie wieder wütend zu machen.
    „Ich weiß, du willst mir nur helfen“, sagte sie und schlug nun einen sanfteren Tonfall an. „Aber Viego, was soll ich denn in Sumpfloch ohne dich? Lieber verzichte ich für den Rest meines Lebens auf das Licht der Sonne als auf deinen gruseligen Schatten!“
    Sie sagte solche Sachen zu ihm. Sie hatte so etwas schon zu ihm gesagt, lange bevor sie sich zum ersten Mal in einer Winternacht unter einem kahlen Dornbaum geküsst hatten. Viego dachte daran, während er in der Hängematte lag und zu den Baumkronen emporsah, und schwankte zwischen Sehnsucht, Glück und Trauer. Wie lange musste Geraldine nun schon auf die Sonne verzichten? Und auf seinen gruseligen Schatten? Drüben in der toten Welt?
    Es bestand immerhin die Chance, dass sie gerettet wurde. Sie würde nie wieder das schöne Mädchen sein, das er geküsst hatte, denn

Weitere Kostenlose Bücher