Fiasko Royal - Agenten der Galaxis #2 (German Edition)
aus der Stirn.
»Soll ich glauben, dass er in etwas verwickelt war?«
»War er nicht immer in irgendetwas verwickelt?«
»In kleine, banale, völlig irrelevante Dinge, ja. In nichts, das ihm hätte den Tod bringen können.«
»Bist du sicher? Erinnere dich an seine Affäre mit Isella! Er hat Hannadea damals Mays Halstuch gebracht. Er könnte also durchaus auch diesmal irgendetwas gewusst haben.«
Elongata seufzte. »Ich freue mich jedenfalls nicht darauf, es Mutter beizubringen. Reuben Penjin in Arrest und Vater tot – es wird ein wenig einsam für sie werden.«
*
Anel sah verträumt aus dem Fenster. Vor ihm blinkte das nächste Kästchen, das es anzutippen und auszufüllen galt. Es war Teil des umfangreichen Stammbaums, der so viele Verzweigungen aufwies, dass sich immer nur ein Abschnitt auf einmal darstellen ließ.
Er hatte bei den weiter entfernten Ahnen begonnen und befand sich jetzt nur noch eine Generation von seinen Eltern entfernt.
Kurz war er versucht, über seinem eigenen Namen und neben Kaiserin Sindia ein schmuckloses Rial di Nidare einzutragen und lächelte bei dem Gedanken, was die hohe Prüfungskommission wohl dazu sagen würde, wenn er einen solchen Fauxpas beging. Er las mehrmals den Namen seiner Großmutter mütterlicherseits: Lady Elena Tepdo. Prüfungskommissionen hatten keinen Humor, sonst hätte er sich aus der Liste der Sonderzeichen gern einen Totenkopf geben lassen, um ihn daneben einzusetzen.
Neben den Eintrag Kaiser Rinardon schrieb er Nisan und Gondolin und brauchte nun eine ganze Reihe kleiner Kreuze, um deren Söhne allesamt als verstorben zu kennzeichnen – außer einem: Kaiser Thanaton.
Von dort führten vier Linien weiter zu vier Kästchen: Kronprinz Genno, Prinzessin Hannadea, Prinz Anel und Prinz Findus.
Anel fuhr mit dem Finger über die Linien, bis er zu Kaiser Rinardon zurückgelangte, für den nur einziger Sohn eingetragen war: Kaiser Adelardin. Zwei golden blitzende Ringe markierten dessen Ehe mit Kaiserin May, der Tochter von Lady Perle Foster. Das fehlende Kästchen darunter zeigte, dass May und Adelardin keinen Erben hinterlassen hatten.
Eigentlich waren die Genealogien von Kaiserhäusern auch ohne neben der Hand gezeugte Bastarde kompliziert genug.
Und davon musste es mehr gegeben haben. Anel weigerte sich zu glauben, dass er der einzige Prinz war, dem es auf der väterlichen Seite an kaiserlichem Blut mangelte. Adelardin war allerdings viel zu erhaben gewesen, um sich zu einer Frau herabzulassen, die nicht den Titel einer Kaiserin trug.
Anel warf einen Blick auf die Zeitanzeige. Noch zwei Stunden bis zur Mittagspause. Er konnte es also wagen, den Umschlag mit der Prüfungsfrage für die jüngere Geschichte anzufordern. Es war den Prüflingen erlaubt, zum eigenen Nachteil auf die volle Zeitspanne von vier Stunden zu verzichten. Anel hatte bisher für keine Unterprüfung mehr als neunzig Minuten aufgewendet. Also würde er auch diese in weniger als einhundertzwanzig Minuten bewältigen. Er ging nach vorn, verbeugte sich vor dem Aufseher und erbat den Umschlag. Der grauhaarige Mann in der violetten Robe nahm die Unterlagen der Genealogie-Prüfung entgegen, trug Anels Namen in die Liste ein und gab ihm einen blassblauen Umschlag. Anel kehrte damit zu seinem Platz zurück.
Begründen Sie detailliert, weshalb Kaiser Rinardon zugunsten seines Sohnes Ablin abdankte. Nennen Sie die politischen Fraktionen, die maßgeblich Einfluss auf diese Entscheidung geltend machten, sowie deren Ziele und ihre Machtexponenten. Berücksichtigen Sie dabei die These, es gäbe ein sogenanntes Buch der Namen.
Anel zupfte sich am Ohrläppchen.
Sein Geschichtslehrer hatte ihm versichert, es werde keine Fragen geben, die in irgendeiner Weise mit aktuellen tagespolitischen Ereignissen zusammenhingen und schon gar keine, bei denen er um seine Meinung zur eigenen Familie gefragt werden würde.
Es sah ganz so aus, als habe die Prüfungskommission mit diesen Grundsätzen gebrochen.
Anel zog die Kappe von seinem Laserstift und schrieb: Die Abdankung Kaiser Rinardons im Jahr 113 wird allgemein dem Einfluss des sogenannten table informelle zugeschrieben. Dieser, von Lord Famel eingerichtete, Mittagstisch für den Adel am Hof, dessen Gründung auf das Jahr 108 zurückgeht …
Anel wünschte, er hätte sich für ein frühes Mittagessen entschieden und sich diese Frage für den Nachmittag aufgehoben. Hier klang mehr Politik an, als man sich für die zentralen
Weitere Kostenlose Bücher