Fillory - Die Zauberer
hätte nicht das Geringste dagegen. Wir könnten das Observatorium umbauen. Wir könnten die Schule in ein Altersheim für senile Professoren verwandeln. Von denen haben wir ja weiß Gott genug.«
Wieder sagte jemand etwas Unverständliches.
»Das ist ein Zwanzigstel, Melanie. Wir exerzieren das jedes Jahr durch. Wir durchforsten jede Highschool, jede Middle School und jede Jugendstrafvollzugsanstalt, bis wir die richtigen finden. Wenn die Suche erfolglos bleibt, gebe ich mit Freuden auf, und es wird dein Problem sein. Ja, ich überlasse es mit Vergnügen dir. Augenblicklich fällt mir nichts ein, was mich glücklicher machen würde.«
Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt und ein sorgenvolles Gesicht spähte herein – es war Quentins erste Prüferin, die dunkelhaarige europäische Dame mit den geschickten Fingern. Er öffnete den Mund, um nach einem Telefon zu fragen – sein Handy war leer und zeigte nur noch einen nutzlosen flackernden Streifen an –, aber dann schloss sich die Tür bereits wieder. Wie nervig. War es vorbei? Sollte er einfach gehen? Er verzog das Gesicht. Er war immer für ein Abenteuer zu haben, aber was zu viel war, war zu viel. Dieses hier begann ihm auf den Wecker zu gehen.
Das Zimmer war fast dunkel. Er sah sich nach einem Lichtschalter um, aber es gab keinen. Tatsächlich hatte er hier nirgendwo irgendetwas Elektrisches entdeckt. Keine Telefone, keine Lampen, keine Uhren. Es war lange her, dass Quentin sein Sandwich und seine Tafel Bitterschokolade gegessen hatte. Inzwischen hatte er wieder Hunger. Er stand auf und ging ans Fenster, wo es heller war.
Die Fensterscheiben waren alt und wacklig. War er der Letzte, der noch übrig war? Was dauerte denn so lange? Der Himmel wölbte sich zu einer leuchtend königsblauen Kuppel, gesprenkelt mit riesigen, trägen Sternspiralen, Van-Gogh-Sternen, die in Brooklyn wegen der Lichtverschmutzung nicht sichtbar gewesen wären. Er fragte sich, wie weit außerhalb von New York sie waren und was aus dem Stück Papier geworden war, das er verfolgt, aber nie erwischt hatte. Auch wünschte er jetzt, er hätte das Buch mitgenommen, das er in seinem Rucksack im ersten Prüfungsraum zurückgelassen hatte. Er stellte sich vor, wie seine Eltern in der Küche zusammen das Abendessen zubereiteten: Ein Gericht dampfte auf dem Herd und sein Dad sang irgendetwas alptraumhaft Uncooles. Zwei Gläser Wein auf der Anrichte. Fast vermisste er sie.
Ohne Vorwarnung flog die Tür auf und der Dekan kam hereinmarschiert. Über die Schulter hinweg sagte er ein paar Worte zu jemandem hinter ihm.
»… ein Kandidat? Schön!«, sagte er sarkastisch. »Wollen wir uns einen Kandidaten ansehen. Und bringt ein paar Kerzen, verflixt nochmal!« Er drehte sich zu Quentin um und setzte sich an den Tisch. Sein Hemd war transparent vor Schweiß. Es war möglich, dass er sich seit ihrer letzten Begegnung den einen oder anderen Drink genehmigt hatte. »Hallo, Quentin. Bitte setzen Sie sich.«
Er deutete auf den anderen Stuhl. Quentin nahm Platz. Fogg schloss den obersten Hemdenknopf und zerrte hastig und gereizt eine Krawatte aus der Hosentasche.
Die dunkelhaarige Dame trat nun ebenfalls ein und hinter ihr folgten der alte Mann mit den Knoten, der dicke Herr mit der Eidechse und dann der Rest von dem Dutzend Männer und Frauen, die hier im Laufe des Nachmittags nacheinander ein- und ausgegangen waren. Sie reihten sich an den Wänden auf, drängten sich in den Ecken zusammen und reckten die Hälse, um ihn sehen zu können, während sie miteinander flüsterten. Der Punker mit den Tätowierungen war auch da. Er schlüpfte herein, während sich die Tür schloss, unbemerkt von den Dozenten.
»Kommt nur, kommt.« Der Dekan winkte sie alle näher. »Nächstes Jahr sollten wir wirklich in den Wintergarten umziehen. Pearl, bitte komm hier herüber«, sagte er zu der blonden jungen Frau, für die Quentin einen Plan zeichnen musste.
»Na schön«, sagte er, als alle einen Platz gefunden hatten. »Quentin. Nehmen Sie Platz.«
Quentin saß bereits und drückte sich jetzt noch tiefer in seinen Stuhl.
Dekan Fogg zog aus einer Tasche ein neues, noch in Zellophan verpacktes Kartenspiel, aus der anderen einen Stapel Nickel, etwa im Wert eines Dollars, den er mit so viel Nachdruck auf den Tisch stellte, dass er prompt umkippte. Beide griffen nach den Münzen, um sie wieder aufzustapeln.
»Na schön«, sagte Fogg erneut. »Fangen wir an.« Er klatschte in die Hände und rieb sie aneinander.
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