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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ihm ins Wort. »Das ist zwar alles sehr interessant, aber ich habe unten einen wichtigen Versuch laufen. Wollten Sie mir noch irgend etwas Wichtiges sagen?«
    »Natürlich«, antwortete Morrison und nestelte an seiner Manschette. Seine Stimme bekam einen noch ernsteren Ton, und er legte die Fingerspitzen aneinander, als ob er einen Kirchturm nachformen wollte. »Der Rat der Direktoren des Instituts hat den Artikel der New York Times erwartet und sich deshalb gestern nacht zu einer Sondersitzung getroffen. Wir waren der einhelligen Meinung, daß nur ein schnelles Handeln verhindern konnte, daß das neue und vielversprechende Medikament Canceran zum eigentlichen Opfer der Brighton-Affäre wird. Ich nehme an, Sie verstehen diese Sorge.«
    »Natürlich«, antwortete Charles, doch weit hinten in seinem Kopf zog eine schwarze Wolke auf.
    »Ebenso ungeteilt war die Meinung, daß es nur einen Weg für das Institut gibt, das Canceran-Projekt zu retten – indem wir öffentlich unser Vertrauen zu dem Medikament bekundenund unserem angesehensten Wissenschaftler die Beendigung der Versuchsreihe in die Hände legen. Und ich bin glücklich, sagen zu können, daß Sie, Charles Martel, dazu ausersehen wurden.«
    Charles schloß die Augen und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Er wäre am liebsten aus dem Büro gestürmt, aber er zügelte sich. Langsam öffnete er wieder die Augen. Morrisons dünne Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. Charles war sich nicht sicher, ob sein Gegenüber wußte, was seine Reaktion zu bedeuten hatte, und er ihn deshalb noch zusätzlich reizen wollte, oder ob Morrison tatsächlich glaubte, daß er ihm eine frohe Botschaft übermittelt hatte.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich darüber befriedigt bin, daß der Rat der Direktoren jemanden aus meiner Abteilung ausgewählt hat«, fuhr Morrison fort. »Nicht, daß es mich besonders überrascht hat. Wir alle haben unermüdlich für das Weinburger-Institut gearbeitet. Dennoch ist es angenehm, wenn man von Zeit zu Zeit etwas Aufmerksamkeit erfährt. Und natürlich habe ich Sie vorgeschlagen.«
    »Also«, setzte Charles an und bemühte sich, seine Stimme so ruhig wie nur möglich zu halten. »Ich bitte Sie, dem Rat der Direktoren meinen Dank für diesen Vertrauensbeweis auszurichten. Aber zu meinem Bedauern sehe ich mich nicht in der Lage, das Canceran-Projekt übernehmen zu können. Verstehen Sie mich bitte, meine eigene Arbeit macht große Fortschritte. Sie werden sich jemand anderen suchen müssen.«
    »Ich hoffe, Sie machen einen Scherz.« Morrisons Lächeln schwankte einen Moment, dann verschwand es ganz.
    »Nicht im geringsten. Bei den gegenwärtigen Fortschritten kann ich meine Arbeit unter keinen Umständen liegenlassen. Meine Assistentin und ich sind sehr erfolgreich gewesen, und wir kommen überraschend schnell voran.«
    »Aber Sie haben seit mehreren Jahren nicht eine einzige Arbeit veröffentlicht. Das kann man kaum einen schnellen Fortschritt nennen. Außerdem wird Ihre Arbeit fast ausschließlich aus dem allgemeinen Fonds des Instituts bezahlt. Seit sehr, sehr langer Zeit ist uns für Ihre Arbeit nicht eine größere Spende zugegangen. Ich weiß, weshalb das so ist, weil Sie bei Ihren Krebsforschungen auf dem Gebiet der Immunologie geblieben sind, und bis heute hatten Sie darin meine volle Unterstützung. Aber jetzt brauchen wir Ihre Hilfe. Sobald Sie das Canceran-Projekt beendet haben, können Sie sich wieder ganz auf Ihre Arbeit konzentrieren. So einfach ist das.« Morrison stand auf und ging zurück zu seinem Schreibtisch zum Zeichen, daß für ihn die Unterredung beendet war und die Sache beschlossen.
    »Aber ich kann meine Arbeit nicht unterbrechen«, sagte Charles. Er spürte ein Gefühl der Verzweiflung in sich aufsteigen. »Nicht gerade jetzt. Alles läuft so vielversprechend. Und was ist mit meiner Entwicklungsstudie auf dem Gebiet der Hybridisierung? Zählt die denn gar nicht?«
    »Ah, der Hybriden-Effekt«, sagte Morrison. »Eine wundervolle Arbeit. Wer hätte gedacht, daß ein sensibler Lymphozyt mit einer Krebszelle vereinigt werden könnte, so daß eine Art zelluläre Antikörperproduktion entsteht? Brillant! Leider hat die Sache zwei Fehler. Erstens, das ist schon einige Jahre her. Zweitens, Sie haben versäumt, Ihre Entdeckung zu veröffentlichen! Wir hätten daraus in jeder Hinsicht großen Gewinn ziehen können. So hat eine andere Institution die Ehre kassiert. Ich glaube nicht, daß Ihre Studie über den

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