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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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über die vergangenen Stunden zu sprechen.
    »Ich fürchte, Mick ist nicht das erste Opfer.«
    »Wie das?« Aufmerksam sah er sie an.
    Leise erzählte sie von den Fotos, die Ben ihr von seinem Bruder Konstantin gezeigt hatte und deren Anblick sie niemals vergessen würde. »Er ist jetzt in einem Sanatorium, und Ben meint, es ginge ihm allmählich besser.«
    Lucian schaute skeptisch, sagte aber nichts.
    »Es kommt noch schlimmer. Als dieser Kommissar Parker das Phantombild aus seiner Tasche gezogen hat, sind ihm Fotos des Toten vom Strand herausgerutscht. Ich kann mich irren, aber der arme Kerl sah ebenfalls völlig ausgemergelt aus.«
    Sie trank einen weiteren Schluck und sah ihn dann direkt an. »Wolltest du deshalb nicht, dass ich allein ins Herrenhaus gehe? Aber was ist mit Florence und …« Hier zögerte sie. »… Anthony und all den anderen Angestellten. O Gott! Und was ist mit Lord Hubert?«
    »So viele Fragen.« Behutsam nahm er Mila die Tasse ab, stellte sie auf den Tisch und strich mit dem Handrücken über ihre Wange.
    »Ein Sukkubus interessiert sich ausschließlich für Männer, aber geht dabei nicht wahllos vor, sondern sucht sich die Opfer mit Bedacht aus. Es wäre ausgesprochen dumm, Menschen im direkten Umfeld zu belästigen. Deine Freundin und alle weiblichen Hausangestellten sind ohnehin sicher vor ihrem Hunger. Lord Hubert hat sein Schicksal selbst gewählt. Vergiss ihn.«
    Lucian lehnte sich weiter vor und legte ihr eine Hand aufs Knie, bevor er weitersprach. »Dein Anthony ist in der Nähe des Fundorts gesehen worden. Kurz danach hat der Stallmeister die Polizei verständigt.«
    »Hat dir Parker davon erzählt?«
    »Das musste er gar nicht. Ich habe selbst mit Boris gesprochen.«
    Es gab so vieles, was sie nicht über ihn wusste. Sogar solche Kleinigkeiten wie eben, dass er mit diesem merkwürdigen Boris auf vertrautem Fuß stand.
    Du hast ihm ja auch nichts von Anthony gesagt , erinnerte sie das stets präsente Gewissen, und um es zum Schweigen zu bringen, sagte sie nachdrücklicher als erforderlich: »Er ist nicht mein Anthony und außerdem … Himmel, Lucian, was sollte er mit einem Sukkubus zu tun haben? Anthony ist ein ganz normaler Sterblicher …«
    »Du willst einen Sterblichen heiraten? Bist du wahnsinnig geworden?«
    »Wie kommst du darauf, dass wir heiraten wollen?« Doch dann dämmerte es ihr. »Florence hat dir davon erzählt.«
    Auch wenn sie inzwischen entschieden hatte, dass ihr Traum von einem bürgerlichen Leben an der Seite eines normalen, netten Mannes nichts anderes war als eben nur ein Traum, so war das doch ganz allein ihre Sache. Zudem hatte sich Lucian in den letzten Tagen nicht besonders daran interessiert gezeigt, ihr näherzukommen.
    Wen will ich eigentlich täuschen? , dachte sie. In ihm brodelt eine Leidenschaft, die jederzeit hervorbrechen kann. Werde ich überhaupt damit umgehen können?
    Es war sinnlos, sich länger etwas vormachen zu wollen. Sie wünschte sich nichts mehr, als genau dies auszuprobieren. Und wenn es so weit war, wollte sie möglichst keine Geheimnisse vor ihm haben.
    »Also?« Lucian verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte, als warte er ungeduldig darauf, dass sie weitersprach.
    »Ich will ihn ja gar nicht heiraten.« Das hatte weniger selbstbewusst geklungen, als es ihr lieb war.
    »Weiß er das auch?« Gleichgültig, als ginge die Sache ihn nichts an, lehnte er sich nun zurück. Doch in seinen Augen glomm ein eigentümliches Feuer.
    »Es ist noch nicht lange her«, begann sie leise zu erzählen, »da habe ich geglaubt, meine Vergangenheit endlich hinter mir gelassen zu haben. In den letzten Jahren schien alles so normal gewesen zu sein. Engel hielten sich fern, jedenfalls habe ich keine gesehen. Das bisschen Feuer, das ich früher besaß, durfte ich nicht benutzen.«
    Er konnte von ihr aus ruhig wissen, wie es um ihr nicht vorhandenes Privatleben bestellt war. »Verstehst du nicht? Ich habe keine Familie, ich war immer eine Außenseiterin, ein Freak. Selbst bei der Army. Und da laufen einige ziemlich schräge Typen rum, das kannst du mir glauben.«
    Die Tränen drohten ihr überzulaufen, schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Und wenn ich das Engelsfeuer und all das andere Zeug auch vermisst habe, dachte ich irgendwann, es wäre mir eben bestimmt, als ganz normale Sterbliche zu leben. Er war ja niemand mehr da, den ich hätte fragen können.«
    Sie musste schlucken. Die Erinnerung an die Zeit des Verlusts und

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