Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich um ein Stück Pizza gehandelt hat.«
    »Capricciosa?«, sagte Jonny Blom und grinste.
    Der Blick, den ihm die Professorin zuwarf, hätte einen Tiger im Sprung aufhalten können. Yvonne Stridners Stimme war eisig, als sie zischte: »Ihr könnt ja weitere Laboranalysen anfordern, wenn ihr wissen wollt, um was für eine Pizza es sich gehandelt hat. Das ist nicht meine Aufgabe.«
    Sie wandte ihren Blick von Jonny ab und ließ ihn wieder auf dem armen Kommissar ruhen: »Ich würde gerne fortfahren, ohne von dummen Fragen unterbrochen zu werden«, sagte sie scharf.
    Andersson konnte nur nicken. Er warf Jonny einen warnenden Blick zu. Ganz gegen seine Gewohnheit saß dieser vollkommen reglos da und starrte zu Boden.
    »Die toxikologischen Untersuchungen lassen auf Sedativa und Narkotika in Darminhalt und Körpergewebe schließen, und zwar in hoher Dosierung. Es handelt sich vor allem um Diazepam und Ketobemidon-Hydrochlorid. Außerdem um Spuren von Dextroproxifen. Hinzuzufügen ist, dass der Leichnam unterernährt war. Und …«
    Yvonne Stridner unterbrach sich einen Augenblick und blinzelte. Als sie wieder das Wort ergriff, war ihrer Stimme keinerlei Betroffenheit anzumerken, aber Irene meinte eine gewisse Anspannung um ihre Lippen zu erkennen. Es wirkte tatsächlich so, als müsse die Professorin darum kämpfen, ihre kühle Objektivität zu bewahren, als sie sagte: »Sophie Malmborgs Speiche wies eine böse Fissur auf. Also einen Riss in einem der beiden Unterarmknochen. Diese Verletzung wurde ihr zugefügt, als sie noch am Leben war. Vermutlich bereits ein paar Wochen vor ihrem Tod, als sie versuchte, sich zu verteidigen. Sie muss wahnsinnige Schmerzen gehabt haben. Sie ist sowohl betäubt als auch misshandelt worden. Berücksichtigt man jedoch die hohe Dosierung der verschiedenen Pharmaka, so kann man davon ausgehen, dass sie sich in tiefer Bewusstlosigkeit befand, als sie starb.«
    Sie verstummte und betrachtete ihr Publikum. Irene wagte es, die Hand zu heben, und Yvonne Stridner nickte ihr zu.
    »Haben Sie feststellen können, welche Kleidung sie trug?«
    »Der Leichnam war stark verbrannt, und die Weichteile des Oberkörpers waren im Großen und Ganzen verkohlt, aber wir haben Textilfasern unter der Toten gefunden. Sie befinden sich bei den Kriminaltechnikern. Sie lag auf einer Matratze, die durch die Hitze geschmolzen ist, und das erschwert die Analysen.«
    »Sie sprechen von Textilfasern. Könnten es nicht möglicherweise die Überreste einer Lederjacke sein?«
    »Nein. Es handelt sich zweifelsfrei um textile Fragmente. Aber redet mit euren Kriminaltechnikern. Die haben auch die Reste des Teppichs untersucht.«
    Kommissar Andersson räusperte sich und fragte vorsichtig: »Es gibt keine anderen Verletzungen, die auf Folter hindeuten …«
    »Nein. Aber ich finde, dass man unseren Fund gut als Folter gelten lassen kann. Wer weiß, wie lange sie den Riss im Unterarmknochen schon hatte? Vielleicht seit ihrem Verschwinden? Drei Wochen sind eine lange Zeit, wenn man schwere Schmerzen hat.«
    Einem Menschen solche Schmerzen zuzufügen und ihn dann brutal hinzurichten! Grausam, unmenschlich grausam! Trauer und Wut stiegen in Irene auf. Sie war selbst überrascht, wie stark diese Gefühle waren.
    Jemand musste Sophie gefangen gehalten und die gesamte Zeit über betäubt haben. Wer? Als nächstes stellte sich natürlich die Frage, wo man einen Menschen so lange verstecken konnte, ohne dass jemand etwas merkte.
    Andersson machte einen neuen Anlauf und sagte: »Ich meine, ob es auch Hinweise auf sexuelle …«
    »Das haben wir natürlich untersucht. Es ist schwer zu entscheiden, wenn eine Leiche so stark verbrannt ist wie diese hier, aber soweit ich sehen konnte, deutet nichts auf sexuellen Missbrauch hin. Ich habe Gewebeproben des Unterleibs eingeschickt, aber die Resultate noch nicht erhalten. Hingegen fanden sich im Rektum … im Enddarm Reste mehrerer Suppositorien. Sie enthielten Ketobemidon-Hydrochlorid, es handelte sich also um Ketogan-Suppositorien.«
    »Was ist das?«, erdreistete sich Irene zu fragen.
    »Ketogan ist ein Präparat gegen sehr starke Schmerzen. Es wird beispielsweise bei Krebs und Herzinfarkt verabreicht. Natürlich führt es wie alle Opiate zur Abhängigkeit. Da es in so hoher Konzentration in den Gewebeproben gefunden worden ist, liegt der Verdacht nahe, dass ihr das Ketobemidon-Hydrochlorid auch in Tablettenform oder intravenös verabreicht wurde.«
    »Und worum handelt es sich bei den

Weitere Kostenlose Bücher