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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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aufgereiht.
    Gleich darauf traf der Dekan ein. Er trug einen hellgrünen Leinenanzug und eine gelbe Krawatte. Er war schroff und energieladen und zeigte keinerlei Anzeichen von Scham, ja, keinerlei Gefühle überhaupt bezüglich der Szene am Abend zuvor. Er erklärte, er habe bereits gefrühstückt, aber Quentin könne essen, während sie sich unterhielten.
    »Na schön.« Er schlug sich mit den Händen auf die Oberschenkel und zog die Augenbrauen hoch. »Fangen wir am besten ganz von vorne an: Zauberei gibt es wirklich. Aber das ist Ihnen wohl auch inzwischen klargeworden.«
    Quentin sagte nichts. Er blieb reglos auf seinem Stuhl sitzen, mit undurchdringlicher Miene. Er blickte auf einen Punkt hinter Foggs Schulter und ließ sich keine Gefühle anmerken. Gewiss war das die einfachste Erklärung für das, was gestern Abend passiert war. Ein Teil von ihm, der, dem er am wenigsten traute, hätte sich am liebsten auf diese Begründung gestürzt wie ein kleiner Hund auf einen Ball. Doch angesichts der Erfahrungen, die er in seinem bisherigen Leben gesammelt hatte, beherrschte er sich. Zu lange war er von der Welt enttäuscht worden – so viele Jahre lang hatte er sich nach einem Zeichen dafür gesehnt, dass die bekannte Realität nicht die Einzige war, und hatte sich mit den überwältigen Beweisen auseinandersetzen müssen, dass sie es sehr wohl war. Er würde sich nicht so leicht in die Irre führen lassen. Es war, als hätte er einen Hinweis darauf gefunden, dass ein Mensch, den man begraben und beweint hatte, in Wirklichkeit gar nicht tot war.
    Er ließ Fogg reden.
    »Um Ihre Frage von gestern Abend zu beantworten: Sie sind hier im Brakebills College für Magische Pädagogik.«
    Der Butler erschien mit einem Tablett voller zugedeckter Schüsseln, die er eifrig eine nach der anderen aufdeckte wie ein Zimmerservice-Kellner. »Aufgrund Ihrer gestrigen Prüfungsergebnisse sind wir übereingekommen, Ihnen einen Platz bei uns anzubieten. Versuchen Sie den gebratenen Frühstücksspeck, er ist sehr gut. Wir beziehen ihn von einer nahe gelegenen Farm, wo die Schweine mit Sahne und Walnüssen gefüttert werden.«
    »Sie wollen, dass ich hier zur Schule gehe? Aufs College?«
    »Ja. Anstatt sich an einer konventionellen Universität einzuschreiben, kämen Sie zu uns. Wenn es Ihnen gefällt, können Sie sogar das Zimmer behalten, in dem Sie übernachtet haben.«
    »Aber ich kann doch nicht einfach …« Quentin wusste nicht so recht, wie er all das, was an diesem Vorschlag absurd war, in Worte fassen sollte. »Entschuldigung, das alles ist ein bisschen verwirrend. Ich soll also mein Studium aufschieben?«
    »Nein, Quentin. Sie würden es nicht aufschieben. Sie würden das College ganz aufgeben. Brakebills wird Ihr College sein.« Man merkte dem Dekan an, dass solche Gespräche Routine für ihn waren. »Sie würden an keine Eliteuni gehen. Sie würden nicht mit Ihrer ganzen Klasse weiterstudieren. Sie würden nie zur Vereinigung der Elitestudenten zählen und noch vor dem Examen von einem Hedgefonds oder einer Unternehmensberatung angeworben werden. Das hier ist kein Sommerkurs, Quentin. Das hier ist«, und er sprach die Floskel sehr betont aus, »die ganze Chose mit allem Drum und Dran.«
    »Es wären also vier Jahre …«
    »Nein, fünf.«
    »… Studium, an deren Ende ich was wäre? Ein Magister der Zauberei?« Das klang so komisch, dass er zu sich selbst sagte: »Diese ganze Unterhaltung ist vollkommen absurd.«
    »Am Ende wären Sie ein Zauberer, Quentin. Ich weiß, dass das nicht der übliche Weg zum Erfolg ist. Ihr Berufsberater würde den Kopf schütteln. Niemand wüsste, was Sie hier treiben. Sie würden alles hinter sich lassen. Ihre Freunde, Ihre wie auch immer gearteten Karrierepläne, alles. Sie würden eine Welt verlieren und dafür eine andere gewinnen. Brakebills würde zu Ihrer Welt werden. Dies ist eine Entscheidung, die Sie nicht leichtfertig treffen sollten.«
    Nein, wahrhaftig nicht. Quentin schob seinen Teller weg und verschränkte die Arme.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Oh, dafür haben wir ein Instrument, einen Globus.« Fogg zeigte zu einem Regal, auf dem eine ganze Reihe von Weltkugeln stand: moderne Globen, Schwarzwassergloben, blasse Mondgloben, glitzernde, mitternachtsblaue Himmelsgloben, düstere, rauchige, undefinierbare Globen mit seltsam verzerrten Kontinenten. »Er findet junge Leute wie Sie, die die Fähigkeit zur Zauberei besitzen – im Grunde registriert er jegliche Form von Magie,

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