Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
gegangen sein?“
Grohann schüttelte den Kopf.
„Er wollte sich seine Kräfte gut einteilen und weiter gehen als sonst. Es ist durchaus möglich, dass er diesmal acht oder neun Stunden ausbleibt. Danach würde ich vielleicht nervös werden …“
„Wie viele Stunden sind es jetzt wohl?“
„Sieben, schätze ich.“
Es gab keine Fenster im Treppenhaus und in der Spiegelwelt waren die Tageszeiten nicht immer die gleichen wie in Sumpfloch. Maria verließ sich auf Grohanns Zeitgefühl. Wenn er nicht beunruhigt war, wollte sie es auch nicht sein. Obwohl sie seit dem Traum in der Nacht verunsichert war. Eine Angst flatterte in ihrem Inneren umher, die sich nicht erklären ließ. Es war nicht die Sorge um Gerald, die ihr nur allzu vertraut war, sondern etwas anderes. Etwas, das alles zu zerpflücken drohte, was sie zusammenhielt.
Wenige Minuten später kam Lisandra atemlos angerannt.
„Sie kommen aus der Tür von Hornfall! Eine ganze Armee! Ich konnte nur wegrennen, ich könnte sie niemals stoppen!“
„Hornfall?“, fragte Grohann. „Das ist die Tür, die …“
Er kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu führen, denn nun kam Haul aus der anderen Richtung und rief:
„Invasion aus einer Tür in Amuylett! Zu dritt haben wir keine Chance!“
„Ihr nehmt Maria und bringt sie zu dem Spiegel, der am weitesten weg ist von hier!“, befahl Grohann. „Zu dem Spiegel von heute Morgen. Maria, du machst ihn durchlässig und hältst ihn durchlässig. Gib den Makülen das Losungswort ‚Nachtweg’, sie wissen dann, was zu tun ist. Lisandra und Haul, ihr bleibt so lange bei Maria, bis die Verstärkung da ist. Dann kommt ihr zu mir zurück!“
„Wäre es nicht gut, wenn Maria die Spiegelwelt verlässt?“, fragte Lisandra. „Damit sich die Türen schließen und keine Soldaten mehr reinkommen?“
„Dann verlieren wir Gerald!“, sagte Grohann und zeigte auf die Tür zur toten Welt. „Er ist noch da draußen!“
Lisandras Augen wurden groß und größer. Aus dem Stockwerk über ihnen war Gepolter zu hören. Das Trampeln und Marschieren vieler Krieger, die sich dort versammelten.
„Los!“, rief Grohann. „Jede Sekunde zählt!“
Sie rannten. Die Treppe erreichten sie noch unbehelligt, doch als sie unten ankamen und zu der Tür rennen wollten, die in die Räume des Schlosses führte, wurden sie angegriffen. Lisandra packte Maria am Arm, riss sie mit sich mit und schob sie in einer Geschwindigkeit vor sich her, dass Maria Mühe hatte, nicht zu stolpern oder hinzufallen.
Haul drehte sich um und griff die Verfolger an, um sie zurückzudrängen. Wie schon bei den letzten Angriffen zeigte es sich, dass die fremden Krieger alles daran setzten, Maria nicht zu verletzen. Sie wollten sie lebend, was sicher der einzige Grund dafür war, dass Maria und Lisandra die Tür erreichten, ohne direkt getroffen zu werden. Rund um sie herum knallte und zischte es, ein überdimensionierter Nagel schlug oberhalb von ihnen in die Flügeltür ein, die sie gerade zu öffnen versuchten, doch sie selbst blieben verschont.
Lisandra zerstörte den Nagel, der sie daran hinderte, die Tür zu öffnen, und trat die Tür mit einem magikalisch verstärkten Tritt auf. Maria und Lisandra hetzten hindurch. Haul, der ihnen folgte, schoss noch ein paar Kurzspieße ab, um die Verfolger zu bremsen, durchquerte die Tür nach ihnen und warf sie hinter sich zu.
So ging es weiter – Flügeltür um Flügeltür. Maria und Lisandra rannten voraus, Haul folgte und schloss die Türen. Teilweise schob er Möbel davor, um es den Verfolgern so schwer wie möglich zu machen, sie einzuholen. Auf diese Weise erreichten sie den Spiegel, durch den sie am Morgen vom Trophäensaal aus in die Spiegelwelt gelangt waren, und Maria zögerte keine Sekunde, ihren Kopf hindurchzustecken und den Makülen, die den Spiegel flankierten, „Nachtweg“ zuzurufen.
Die Maküle fragten nicht nach, sie drehten sich nicht mal nach Maria um, sondern flogen in ihrem eigentümlich schwebenden Gang aus dem Trophäensaal und waren erst mal weg. Die Stille, die sie im sonnigen Saal zurückließen, wirkte ganz unecht. Ein Krieg war ausgebrochen, die Spiegelwelt versank im Chaos. Aber hier war nichts. Lisandras Kopf tauchte neben Marias auf und auch sie irritierte die Stille im Trophäensaal.
„Wo bleibt die versprochene Verstärkung?“, fragte sie. „So ein verdammter Mist! Wie will Grohann die Tür zur toten Welt halten? Wie sollen wir ein Heer bekämpfen?“
„Zwei Heere“, sagte
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