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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Thema selber war. Trotz der liberalen Einstellung der Gesellschaft gegenüber sexuellen Fragen ging ihr die moralische Verfehlung ihrer Mutter innerlich gegen den Strich. Tief im Herzen hegte sie die unreife Auffassung, dass Frauen eine Affäre haben mochten. Doch Mütter, vor allem ihre eigene Mutter, würden sich niemals der Fleischeslust hingeben.
    Natürlich war diese Einstellung unlogisch. Aber vieles in der Mutter-Tochter-Beziehung entzog sich der Logik. Dies war keine Ausnahme.
    »Ich war wütend, als Großmutter mir erzählte, was zwischen dir und Douglas passiert war«, gab sie zu.
    »Weil ich deinen Erwartungen nicht entsprach?«, fragte Evelyn.
    »Nein.« Die Wahrheit kam so plötzlich zum Vorschein dass Claire wahrscheinlich überraschter war als Evelyn. »Ich war wütend auf dich, weil Andrew nicht mein Vater war. Ich liebte ihn.«
    »Zuerst schon«;, gab Claire zu. »Später, nach dem Brand, war es mir egal. Da war ich froh, dass Andrew nicht mein leiblicher Vater war.« Sie hielt inne, denn sie konnte nicht Weitersprechen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Evelyn und betrachtete sie verwirrt. »Weshalb Hebtest du Andrew nach dem Feuer nicht mehr so wie früher?«
    Ein leichter Unwille mischte sich in Claires Gefühlschaos. »Tu nicht so, als ob du es nicht wüsstest, Mutter«, antwortete sie heiser. »Hör endlich auf, Andrew zu schützen, nur weil er dein Mann ist und du wegen des Ehebruchs ein schlechtes Gewissen hast. Du kannst ihn nicht schützen. Jetzt nicht mehr.«
    »Inwiefern schütze ich Andrew?«, fragte Evelyn. »Es trifft zu, dass ich über sein Verhältnis mit Jordan geschwiegen habe, aber … « Sie brach ab. »Worüber reden wir hier eigentlich, Claire?«
    Claire ekelte sich plötzlich vor dem Duft des lauwarmen Kaffees, und das elegante Wohnzimmer verschwamm vor ihren Augen. »Bitte, Mutter, zwing mich nicht, es auszusprechen«, flehte sie. »Ich glaube, ich schaffe es nicht. Nicht vor dir.«
    »Du musst es aussprechen«, erklärte Evelyn. Ihre Stimme klang nicht mehr sanft, sondern unerbittlich. »Sag mir, weshalb ich Andrew deiner Ansicht nach schütze. Sag mir, weshalb der Brand in Vermont dich für sieben Jahre aus dem Haus getrieben hat.«
    »Weil Andrew versucht hat, mich umzubringen!«, stieß Claire hervor. Der Kloß in ihrem Hals war so groß, dass sie Mühe hatte, die Worte herauszubringen. Mehr als einmal hatte sie die Beschuldigung gegenüber Ben erhoben und über sieben Jahre immer wieder stumm im Kopf formuliert. Das Gefühl, schändlich verraten worden zu sein, schien nicht weichen zu wollen.
    Wie hast du mir das antun können, Andrew, weinte sie lautlos.
    Evelyn war leichenblass geworden, sagte aber nichts. Regungslos sahen sie sich an. Nur das Ticken der Louis-XVI-Uhr auf dem Kaminsims erinnerte sie daran, dass sie lebendige Wesen waren. Sie mussten mit dem Problem fertig werden, das Claire mit ihrer Beschuldigung heraufbeschworen hatte.
    Claire erholte sich zuerst. Ihr Mund war trocken, und ihr Kopf schmerzte. Entschlossen schob sie den Stuhl zurück. »Tut mir leid, Mutter. Du hattest mich gebeten, dir die Wahrheit zu sagen. Wahrscheinlich wolltest du sie gar nicht hören.«
    »Du irrst dich gewaltig, Claire. Ich … ich wollte sie unbedingt erfahren, und ich bin froh, dass ich endlich weiß, weshalb du dich so lange versteckt hast. Aber wie kannst du so etwas Schreckliches von dem guten Mann annehmen! Andrew liebt dich, als wärst du sein leibliches Kind. Du weißt, dass er dir Roger niemals vorgezogen hat.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Claire spöttisch. »Andrew ist solch ein edler, verzeihender Mensch, dass es ihm nicht das Geringste ausmacht, wenn ich als der lebende Beweis für den Ehebruch seiner Frau mit seinem jüngeren Bruder herumlaufe.«
    Evelyn zuckte zusammen, blieb äußerlich aber ruhig. »Andrew ist in vieler Hinsicht edelmütig und verzeihend«, antwortete sie und überlegte ihre Worte genau. »Allerdings glaube ich nicht, dass es meine Aufgabe ist, sein Verhalten dir gegenüber zu rechtfertigen. Du bist es Andrew und dir schuldig, ihn mit deinem Verdacht zu konfrontieren und das Missverständnis stückweise auszuräumen.«
    »Das ist ja eine großartige Idee!«, meinte Claire und hatte erneut das bittere Gefühl, von allen im Stich gelassen zu werden. Weshalb hatte sie erwartet, dass die Mutter ihr glauben würde, wenn es sonst auch niemand tat – wahrscheinlich nicht einmal Ben? »Ich kann mir unser Gespräch genau vorstellen. ›Stimmt es,

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