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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Arbeitsbesprechung aufzufassen, und die Einladung angenommen. Und sie war froh, daß sie es getan hatte. Dr. Peter Morrison war vielleicht nicht so schön wie Paul Newman, aber er war dennoch ein faszinierender Mann, der großen Einfluß auf die Forschung im ganzen Land hatte.
    Ellen versuchte, die Labortür aufzuschließen und stellte überrascht fest, daß das Schloß nicht verriegelt war. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Charles saß bereits mitten in seiner Arbeit.
    »Ich dachte schon, du kommst heute nicht mehr«, begrüßte er sie und lächelte freundlich. Ellen zog ihren Mantel aus und kämpfte gegen ein leichtes Schuldgefühl an. »Ich hatte nicht erwartet, daß du hier wärst.«
    »So?« sagte Charles. »Ich habe die ganze Nacht gearbeitet.«
    Ellen kam an seinen Schreibtisch. Charles hatte ein neues Protokollbuch vor sich liegen, und mehrere Seiten waren bereits mit seiner präzisen Handschrift gefüllt. Er sah schrecklich aus. Das Haar hing ihm in Strähnen herunter, so daß die lichtere Stelle auf seinem Kopf noch deutlicher als sonst zu sehen war. Seine Augen sahen übermüdet aus, und er hätte dringend eine Rasur gebraucht.
    »Woran arbeitest du?« fragte Ellen. Sie wollte erst einmal seine Stimmung erkunden.
    »Ich bin fleißig gewesen«, antwortete Charles und hielt ein Glasfläschchen in die Höhe. »Und ich habe ein paar gute Nachrichten. Unsere Methode, bei den Krebszellen der Mäuse ein Antigenprotein herauszuisolieren, funktioniert auch mit Krebszellen vom Menschen. Der Hybrideneffekt, den ich mit Michelles Leukämiezellen versucht habe, hat über die Zeit hinaus gewirkt.«
    Ellen nickte. Allmählich empfand sie Mitleid mit Charles Martel.
    »Und dann habe ich die Mäuse untersucht, denen wir das Brustkrebsantigen injiziert haben«, fuhr Charles begeistert fort. »Zwei von ihnen zeigen eine leichte, aber eindeutige Antikörperreaktion. Das ist doch ermutigend. Findest du nicht auch? Deshalb möchte ich dich bitten, den Mäusen heute eine weitere Dosis von dem Antigen zu geben. Und einer frischen Gruppe könntest du dann schon Michelles Leukämieantigen injizieren.«
    »Aber Charles«, sagte Ellen mitfühlend, »wir haben doch gar keine Erlaubnis, das zu tun.«
    Vorsichtig, als ob es mit Nitroglyzerin gefüllt wäre, setzte Charles das Fläschchen in seiner Hand auf dem Schreibtisch ab. Dann sah er Ellen selbstsicher ins Gesicht. »Noch bestimme ich hier.« Seine Stimme war ruhig und beherrscht, zu beherrscht vielleicht.
    Ellen nickte scheinbar zustimmend. Doch die Wahrheit war, daß sie begonnen hatte, sich vor Charles ein bißchen zu fürchten. Ohne noch etwas zu sagen, ging sie an ihren Arbeitstisch, um die Injektionslösung für die Mäuse vorzubereiten. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Charles einen Umschlag vom Schreibtisch nahm, mehrere Papiere herauszog und in ihnen zu lesen begann. Sie sah auf die Uhr über der Eingangstür. Kurz nach neun Uhr würde sie unter irgendeinem Vorwand das Labor verlassen und zu Peter gehen.
    Noch bevor Ellen gekommen war, hatte Charles die Vorladung zur Anhörung vor dem Vormundschaftsrichter erhalten. Ein Bote des zuständigen Polizeireviers hatte sie ihm wortlos überreicht. Bis zu diesem Augenblick hatte Charles den Umschlag nicht beachtet. Schon immer hatte ihn das vertrackte Juristengeschwätz nervös gemacht, und deshalb überflog er dasSchriftstück auch nur kurz. Er wurde aufgefordert, zu einer Anhörung zu kommen, die in drei Tagen stattfinden sollte. Er würde einen Rechtsbeistand brauchen.
    Charles sah auf seine Armbanduhr und griff zum Telefon. Als erstes rief er John Randolph an, den Leiter der Stadtverwaltung von Shaftesbury, New Hampshire. Er kannte Randolph, denn ihm gehörte das größte Geschäft für elektrotechnische Geräte in der Stadt.
    »Ich möchte mich beschweren«, sagte Charles nach den üblichen Begrüßungsfloskeln, »über die Polizei von Shaftesbury.«
    »Ich hoffe, du meinst nicht den Vorfall gestern abend bei der Fabrik«, erwiderte John.
    »Doch, genau den«, sagte Charles.
    »Davon haben wir bereits erfahren«, sagte John. »Frank Neilson hat sich mit den drei Stadträten zum Frühstück getroffen. Sie haben mir alles erzählt. Das hörte sich aber so an, als ob du noch Glück gehabt hast, daß Frank gerade Dienst hatte.«
    »Das hab’ ich am Anfang auch gedacht«, antwortete Charles. »Aber dann hat er mich zu Recycle zurückgebracht, nur damit mich so ein Halbverrückter zusammenschlagen konnte.«
    »Davon

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