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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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trauriges kleines Mädchen in einem Rollstuhl. Die Eindrücke in Kinderkrankenhäusern schienen Cathryn besonders zermürbend zu sein. Schon der Gedanke daran, daß Kinder krank sein können, ließ in ihr ein Gefühl der Schwäche hochsteigen. Sie versuchte, sich auf den Stockwerksanzeiger über der Tür zu konzentrieren, doch ein mächtiges, unbegreifliches Verlangen zog ihre Augen zurück zu dem kranken Kind. Als die Türen sich im fünften Stock öffneten und sie ausstieg, waren ihre Knie weich wie Gummi und ihre Handflächen schweißnaß.
    Cathryn war auf dem Weg zur Marshall-Memorial-Isolierstation, aber auf der fünften Etage lagen auch die allgemeine Intensivstation und der Beobachtungsraum für die frischoperierten Patienten. In ihrem angegriffenen Zustand war Cathryn all diesen Eindrücken und Geräuschen von akuten medizinischen Krisen ausgesetzt. Die Piepstöne der Herzmonitoren vermischten sich mit den Schreien verängstigter Kinder. Wo sie auch hinblickte, sah sie ein Durcheinander von Schläuchen, Flaschen und zischenden Apparaten. Es war eine fremde Welt, durch die geschäftiges Personal eilte, das aus unerklärlichen Gründen losgelöst zu sein schien von dem Schrecken ringsum. Daß dies alles nur dazu diente, den Kindern zu helfen, kam Cathryn nicht in den Sinn.
    In einem schmalen Flur, der zu beiden Seiten von Fenstern durchbrochen war, blieb Cathryn stehen und schöpfte Atem. Sie merkte, daß sie in einem Verbindungsgang zwischen zwei Gebäuden des Krankenhauszentrums war. Der Flur war eine friedliche Brücke. Für einen Moment war sie allein, bis ein Mann in einem Motorrollstuhl an ihr vorbeifuhr, auf dessen Rückenlehne das Wort ›Fahrdienst‹ geschrieben war. Reagenzgläser und Glaskolben mit Proben aller nur erdenklichen Körperflüssigkeiten klirrten in einem kleinen Metallgestell. Der Mann lächelte, und Cathryn lächelte zurück. Sie fühlte sich besser. Gestärkt ging sie weiter.
    Die Marshall-Memorial-Isolierstation war nicht so furchteinflößend für Cathryn. Die Türen zu den Zimmern waren alle geschlossen und kein Patient war zu sehen. Cathryn ging zur Schwesternstation, die eher wie der Ticketschalter auf einem Flughafen aussah als wie das Nervenzentrum einer Krankenstation. Es war eine große quadratische Zone, in deren Mitte eine Reihe von TV-Monitoren stand. Ein Pfleger sah zu ihr auf und fragte sie freundlich, ob er ihr helfen könne.
    »Ich suche den kleinen Schönhauser«, sagte Cathryn.
    »Fünf-einundzwanzig«, sagte der Pfleger und zeigte ihr die Richtung.
    Cathryn bedankte sich und ging hinüber zu der geschlossenen Tür. Behutsam klopfte sie. »Gehen Sie einfach hinein«, rief der junge Mann. »Aber vergessen Sie nicht, den Umhang anzuziehen.«
    Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter, und die Tür öffnete sich. Sie stand in einem kleinen Vorraum mit Regalen für Bettwäsche und anderen Tüchern, einem Medikamentenschrank, einem Ausguß und einem großen Korb für Schmutzwäsche. Neben dem Korb war eine zweite verschlossene Tür mit einem schmalen Glasfenster. Während Cathryn noch regungslos dastand, öffnete sich die innere Tür, und eine Person, in einen Umhang gehüllt und mit Gesichtsmaske, trat in den Raum. Mit schnellen Bewegungen wurden die Papiermaske und die Haube in den Müll geworfen. Es war eine junge Schwester mit roten Haaren und Sommersprossen.
    »Hallo«, sagte sie. Die Handschuhe flogen in den Müll, der Umhang in den Wäschekorb. »Wollen Sie Tad besuchen?«
    »Wenn das möglich ist«, antwortete Cathryn. »Ist Mrs. Schönhauser auch hier?«
    »Ja. Sie ist jeden Tag hier, die arme Frau. Vergessen Sie nicht, einen Umhang anzuziehen. Hier gelten sehr strenge Vorsichtsmaßnahmen.«
    »Ich …« begann Cathryn, aber die Schwester war schon aus der Tür und auf dem Weg zu ihrem nächsten Patienten.
    Cathryn suchte die Regale ab, bis sie die Hauben und Masken gefunden hatte. Sie zog sie an und kam sich irgendwie lächerlich dabei vor. Als nächstes streifte sie den Umhang über, aber statt ihn auf dem Rücken zuzubinden, zog sie ihn wie einen Mantel an. Die Gummihandschuhe machten ihr mehr Schwierigkeiten, und in den linken kam sie trotz mehrerer Versuche nicht ganz hinein. Die halbleeren Gummifinger hingen ihr schlaff von der Hand, als sie schließlich die innere Tür öffnete. Das erste, was sie sah, war eine große Kunststoffplane, die das Bett wie einen Käfig überspannte. Durch das milchige Tuch konnte Cathryn gerade noch die Umrisse von Tad

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