Finns Welt - 02 - Finn reloaded
ich.
»Du meinst, Heiner hat die Mäuse, die uns das Haus vollgestunken haben, selber unter der Fensterbank platziert? Um dann zufällig als Radfahrer nach dem Weg zu fragen und ihren Geruch zu erkennen?«
»Flo«, sage ich, »in der Nacht, als ich dich mit der Taschenlampe geweckt habe, weil ich dachte, da wäre etwas in eurem Garten.«
»Wo ich die Katze sah …«
»Da war vielleicht eine Katze, aber was ich gehört habe, das muss Heiner gewesen sein. Lukas, was ist noch in der Kiste?«
»Nur Werkzeug.«
»Was für Werkzeug?«
»Ein Meißel, ein Stichel, ein kleiner Akkubohrer.« Lukas nimmt den Bohrer in die Hand und lässt ihn surren. Er ist sehr, sehr leise. Gut geeignet, um kleine Löcher in den Putz zu machen, sodass Mäuse einen Zugang zum Hohlraum dahinter haben.
»Robin?«, sagt die Frau im Treppenhaus. »Ja, hier spricht Alexandra. Pass auf, hier sind ein paar Jungs in deiner Wohnung. Sie dachten, Heiner würde immer hier wohnen und sie benehmen sich sehr merkwürdig. Ich glaube, der kleinste davon zertrümmert gerade deine Bar.«
»Scheiße, sie sagt Robin Bescheid!«, flucht Lukas.
»Und der warnt Heiner, dass er aufgeflogen ist«, sage ich. Das Wort »aufgeflogen« reißt mir Löcher in die Seele. Ich hatte mir so gewünscht, dass mich mein Instinkt trügt. Der Herzensbagger schaufelt. Ich stecke eine Lebendfalle in die Hosentasche. Wir reißen die Tür auf und rennen an der Frau vorbei nach unten zu den Rädern.
»Poldi gefunden?«, fragt der gute Dietmar, aber wir antworten ihm nicht mehr.
Im Erdgeschoss brennt Licht. Heiner und Sophia sind wieder zu Hause. Flo wirft sein Rad auf die Straße und rennt um das Haus. Er nimmt einen der noch nicht verbauten Äste vom Stapel neben dem Baumhaus. Ein großes, grobes Stück, aus dem noch kleine Zweige und Spitzen herausragen. Flo hält den Ast in beiden Händen wie eine Keule, geht zur Haustür, stellt ihn ab, schließt auf und greift ihn wieder.
»Flo, hey …«, Lukas versucht, ihn zu beschwichtigen, wie ein guter Kumpel, der einen betrunkenen Freund von einer Kirmesschlägerei abhalten will.
Flo schnauft sich ins Wohnzimmer.
»Florian, was …?«, setzt Sophia an, aber Flo ignoriert sie. Er greift um. Der Ast liegt nun auf seiner linken Hand wie ein Tablett. Die rechte drückt er flach gegen die Rückseite, um mehr Stoßkraft zu bekommen. Er hebt den linken Arm und schiebt mit aller Wucht den rechten nach vorne, sodass der Ast wie ein Rammbock auf Heiner zufliegt. Das Geschoss trifft Heiner zwischen den Beinen und fällt rumpelnd auf das Parkett. Heiner knickt zusammen und geht in die Hocke.
»Florian!«, ruft Sophia entsetzt, macht einen Schritt zu dem nach Luft schnappenden Heiner und berührt ihn besorgt an der Schulter.
»Er hat dich angelogen, Mama! Er ist nicht der Barchef, er ist nur Angestellter im Hotel. Er wohnt sogar da. Sein Pick-up und seine tolle Wohnung gehören Robin, diesem Schwimmer, dem Typ vom Schwimmverein, der unsere Lampe nicht montieren konnte. Robin hat Heiner zu dir geschickt. Von Anfang an. Wir waren nur ein Spiel für ihn, Mama! Wir waren seine Sims. Und seit er hier wohnt, lässt er außerdem seine Socken rumliegen. Ich räume sie schnell weg, damit du es nicht siehst.«
Sophia lässt die Hände auf Heiners Schultern. Warum macht sie das? Sie müsste jetzt eigentlich einen Schritt zurücktreten, ihn entgeistert ansehen und ihm eine Ohrfeige verpassen. Oder nachtreten, genau dahin, wo’s schon geklingelt hat. Stattdessen sieht sie uns Jungs mit dem besorgten Blick einer Kindergärtnerin an.
»Ich weiß«, sagt sie.
»Du weißt???«, schreit Flo.
»Heiner hat mir alles erzählt.«
»Ach?«, sagt Flo. »Gerade eben? Weil ihn sein Kumpel am Telefon gewarnt hat?«
Heiner hat wieder genug Luft und richtet sich auf. Eine Fliege summt an ihm vorbei durch das Zimmer und setzt sich auf den Buddha.
»Am Anfang war es eine Wette«, sagt Heiner. »Robin hat mir von eurem Wettbewerb erzählt und dass kein Mann der Welt für Sophia gut genug sein kann. Das hat mich gereizt, versteht ihr? Ich habe einfach behauptet, dass ich es schaffen kann. Es sollte einfach nur ein Jux sein. Robin setzte sogar 10.000 Euro darauf, dass ich es nicht schaffe, Sophia zu erobern und für mindestens drei Monate bei ihr einzuziehen. Ihr kennt ja seine Wohnung. Er hat Geld.«
»Es ging auch noch um Kohle?«, brüllt Flo, macht vier Schritte und will den Ast wieder aufheben.
Heiner stellt den Fuß drauf. »Ja, und um die
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