Finger weg Herr Doktor!
meinen.«
Im Dunkeln zog er Anzug, Korsett und das Kupferband aus, das er gegen Rheumatismus trug. »Baby doll, wo bist du?«
»Ich bin auf dem Bett. Es ist saukalt.«
»Gleich bin ich bei dir.« Er legte den Rest seiner Kleider ab, um es möglichst zu genießen. Mit ausgestreckten Armen durch die Dunkelheit tappend, keuchte er: »Da bin ich, Baby doll.«
Er kletterte aufs Bett. »Uh, bist du haarig«, kicherte sie, »das kitzelt.«
»Wo sind deine Lippen?« fragte er heiser. Seine sexuelle Technik war wie sein Schauspiel durch lange Erfahrung automatenhaft geworden, doch sie war ausgefeilt, wenn auch etwas altmodisch, und befriedigte im allgemeinen das Publikum.
»Oh, Pardon«, entschuldigte sie sich, »ich schaute gerade in die andere Richtung.«
»Ich werde dich jetzt beißen.«
»Könntest du das bitte auf einem Fleck tun, wo man es nicht sieht? Die Mädchen im Büro...«
»Oder soll ich einfach nur weitermachen?«
»Ja, wir haben keine Zeit zu verlieren, oder?«
Er lachte sanft. »Ach, ihr Londoner Mädel! Wie unersättlich!«
»Ich hab’ nur an meinen Bus gedacht.«
Plötzlich stieß er einen lauten Schrei aus. Sie setzte sich kerzengerade auf: »Was ist los?«
»Es fängt schon wieder an.«
»Was fängt an?«
Er keuchte: »Ich sterbe.«
»Scheiße!«
»Dreh das Licht auf!«
»Ich weiß nicht, wo es ist.«
»Neben dem Bett, du Trampel.«
Sie tastete nach dem Schalter. Er lag ausgestreckt, das Gesicht nach unten, stöhnte und hielt sich das Kreuz.
»Hol einen Arzt!«
»Ich hab’ bei den Pfadfinderinnen mein Erste-Hilfe-Abzeichen gemacht -«
»Einen Arzt! Ruf in der Rezeption an!«
»Ich möchte nicht, daß mich jemand so sieht«, erklärte sie ihm energisch.
»In der Toilette ist ein Bademantel.«
»Das kommt in keinem Ihrer Filme vor«, beklagte sie sich.
»Bitte! Einen Arzt, ich flehe dich an!«
Sie schrie laut auf. »Was in Gottes Namen -«
»Ihr Kopf!« rief sie entsetzt, »der Scheitel löst sich ab.«
Er setzte sein Toupet wieder auf. »Hol den Arzt, sei so lieb. Einen Arzt! Ich tu’ alles für dich, alles...«
Ihre Augen leuchteten auf. »Mutti sagt, ich würde mich sehr gut als Fotomodell machen -«
»In Ordnung, in Ordnung, das verschaff’ ich dir. Euch beiden. Aber hol um Gottes willen den Arzt, bevor es zu spät ist! Und deck mich mit etwas zu, sonst bekomme ich auch noch Lungenentzündung.« Der Arzt war schnell in der Grillstube gefunden, wo er sein Dinner auf Hotelkosten beendete. Er rannte vom Lift zur Picardy-Suite, im Geiste schon ganz bei der Sache - die Suite war nämlich regelmäßig an ältere reiche Besucher aus Übersee vergeben, und er stellte Berechnungen an, was dem derzeitigen Bewohner an Honorar zuzumuten war. Zu seiner Überraschung öffnete ihm ein junges Mädchen in kurzem Männerschlafrock die Türe.
»Guten Abend. Ich bin Dr. Grimsdyke. Sind Sie der Patient?«
»Nein, hier ist ein Herr, dem plötzlich im Bett übel geworden ist.«
»Oh, was für ein Unglück«, sagte Grimsdyke mitfühlend. »Aber ich glaube, ich schaue mir den Burschen erst einmal an.«
Er erkannte den Schauspieler sofort: »Eric Cavendish! Ich hab’ mir schon immer gewünscht, Sie kennenzulernen. Aber was fällt Ihnen ein, unter dieser Badematte aus Kerzendochten zu liegen?«
»Mein Kreuz«, ächzte er, »es ist schon wieder kaputt!« - Grimsdyke nahm eine ärztliche Haltung an: »Haben Sie Ihr Kreuz irgendwelchen Anstrengungen ausgesetzt?«
»Was denn, zum Teufel, glauben Sie, habe ich mit der Puppe gemacht? Gedanken gelesen?«
»Ja, die alten Liebesmuskeln lassen uns manchmal im Stich«, meinte Grimsdyke gewichtig. Er tippte ihn mit seinem Finger an. »Tut das weh?«
Eric Cavendish stieß einen Schrei aus.
»Ich glaube, wir werden es mit Strecken versuchen, wenn die junge Dame helfen könnte. Wie heißt sie?«
»Ich hab’s vergessen«, sagte der Patient zerstreut, »aber sie ist Miss... Metallwaren oder so was.«
Iris’ Kopf erschien in der Türöffnung zum Wohnzimmer. »Wenn Sie nichts dagegen haben, hätte ich gern meine Kleider.«
»Miss Metallwaren, würden Sie bitte so freundlich sein, die Arme des Patienten zu fassen, während ich an seinen Füßen ziehe?«
Draußen donnerte es an der Tür.
»Vielleicht sehen Sie zuerst nach, wer das ist«, meinte Grimsdyke, »ich ziehe inzwischen ein wenig. Sagen Sie mir, wenn ich Ihnen weh tue!«
Abermals heulte Eric Cavendish laut auf.
»Grimsdyke!« Es war Sir Lancelot in einem schottischen Schlafrock. »Das
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