Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
worden waren, ausgewertet und anschließend ihren Angriff geplant. Da Gerald vor meiner Abreise vormittags und nachmittags in die tote Welt gegangen ist, haben sie den Angriff auf den Nachmittag gelegt, in der Annahme, dass sie dann bis abends Zeit haben, um die Spiegelwelt und Maria in ihre Gewalt zu bekommen.“
„Und all das ist dir erst nach deiner Rückkehr eingefallen?“, fragte Viego ärgerlich.
„Ich habe keinen Verdacht geschöpft. Obwohl mir der Freund von Alabastra eine neue Dose mitgegeben hat, die ich ihr bei der nächsten Begegnung übergeben sollte. Erst als ich nach Amuylett zurückkam und von einem Überfall auf Sumpfloch hörte, wurde ich misstrauisch. Ich habe die Dose in Moos Eisli von meinem Magichaniker untersuchen lassen und er erklärte mir, dass das Ding aufzeichnet, was es hört. Wochenlang, wenn es sein muss.“
„Na, großartig“, sagte Viego. „Weißt du, wie gefährlich das ist? Sie werden versuchen, die neuen Träger der Zeichen von Tann zu entführen. Und zwar die, die sie am leichtesten kriegen können. Lass mich raten: Dich und Berry wird es treffen. Keine Ahnung, wen sie sich als drittes krallen. Scarlett, Gerald oder Lisandra.“
„Jetzt mal doch keinen Teufel an die Wand!“
„Ich muss ihm leider recht geben“, sagte Grohann. „Da sie mit ihren Kriegsmächten gescheitert sind, sind sie auf kleinere Aktionen angewiesen. Thuna und Maria sind auch nicht sicher.“
„Die Festung wird doch sowieso schon hundertmal stärker bewacht als jede Tresorburg in Tolois!“, rief Ritter Gangwolf. „Da wird es nicht so leicht sein, jemanden zu entführen.“
„Nicht leicht, aber auch nicht unmöglich“, erwiderte Grohann. „Und nun zu Ihnen, Ritter Gangwolf. Wer sagt uns, dass Sie in der ganzen Sache nicht mit drinhängen?“
„Ich? Viego, sag ihm, dass ich keine Menschen umbringe! Das, was die Verschwörer tun, geht mir vollkommen gegen den Strich!“
„Das hoffe ich“, sagte der Halbvampir. „Aber du verstehst, dass dich deine enge Freundschaft zu Alabastra und deine lange Abwesenheit in kein gutes Licht rücken?“
Ritter Gangwolf verdrehte die Augen. Natürlich wusste er das.
„Wir brauchen genaue Angaben zum Tor in Hornfall!“, erklärte Grohann. „Es muss gesichert werden, auch wenn wir dafür unrechtmäßig in ein abtrünniges Reich eindringen müssen.“
„Das wird nicht nötig sein“, sagte Ritter Gangwolf. „Ich kann diese Tür nicht rückgängig machen, aber so weit zerstören, dass man sie nur noch unter Schwierigkeiten benutzen kann. Ich mache das von Alabastras Seite aus. Wenn Sie mich lassen.“
„Liebend gerne. Am besten jetzt sofort.“
Damit war die Unterredung fürs Erste beendet. Grohann und Ritter Gangwolf brachen noch am selben Tag auf und Viego Vandalez blieb die leidige Pflicht überlassen, die Erdenkinder, Scarlett und Berry darüber aufzuklären, dass sie sich vor möglichen Entführungsaktionen ganz besonders in Acht nehmen mussten.
Vier Wochen lang passierte gar nichts. Die Tage wurden herbstlicher, doch es war meist sonnig und im Schulgarten wehte ein frischer Wind, getränkt vom Duft der Unvergessenen Verwegenen, die nun den Höhepunkt ihre Blüte erreicht hatten. Sehr zu Hyldas Verdruss, die diese seltenen, schwierigen Blumen und ihren Duft inbrünstig hasste. Niemand wusste, was Grohann ihr angedroht und wie er sie dazu gebracht hatte, die Blumen unbeschadet stehen zu lassen. Erst im letzten Jahr hatte sie sie allesamt geköpft und damit für große Empörung und Entsetzen gesorgt. Vor allem bei Lars, der für die Pflege dieser anspruchsvollen Blumen zuständig war und seit dem Frühling sehr viel Können und Arbeit in die Unvergesslichen Verwegenen gesteckt hatte. Er war am Boden zerstört gewesen.
Dieses Jahr blieb ihm die Enttäuschung erspart und er ahnte nicht mal, dass die Verursacherin seiner letztjährigen Qualen regelmäßig über seine Beete schlich und sie aufbuddelte, um ihn zu ärgern. Gutmütig, wie Lars war, mochte er diese kratzbürstige Katze sogar und es tat Thuna leid, dass diese Zuneigung nicht im Geringsten erwidert wurde. Denn so etwas wie Liebe und Zuneigung war der schwarzen Katze fremd. Es gab nur ein Wesen auf dieser Welt, dessen Gesellschaft sie schätzte, und das war ihr Schoßmonster Golding. Aber selbst diese Liebe war keine von der uneigennützigen Art.
Scarlett hatte aufgehört, Goldings Zauber zu entknoten, denn sie hatte ja keinen Riesenzahn mehr, der sie schützte. Die Zauber, die sie
Weitere Kostenlose Bücher