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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sie nach unten. Eine Dunkelheit, eine schwarze Dunkelheit, die sie infizierte.
    Sie bestrafte, wie sie noch nie zuvor bestraft worden war.
    Und trotzdem kam es ihr vor wie ein Traum. Wie ein erzwungener Traum. Ein Alptraum.
    Sie wollte nicht sterben.
    Auch die kleinen Kinder wollten nicht sterben. Niemand will sterben. Aber sie würde sterben. Und bevor sie starb, würde sie sich an alles erinnern.
    An all ihre Sünden.
    An all die vielen Leben, die sie ausgelöscht hatte.
    Angefangen bei ihrer eigenen kleinen Tochter.
    Die nur zufällig die erste gewesen war.

 
23
     
     
    Die Traumreiter, Tierreiter und Vogelreiter waren bereits in der Stadt. Dazu hatten sie nicht lange gebraucht. Licia hatte von einem Hügel aus zugesehen. Es war ein eigenartiger Anblick gewesen, wie sie über den gesamten Landstrich ausschwärmten, besonders die Traumreiter, die wie riesenhafte, über den Boden huschende Schatten ausgesehen hatten.
    Ihre Befehle – die sie nicht von ihr, sondern vom Schwarzen König erhalten hatten – lauteten dahingehend, daß sie abwarten sollten, bis ein Traumreiter sich des Bewußtseins eines Opfers bemächtigt hatte, und sich dann von dem Traumreiter sagen lassen, wer die Anführer der Stadtleute waren. Die Traumreiter sollten die Anführer ausschalten und sie in ihren schlimmsten Alpträumen wiegen, bis sie von ihren eigenen Ängsten oder letztendlich von einem Fußsoldaten getötet wurden.
    Die Rattenreiter sollten so viele Gebäude wie möglich infiltrieren und deren Bewohner im Rudel jagen. Normalerweise wurde niemand von den Ratten getötet, aber die Rattenreiter hatten ihre eigene Taktik. Licia hatte nie verstanden, warum so viele ihrer Opfer schreiend auf die Straße flohen, wo sie von der Infanterie niedergemacht wurden.
    Sie ging auf dem Hügel auf und ab. Ihre Infanterie stellte sich wieder zu langen Reihen auf, bereit zum Kampf. Die Fußsoldaten befanden sich immer noch unter Kendrads Kommando weiter hinten im Tal. Licia richtete den Blick gen Himmel. Der Angriff sollte stattfinden, sobald sich die Sonne ihrem Zenith näherte.
    Die Zeit schien zu kriechen. Inzwischen hatten sogar die Vogelreiter ihre zugewiesenen Stellungen eingenommen.
    Der Schwarze König war von seinem Erkundungsflug zurückgekehrt und hatte einen ziemlich zufriedenen Eindruck gemacht. Licia war froh, daß er den Ausflug überlebt hatte. Ihrer Meinung nach grenzte die Reise zu den Gebirgsausläufern an Dummheit, aber das hatte sie ihm natürlich nicht gesagt.
    Wieder schaute sie zur Sonne empor. Sie schien sich keinen Millimeter bewegt zu haben. Licia ging zu ihrem großen flachen Felsen, von dem aus sie zum Rückzug gerufen hatte. Von dort aus konnte sie in alle Richtungen blicken. Die Fußsoldaten waren noch immer nicht aus dem Tal aufgebrochen, doch Rugads Truppe hatte sich in Bewegung gesetzt. Sie kamen über die Hügelkette hinter ihr und marschierten im Gleichschritt auf die Berge zu.
    Rugad nahm nur wenige mit Magie begabte Fey mit. Er hatte ein paar Tierreiter dabei, die meisten anderen gehörten jedoch der Infanterie an. Die Gründe dafür blieben ihr verschlossen. Eigentlich wurde ihre Truppe dadurch dezimiert, aber letztendlich sollte sie in der Schlacht dort unten nur als Köder dienen, um die Aufmerksamkeit der Inselbewohner von ihrer Stadt abzulenken.
    Sie wischte sich die feuchten Handflächen an der Hose ab. So nervös war sie schon lange nicht mehr vor einer Schlacht gewesen. Der Rückzug hatte auch sie in Mitleidenschaft gezogen, auch wenn sie das niemandem gegenüber zugab. Sie wollte nicht noch mehr Soldaten verlieren, doch sie wußte, daß es so kommen würde.
    Wie rasch und effektiv die Fey auch angriffen, es würden unweigerlich viele von ihnen ihr Leben verlieren.
    Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar und atmete tief durch. Niemand hatte ihr jemals gesagt, daß ein solcher Verlust sich in Gefühlsschwankungen ausdrückte. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Zum ersten Mal seit Jahren konnte sie die Zweifel, die immer wieder in ihr aufstiegen, nicht beiseite wischen.
    Aber genau das mußte sie tun. Ihre Einheit, ihre Truppe, ihre Infanterie – sie waren die Köder. Sie waren diejenigen, die die Inselbewohner angreifen und womöglich vernichten sollten, in der Annahme, es handele sich um die Hauptstreitmacht der Fey. Dann sollten die Tierreiter ihnen in den Rücken fallen und die Fußsoldaten mit ihrer besonders widerlichen Art der Kriegsführung eingreifen.
    Die Anführer der Inselleute

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