Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
allein.
Jedes Mal, wenn Thuna bei Torck gewesen war, fühlte sie sich schlecht. Ob es seine Gefangenschaft war, die sie hinterher so bedrückte, oder die Gefahr, die von ihm ausging, konnte sie nicht sagen. Doch er verfolgte sie bis in ihre Träume und es dauerte immer Wochen, bis sie sich von diesen Ausflügen in seine Gedanken erholte. Es kam ihr auch nicht richtig vor, ihn zu belauschen. Da war er gefangen, seit so langer Zeit, und sie schlich sich auch noch in seine persönlichen Gefühle.
Erst vor ein paar Tagen war Perpetulja bei Thuna im Garten aufgetaucht. Sie solle unbedingt noch einmal nach Torck sehen, bevor Grohann wieder auftauche und es zu verhindern wisse. Thuna hatte ausweichend geantwortet. Perpetulja hatte ihr daraufhin verraten, dass Torck neuerdings brüllte. Was er brüllte, war nicht zu verstehen, aber er schien wütend zu sein. Perpetulja hielt es für sehr wichtig, dass sie erfuhren, warum er so wütend war. Schweren Herzens gab Thuna ihr Versprechen, sie werde nachhorchen. Und seitdem schob sie diese unangenehme Aufgabe vor sich her.
Thunas Freundinnen lachten. Denn Rackiné versuchte Berry herauszufordern und sie bei ihrer Ehre zu packen.
„Wenn du eine so tolle Meisterdiebin bist, wie du immer behauptest, dann kannst du mir locker ein paar Monster-Stiefmütter klauen! Wer Riesenzähne aus Hochsicherheitsvitrinen stibitzt, sollte die Abwehrzauber von Lars mit dem kleinen Finger aushebeln können.“
„Und wozu?“
„Dazu, dass ich sie dringend brauche!“, erklärte Rackiné und legte armselig die Ohren an. „Sonst wachse ich nicht!“
Das war natürlich gelogen. Rackiné wuchs jeden Tag ein bisschen und hatte schon zwei Drittel seiner alten Größe zurückgewonnen. Es war ganz egal, was er sich in sein Mäulchen stopfte, er erholte sich prächtig, so oder so.
Doch Berry war zu Blödsinn aufgelegt und hatte ihre Fingerfertigkeit schon viel zu lange nicht mehr erprobt. Daher zeigte sie sich aufgeschlossen.
„Vergiss nicht, Rackiné, ein Meisterdieb arbeitet nie umsonst. Was bekomme ich, wenn ich die Ware liefere?“
Rackiné machte ein langes Gesicht.
„Einen hochachtungsvollen Händedruck?“
„Pah!“, rief Berry. „Sonst hast du nichts zu bieten? Du kannst nicht jemanden aus der Spitzenliga anheuern, ohne mit einer Entlohnung zu winken, die der angeforderten Leistung entspricht!“
„Häää?“
„Schade“, sagte Berry. „Es klang nach einem interessanten Geschäft. Aber so …“
„Was willst du denn?“, fragte Rackiné missmutig.
„Du könntest meine Trischa-Dienste übernehmen.“
„Nö! Ausgeschlossen. Sie mag mich nicht mehr. Selbst wenn ich wollte, sie würde das nicht mitmachen. Tut mir echt leid!“
„Ist das wirklich so?“, fragte Berry und sah Maria fragend an. „Er lügt doch, oder?“
„Nein“, sagten Maria und Thuna gleichzeitig, da sie erst gestern gesehen hatten, wie Trischa Rackiné mit einem Blick tiefster Verachtung bedacht hatte.
„Das staunst du, was?“, rief Rackiné stolz.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte Berry neugierig und auch Lisandras Interesse war geweckt.
„Sag es uns, Rackiné!“, bat sie. „Vorgestern musste ich ihr zwei Stunden lang vorlesen! Es war schrecklich anstrengend!“
„Lissi, du hast ihr was vorgelesen?“, fragte Thuna erstaunt. „Ausgerechnet du? Zwei Stunden lang?“
„Na ja, ich tue halt so. Ich nehme ein Buch in die Hand, gucke rein und erzähle ihr irgendwas, das ich mir gerade ausdenke.“
„Oh nein!“, rief Berry und griff sich an den Kopf. „Ich bin ja so blöd!“
Alle schauten Berry an. Dass sich dieses raffinierte Mädchen als blöd bezeichnete, kam selten vor. Eigentlich nie.
„Ich hatte doch gestern Abend Trischa-Dienst“, erzählte Berry. „Und ich hab wie verrückt nach diesem einen Buch gesucht, in dem sich ein Vampir-Drache Alligatoren-Blut zum Geburtstag wünscht! Das wollte sie unbedingt hören! Sie hat gebrüllt und geschrien und ich habe dieses bescheuerte Buch nicht gefunden. Und warum? Weil es dieses Buch gar nicht gibt! Weil Lissi den ganzen Vampir-Quatsch nur erfunden hat!“
Lisandra fand das furchtbar komisch und auch Maria und Thuna zeigten sich wenig mitleidig.
„Ich sehe schon“, sagte Berry. „Ich brauche Rackinés Trischa-Abschreck-Trick. Also, Hase: Ich pflücke die einen Strauß Monster-Stiefmütter und du verrätst mir, wie du sie vertrieben hast!“
Sie hielt dem Hasen die Hand hin und er schlug mit seiner Pfotenhand ein. Danach konnten
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