Filmriss
Nummern zu hart für jemanden, der nicht an Alkohol gewöhnt ist.«
Karsten grinst, eine volle Bierflasche in der Hand. »Was hast du dich denn so? Ich will ihm nur was zeigen.«
»Wenn du das tus t …«
»Was dann?« Sein Grinsen gefriert.
»Dan n …« Mir fällt so schnell nichts ein, womit ich ihm drohen könnte. Ich sehe zu Frieda hinüber, aber die wartet auch nur darauf, dass ich vorpresche. »Dann sag ich es Marlon.« Oh Mann, wie arm klingt das denn? Aber gesagt ist gesagt, es ist nichts mehr zu machen.
»Da krieg ich aber Angst.« Gelangweilt wendet sich Karsten ab. »Komm, Kleiner.«
Steve trottet ihm hinterher wie ein gut dressierter Hund. Endlich mal einer, den Karsten schnell in seinen Bann gezogen hat. Das scheint der so richtig zu genießen.
»Frieda, warum machst du denn nichts? Keine zwei Minuten und er hat deinen Cousin restlos abgefüllt.« Meine Stimme zittert vor Ärger.
»Mach doch selber was«, blafft sie zurück, legt die Füße aufs Sofa und mustert mich regungslos. »Seh ich vielleicht aus wie seine Mutter? Der muss schon auf sich selbst aufpassen. Ist schließlich alt genug.«
»Blöde Kuh«, sage ich und geh nach draußen.
Ich bin mir sicher, dass Karsten ihn zur Holzbank führt. Seit einiger Zeit gehört Trichtersaufen zu unseren festen Freitagsritualen.
Am Anfang war das Runterschlucken ziemlich schwierig für uns alle. Der Mund läuft schnell über und der Rest zischt aus dem Schlauch, meistens auf die Klamotten. Aber nach ein paar Versuchen hatte sogar ich den Bogen raus. Schön ist es nicht, aber es gibt einen enormen Kick, man fühlt sich danach echt geschmeidig.
Marlon hat mir dabei geholfen, mich wenigstens nicht mehr zu blamieren. Mit Engelsgeduld hat er mir immer wieder alles erklärt und vorgemacht. Der Vorteil am Trichtersaufen ist, dass einem der Alkohol viel schneller zu Kopf steigt als sonst. Leider schlägt er aber im Bauch genauso ein. Es ist nicht einfach, alles drinzubehalten. Ist das aber erst mal geschafft, hat das Zeug mindestens die dreifache Wirkung.
Von Kirsch-Wodka und so ’nem Zeug wird selbst Marlon schlecht, wenn er es aus dem Trichter trinkt, aber er macht es immer mal wieder. Vielleicht weil er der Einzige ist, der so starken Stoff wenigstens kurz unten behalten kann. Karsten schafft das nicht, tut aber so, als würde er gar keinen Wert drauf legen.
Beim Bier ist Marlon ebenfalls nicht zu toppen. Karsten ist dagegen der reinste Schlaffi, auch wenn er immer wieder einen auf dicke Hose macht.
Als ich draußen ankomme, ist Karsten schon dabei, Steve den Trichtertrick zu erläutern. Der hört gebannt zu. Ich betrachte das Ganze erst mal aus ein paar Metern Abstand, um eingreifen zu können, falls Karsten Ernst machen sollte. Dann reicht er Steve das Schlauchende und erklärt den Verschluss.
»He y …!«, ruf ich und will los.
In diesem Moment fliegt die Tür auf und Frieda kommt rausgeschossen wie ein wilder Stier. Sie stampft an mir vorbei, die Hände in die Taschen ihrer kurzen Lederjacke gestemmt, und baut sich drohend vor Karsten auf.
»Wenn du den Scheiß nicht sofort sein lässt«, ihre Augen, die eigentlich ziemlich groß sind, verengen sich zu schmalen, katzenartigen Schlitzen, »dann lernst du mich kennen. Das schwör ich dir.« Ihre Stimme ist leise und klingt gefährlich.
Karsten ist total erschrocken. Ungläubig schaut er sie an. Er will irgendwas sagen, winkt dann aber nur ab und verschwindet wieder in der Hütte. Steve sieht total unglücklich aus, er weiß überhaupt nicht, was los ist.
»Komm«, sagt Frieda ruhig zu ihm und lächelt ihn an. »Es ist kalt hier draußen.«
Friedas Tagebuch
Irgendwas musste ich tun. Bei uns wär echt was los gewesen, wenn ich Steve besoffen zu Hause angeschleppt hätte. So haben sie aber nicht mal gemerkt, dass er überhaupt was getrunken hat. Ich bin viel früher heimgegangen als sonst und hab Steve am Wohnzimmer vorbeigeschleust, wo Mum und Dad saßen.
Zum Glück hat Marlon nichts von der Sache mitgekriegt. Ich als Zwergenglucke, das ist schon peinlich genug. Sexy ist es jedenfalls nicht. Ich fand es übrigens ganz gut von Birte, dass sie den beiden hinterher ist. Ich glaub, im Notfall könnte ich mich da glatt auf sie verlassen.
13
»Geht mir echt auf den Keks, immer nur hier abzuhängen.« Neue Töne von Marlon.
»Sag ich doch.« Alte Töne von Karsten.
»Früher haben wir doch auch andere Sachen gemacht.« Marlon ignoriert Karsten.
»Früher wart ihr Kinder.«
»Letztes Jahr
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