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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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Mutter gerade gegangen war, und hatte dann in aller Eile den Dachboden durchsucht. Leider war der Dachboden voll von altem Gerümpel, so dass einem ein kleiner Stein – vor allem, wenn man nicht einmal genau wusste, wie der aussah – nicht besonders auffiel. Schriftstücke hatte Lucy keine gefunden.
    Den Keller hatte sie sich nicht mehr ansehen können, da ihre kleine Schwester Annie, die auf dem Hinterhof  Wache stand, plötzlich einen lauten Heulanfall bekam – das verabredete Zeichen, wenn die Mutter wieder nach Hause käme. Lucy hatte sich, wie sie berichtete, gerade noch schnell aus dem Dachbodenfenster gezwängt und war über das niedrige Dach auf die Straße gesprungen um zu flüchten.
    „Ich glaube“, grübelte Finn, „den Keller können wir auch vergessen. Da gab es absolut nichts, außer dem Eimer, dem leeren Koffer und dem Bündel voller Lumpen, die ich in den Koffer gestopft habe.“
    Tom seufzte. „Vielleicht ist sie den Stein doch irgendwie losgeworden. Oder sie hat ihn weggeworfen. Wenn er doch nichts wert war?“
    „Ach Tom“, widersprach Lucy. „Du kennst doch Mutter – sie wirft nie etwas weg.“ Sie kicherte. „Darum ist der Dachboden auch so voll. Könnte man ja alles noch einmal gebrauchen!“
    „Dann müssen wir uns den Dachboden eben noch einmal vornehmen. Diesmal zu zweit“, bestimmte Tom.
    „Oder zu dritt“, schlug Finn vor.
    Tom sah ihn zweifelnd an. „Ob das eine gute Idee ist?“, fragte er. „Zu dritt werden wir bestimmt leichter erwischt als zu zweit. Und Lucys Geschwister sind zwar lieb, aber sie sind eben auch noch recht klein. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass sie der Mutter erzählen könnten, sie hätten zwei gleiche Jungen gesehen.“
    „Komisch eigentlich“, grübelte Finn, „dass mich Lucys Mutter gar nicht erkannt hat. Also, ich meine, dass sie mich nicht für dich gehalten hat.“
    „Ach“, sagte Tom, „ich bin ja schon vor drei Jahren weg gelaufen. Bestimmt habe ich mich verändert. Und du hattest auch noch diese vornehme Kleidung an, da wirkt man wohl ziemlich anders.“
    Eine Weile schwiegen die Kinder. Dann sagte Finn nachdenklich: “Ich glaube, ich würde gerne noch einmal mit dem alten Wilhelm sprechen. Dem Nachtwächter“, fügte er hinzu, „der mich damals gefunden hat. Er hat auch nicht viel Geld, und vielleicht war bei mir auch irgendetwas, das ihm wertvoll vorkam und das er verkauft hat. Etwas, das uns helfen könnte, herauszufinden, was die Schmidts suchen.“
    „Es sind zehn Kilometer von St. Servatius bis Burgfeld, hat der Pfarrer gesagt“, stellte Tom fest. „Von hier aus vielleicht noch einmal fünf Kilometer mehr. Ein ganz schönes Stück zu Fuß.“
    „Ich muss es trotzdem herausfinden“, antwortete Finn.
    „Ja, natürlich!“
    Tom seufzte. „Wollen wir es morgen versuchen?“
    Finn sah ihn erstaunt an. Dann nickte er. „Ja, morgen ist ebenso gut wie jeder andere Tag. Und wenn wir etwas herausfinden, wissen wir vielleicht auch, wie dein Stein ausgesehen hat.“
„Ich könnte morgen noch einmal alleine nach Hause gehen und den Dachboden durchsuchen“, warf Lucy ein. „Wenn ich dann immer noch nichts gefunden habe, kommt ihr beim nächsten Mal mit.“
    „Gute Idee!“
    Tom nickte Lucy zu. „Und jetzt wüsste ich gerne, wo die anderen bleiben. Ich habe Hunger.“
     
    Der Tag verging quälend langsam. Am Tag zuvor hatte Finn das Gefühl gehabt, die Kinder seien dauernd in Bewegung, zum Beispiel um Essen zu organisieren. Er hatte den Gedanken sogar schön gefunden, so ohne Erwachsene zu leben, die einem sagten, was man zu tun habe. Jetzt aber stellte er fest, dass er sich langweilte. Der große Rudolf las in seinem Buch, Mark hatte sich zusammengerollt und schlief, und Lucy und Justus waren verschwunden, wer weiß, wohin.
    Bei all den Pflichten, die er im Kinderheim gehabt hatte, den Hausaufgaben, dem Tischdecken, Unkrautzupfen und Hühner füttern, war es ihm nie in den Sinn gekommen, sich zu langweilen. Jetzt aber, wo er hätte tun können, was er wollte, da fiel ihm nichts rechtes ein. Er vermisste sein kleines Blechauto, welches bei den Schmidts im Gasthof geblieben war. Gleichzeitig fragte er sich aber auch, ob er in Gesellschaft der anderen Kinder, die keine Spielzeuge hatten, damit überhaupt zu spielen wagen würde. Er kam sich auf einmal sehr jung und kindisch vor, neben diesen Kindern, die Tag für Tag um ihr Überleben kämpfen mussten.
    Finn warf einen Blick zu seinem Bruder, der neben ihm auf seinem Lager

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