Feuerteufel: Roman (German Edition)
aufhält?«
»Keine Ahnung. Was hat er denn gemacht?«
Sie blickte mit schwarz geschminkten Augen neugierig von Christer zu Petra.
»Er hat gar nichts gemacht, aber wir würden ihn trotzdem gern sprechen. Sie wissen also nicht, ob er verreist ist oder so ähnlich?«
Die Frau schob eine rote Haarsträhne beiseite und fingerte an ihren Ohrringen herum. Entlang der Ohrränder saß eine lange Reihe von Silberkugeln.
»Nein, ich hab keinen Schimmer. Wir reden nicht miteinander. Manchmal hab ich so das Gefühl, dass er durch das Loch in seiner Tür spioniert und wartet, bis kein Mensch im Treppenhaus ist, ehe er rausgeht. Wenn man ihn dann mal zufällig trifft, guckt er geradewegs durch einen durch und schleicht wie ein Schatten vorbei. Ich sag Ihnen ehrlich, ich habe richtig ein bisschen Angst vor ihm.«
»Ich denke nicht, dass Sie dazu Grund haben«, sagte Christer. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
Die Frau dachte nach.
»Oder wann haben Sie zuletzt Geräusche aus seiner Wohnung gehört?«, fuhr Petra fort.
»Ich glaube, am Mittwoch. Oder am Dienstag? Nein, es war Dienstag, denn ich war beim Zahnarzt gewesen und habe ihn vor der Tür auf der Straße getroffen. Ich glaube, er hatte eine Lebensmitteltüte dabei.«
»Also keine Geräusche von ihm in den letzten Tagen?«
»Nicht, dass ich wüsste. Er macht selten Lärm. Manchmal höre ich den Fernseher, aber ansonsten nicht viel. Er ist der ruhigste Nachbar, den ich je gehabt habe.«
»Gut, dann vielen Dank«, sagte Christer. »Sollten Sie ihn sehen, dann sagen Sie ihm doch bitte, dass die Polizei ihn sucht.«
»Das mache ich. Dann viel Erfolg«, sagte sie und schloss die Tür.
Christer holte Papier und Stift heraus und wollte gerade eine Nachricht an Hermansson schreiben, als Petra aussprach, was er selbst dachte:
»Wir sollten gleich reingehen. Es könnte ihm etwas zugestoßen sein, und außerdem ist er krank. Vielleicht hat er einen zweiten Schlaganfall bekommen und liegt da drinnen.«
»Du hast recht«, meinte Christer. »Ich rufe gleich Munther an, und dann holen wir den Schlüsseldienst.«
Magdalena fuhr ins Industriegebiet und den asphaltierten Weg an niedrigen Gebäuden und Baracken vorbei, bis sie am Waldrand zum Parkplatz des Eisenwarenhandels kam. Sie zog den Schlüssel ab, nahm die Kameratasche vom Beifahrersitz und öffnete die Tür.
Im Schatten unter dem Vordach standen zwei Männer in Malerhosen, jeder mit seiner Plastiktüte in der Hand, und unterhielten sich aufgeregt.
»Das ist eine scheußliche Sache mit diesen Bränden«, sagte der eine und rückte mit seiner freien Hand die Kappe zurecht. »Die Polizei wird das niemals aufklären.«
»Glaube ich auch nicht, aber die würden ja nie um Hilfe bitten.«
Der andere Mann, der etwas älter war, wedelte mit der Tasche, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, sodass der Schraubenzieher, den er gekauft hatte, Löcher ins Plastik bohrte.
Magdalena erwog erst stehen zu bleiben, um ein paar O-Töne einzusammeln, eilte dann aber doch in den Laden.
Erst den Feuerlöscher.
Sie ging direkt zum Kassentresen, der wie eine Insel rechts stand. Am einen Ende thronte eine Eistheke, auf deren Schild alle Eissorten außer dreien – Nogger, Cornetto und Piggelin – mit weißen Zetteln überklebt waren. Auch dies war ein Hinweis darauf, dass der Sommer bald zu Ende war. Aus den Lautsprechern tönte gedämpfte Musik, ein alter Klassiker aus den Sechzigern.
Eine große Frau, das Polo-Shirt des Unternehmens in die Jeans gesteckt, sah auf, als Magdalena sie ansprach.
»Haben Sie auch Feuerlöscher und Feuermelder und dergleichen?«
»Ja, das haben wir. Da hinten, ich zeige es Ihnen. Sie sind heute nicht die Erste, die danach fragt.«
Die Frau verschwand zwischen den Regalen, und Magdalena folgte ihr.
»Hier haben wir unterschiedliche Modelle. An Feuerlöschern gibt es nur noch den hier à zwei Kilo. Der letzte mit sechs Kilo ist heute weggegangen. Und hier sind verschiedene Modelle an Feuermeldern.«
»Wann kriegen Sie den Sechs-Kilo-Löscher wieder rein?«, fragte Magdalena.
»Ich denke, Ende der Woche.«
»Okay. Ich sehe mich ein bisschen um. Vielen Dank erst mal.«
»Keine Ursache.«
Das Klappern der Holzschuhe entfernte sich.
Feuermelder 273 Kronen. Magdalena machte zwei Packungen von dem Ständer los, an dem sie hingen. Aber wie sollte sie es mit dem Feuerlöscher machen? Sie hatte gelesen, die empfohlene Größe sei sechs Kilo. Sollte sie erst mal einen mit zwei Kilo kaufen? Der
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