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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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schlich eigentlich immer irgendwo hier unten herum und man musste sehr aufpassen, dass sie einen nicht belauschte. Hylda war sich auch nicht zu schade, in ihrer Katzengestalt Mäuse, Ratten und sonstiges Sumpfloch-Getier zu jagen, selbst Vögel grapschte sie sich, um mit ihnen zu spielen. Vielleicht machte sie es auch nur, um Thuna zu ärgern, nachdem sie einmal festgestellt hatte, dass Thuna sich über dieses Verhalten maßlos aufregte.
    Doch heute war die Katze weit und breit nicht zu sehen. Es gab ja auch nichts zu belauschen und niemanden zu ärgern. Nachdem sie eine Weile vergeblich nach der Katze gesucht hatte, beschloss Scarlett, in die Bibliothek zu gehen und dort noch einmal alle Bücherregale nach alten Schinken zu durchsuchen, die Wissenswertes über böse Crudas preisgeben könnten und die Scarlett nicht schon von vorne bis hinten durchgelesen hatte.
    Als Scarlett die Bibliothek betrat, thronte die schwarze Katze auf dem Tisch am Fenster, den Scarlett immer als Schreibtisch benutzte und starrte Scarlett mit ihren gelbgrünen Augen an, als hätte sie das Mädchen schon lange erwartet.
    „Da steckst du!“, sagte Scarlett. „Kann ich dich mal was fragen? Bitte?“
    Die Katze – es war ja nicht anders zu erwarten – ließ Scarlett zappeln. Ohne etwas zu sagen oder zu tun, saß sie da und starrte Scarlett an. So lange, bis es ihr langweilig wurde, und sie dazu überging, sich die rechte Vorderpfote zu putzen.
    „Blöde Katze“, sagte Scarlett ärgerlich. „Werde jetzt gefälligst menschlich und rede mit mir!“
    „Na, siehst du“, sagte Hylda, die plötzlich statt der Katze auf Scarletts Schreibtisch saß. „Geht doch!“
    „Was genau geht doch?“
    „Höflichkeit ist mir zuwider. Aber ‚blöde Katze’ kann ich gelten lassen.“
    Scarlett wusste nicht, ob Hylda sie veralberte oder ob sie es ernst meinte. Es war auch nebensächlich, denn der Anblick von Hylda war jedes Mal eine Herausforderung für Scarlett. Hylda war extrem hübsch und zartgliedrig, das Haar pechschwarz wie Scarletts, doch weniger zerzaust, sondern fein gelockt und weich glänzend. Die Haut der eigentlich uralten Cruda schimmerte jung und weiß, ihre Augen dagegen funkelten pechschwarz. Obwohl Scarlett einen dunkleren Teint hatte und ihre Augen nicht schwarz, sondern grün waren, bestand dennoch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Crudas. Vielleicht lag es am Blick. Der Blick aus Hyldas Augen erinnerte Scarlett an ihr eigenes Spiegelbild. Der Zorn und die Bosheit, die beständig hinter Scarletts Stirn zu lauern schienen, verliehen auch Hylda ein äußerst gefährliches Aussehen, ohne dass man genau hätte sagen können, warum einen dieses schöne Gesicht so das Fürchten lehrte.
    „Ich dachte schon, du fragst nie“, sagte Hylda. „ Wie dumm ist sie eigentlich, habe ich Golding gefragt. Ich habe noch keine Cruda getroffen, die sich so dämlich anstellt!“
    „Danke, auch“, sagte Scarlett und versuchte, kühl und nüchtern zu bleiben. Hylda legte es immer darauf an, ihre Gegenüber aus der Haut fahren zu lassen. Aber Scarlett hatte nicht vor, ihr diese Genugtuung zu gönnen. „Warum kann ich mich nicht verwandeln, Hylda? Wenn du es weißt, spuck es aus!“
    Hylda lächelte. Wenn Hylda lächelte, läuteten bei jedem normalen Menschen die Alarmglocken. Ein beunruhigenderes Lächeln gab es nicht. Doch Scarlett merkte, dass sie keine Angst hatte. Das war nicht unbedingt vernünftig, denn von Hylda wusste man, dass sie selbst ein Mädchen wie Scarlett mit einem Fingerschnippen hätte tot umfallen lassen können, doch vom Gefühl her war sich Scarlett sicher, dass Hylda andere Pläne mit ihr hatte. Wenn sie schon auf dem Schreibtisch saß und auf Scarlett wartete, musste sie etwas von ihr wollen. Etwas Wichtiges.
    „Du bist eine ziemlich armselige Cruda, das weißt du, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte Scarlett betont gelangweilt und nahm auf einem Stuhl zwei Tische weiter Platz.
    „Nicht gerade Torcks letzte, legendäre Tochter!“, stichelte Hylda weiter.
    „Sind wir eigentlich Schwestern, wenn wir beide Torcks Töchter sind?“, fragte Scarlett.
    „Tja“, sagte Hylda. „Wen interessiert’s? Ich hatte nie Eltern und ich kann mich nicht erinnern, mir jemals Geschwister gewünscht zu haben. Ich stelle mir das eher lästig vor.“
    „Gut. Ich bin also eine armselige Cruda. Und weiter?“
    „Es gibt keine armseligen Crudas, das ist der Punkt“, sagte Hylda. „Sie sind nie armselig. Manche sind Tölpel, nicht

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