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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Behandlungszimmer sehen und sofort erinnerte sie sich wieder, warum sie hier war. Sie lehnte sich zu Cathryn hinüber und flüsterte: »Glaubst du, daß ich eine Spritze bekomme?«
    »Das weiß ich wirklich nicht«, antwortete Cathryn. »Aber wenn du dich danach fühlst, können wir hinterher irgend etwas Lustiges machen. Du kannst es dir aussuchen.«
    »Können wir meinen Vater besuchen?« Michelles Augen glänzten.
    »Natürlich.« Cathryn stellte den Rollstuhl neben einen freien Platz und setzte sich.
    Eine Mutter kam mit ihrem fünfjährigen Sohn aus dem Behandlungszimmer. Der Kleine wimmerte leise vor sich hin. Eine andere Frau mit einem kleinen Baby im Arm stand auf und verschwand hinter der Tür.
    »Ich werde einmal die Schwester fragen, ob ich hier telefonieren kann«, sagte Cathryn. »Ich möchte herausfinden, wo Tad Schönhauser liegt. Kann ich dich einen Moment allein lassen?«
    »Ja«, antwortete Michelle. »Ich fühl’ mich schon wieder besser.«
    »Schön«, sagte Cathryn und stand auf. Michelle sah Cathryn hinterher, als sie hinüber zum Schreibtisch der Schwester ging. Ihr langes braunes Haar wellte bei jedem Schritt gegen ihre Schultern. Dann nahm sie den Telefonhörer hoch und wählte. Michelle erinnerte sich, wie gern ihr Vater Cathryns Haare hatte, und sie wünschte sich, dieselbe Haarfarbe zu haben. Auf einmal wäre sie am liebsten schon viel älter gewesen, vielleicht zwanzig, dann könnte sie auch ein Arzt sein und immer mit Charles reden und in seinem Labor arbeiten. Charles hatte gesagt, daß die Ärzte selber keine Spritzen zu gebenbrauchen, das tun die Schwestern. Michelle hoffte, daß sie keine Spritze bekommen würde. Sie haßte Spritzen.
     
    »Dr. Martel«, rief Dr. Peter Morrison. Er stand im Türrahmen von Charles’ Labor. »Haben Sie meine Nachricht nicht erhalten?«
    Charles füllte gerade einen Radioaktivitätszähler mit Serumproben. Er richtete sich auf und sah hinüber zu Morrison, dem Verwaltungsleiter der physiologischen Abteilung. Morrison hatte sich so an den Rahmen gelehnt, daß das Licht der Leuchtstoffröhre an der Decke seine Brillengläser verschwinden ließ und der dünne Rahmen des Schildpattgestells wie leer auf seiner Nase saß. Sein Gesichtsausdruck war gespannt und verärgert.
    »Ich komme in zehn Minuten«, sagte Charles. »Solange habe ich hier noch Wichtigeres zu tun.«
    Einen Moment schien Morrison über Charles’ Antwort nachzudenken. »Ich warte in meinem Büro.« Langsam zog er die Tür hinter sich zu.
    »Du solltest ihn nicht reizen«, sagte Ellen. »Am Ende kann dabei nur Ärger herauskommen.«
    »Das tut ihm ganz gut«, antwortete Charles. »Dann hat er wenigstens etwas, worüber er nachdenken kann. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er sonst in seinem Büro zu tun hätte.«
    »Irgend jemand muß sich um die Verwaltung kümmern«, entgegnete Ellen.
    »Und das schlimmste ist, daß er einmal ein ernsthafter Wissenschaftler war«, fuhr Charles fort. »Jetzt quält ihn nur noch eine Sorge, nämlich Direktor zu werden. Und alles, was er tut, ist Papiere herumschieben, Treffen arrangieren, Essen gehen oder Wohltätigkeitsveranstaltungen besuchen.«
    »Aber die bringen uns Geld ein.«
    »Das nehme ich an«, sagte Charles. »Aber man braucht keinen Doktortitel in Physiologie dazu. Ich halte das für reine Zeitverschwendung. Wenn die Leute, die auf diesen Veranstaltungen Geld spenden, jemals herausfinden würden, wie wenig davon am Ende in die Forschung fließt, dann wären sie entsetzt.«
    »In diesem Punkt gebe ich dir recht«, antwortete Ellen. »Aber warum läßt du nicht mich die Proben weiterbearbeiten? Dann kannst du dein Gespräch mit Morrison sofort hinter dich bringen, denn nachher, wenn ich den Ratten Blut abnehme, brauche ich deine Hilfe.«
    Zehn Minuten später stieg Charles die Metallstufen der Feuerleiter zum zweiten Stock hinauf. Er hatte keine Ahnung, weshalb Morrison ihn sprechen wollte. Wahrscheinlich würde Morrison ihn wieder mit aufmunternden Worten zu überzeugen versuchen, irgend etwas für eine der nächsten Tagungen zu veröffentlichen. Was dieses Thema betraf, so unterschieden sich Charles’ Ansichten ziemlich von denen seiner Kollegen. Charles hatte nie das Verlangen gehabt, seine Arbeiten auch immer gedruckt sehen zu müssen. Obwohl die Bedeutung eines Wissenschaftlers in der Forschung oft nur an der Zahl seiner Veröffentlichungen gemessen wird, hatte Charles durch seine verbissene Hingabe und durch seinen

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