Finstere Gründe
Court beide zu sechs Monaten Haft und 1500 Pfund Geldstrafe verurteilt. In seiner Urteilsbegründung — bei den Verurteilten handelt es sich um Paul Curtis, 25, Vater von drei Kindern, und John Terence Bowden, 19 — warnte Richter Geoffrey Stephens:
(Fortsetzung auf Seite 3)
Aber Morse las nicht weiter; er wanderte offenbar ziellos durch die Räume des Erdgeschosses. Im Wohnzimmer zeigte Lewis auf die Reihe schwarzer Video-Kassetten.
«Ich denke, wir wissen, was auf einigen von den Dingern zu sehen ist, Sir.»
Morse nickte. «Ja. Ich würde mir ein oder zwei über Nacht ausleihen, wenn ich eine Video-Anlage hätte.» Aber seine Stimme klang nicht besonders enthusiastisch.
«Oben, Sir? Das Zimmer vom Jungen?»
«Nein. Ich denke, wir haben für eine Nacht genug getan. Und für das Zimmer des Jungen hätte ich lieber einen Durchsuchungsbefehl. Ich glaube, Mrs. Daley würde das zu schätzen wissen.»
«Aber eigentlich brauchen wir keinen...»
«Kommen Sie, Lewis! Wir werden über Nacht zwei Constables hier postieren.» Morse hatte wieder eine seiner impulsiven Entscheidungen getroffen, und Lewis enthielt sich jeden weiteren Kommentars. Als sie das Haus verließen, bemerkten beide Polizisten, daß das erste, was ihnen bei ihrem ersten Besuch aufgefallen war, das Sieben-Millimeter-Gewehr, das früher beim Eingang auf seinem Kolben gestanden hatte, jetzt verschwunden war.
«Ich denke, es wird allmählich Zeit, daß wir ein paar Worte mit Michaels wechseln», sagte Morse, als sie in dem trüber werdenden Licht ins Auto stiegen.
Lewis machte Morse keine Vorwürfe. Er hätte so leicht darauf hinweisen können, daß er früher an diesem Tag genau das vorgeschlagen habe, aber er tat es nicht.
Um 22.30 Uhr, als ihnen nur noch eine halbe Stunde bis zur Polizeistunde blieb, fuhr Lewis vor dem White Hart vor, und Morse sagte fröhlich: «Heute abend habe ich Glück! Sehen Sie sich das an!» Aber Lewis hatte den Landrover des Försters auf dem Parkplatz vor dem Pub schon entdeckt.
David Michaels saß auf einem Hocker an der Bar im Erdgeschoß, Bobbie zufrieden zusammengerollt zu seinen Füßen, und leerte gerade sein Bierglas, als Lewis ihm die Hand auf die Schulter legte.
«Könnten wir Sie kurz sprechen, Sir?»
Michaels drehte sich auf seinem Hocker um und musterte Morse und Lewis ohne großes Erstaunen. «Nur wenn Sie mir bei einem Drink Gesellschaft leisten, okay?»
«Sehr freundlich von Ihnen», sagte Morse. «Das beste Bitter in angemessener Form?»
«Ausgezeichnet.»
«Eine Halbe für mich also, und, äh... Orangensaft für Sie, Sergeant, oder?»
«Worüber wollen Sie mit mir sprechen?» fragte Michaels.
Sie gingen hinüber in die andere Ecke der Bar, Bobbie im Schlepp.
«Eigentlich nur eine Sache», erwiderte Morse. «Sie haben von Daleys Ermordung gehört?»
«Ja.»
«Nun... ich möchte einen Blick in Ihren Gewehrschrank werfen, das ist alles.»
«Wenn wir mit unseren Drinks fertig sind?»
«Nein! Äh... ich würde gern Sergeant Lewis hinaufschicken und...»
«In Ordnung! Aber ich rufe Cathy lieber vorher an; sie wird das Haus verriegelt haben.»
Morse schien nichts dagegen zu haben, und er und Lewis hörten zu, als Michaels vom Telefon neben der Theke aus seiner Frau rasch mitteilte, daß die Polizei zu ihnen kommen würde — laß sie bitte rein... sie wollen einen Blick in den Gewehrschrank werfen... sie wisse ja, wo der Schlüssel sei... laß sie mitnehmen, was sie brauchen... er würde in einer halben Stunde zu Hause sein... bis dann... kein Grund, sich Sorgen zu machen... Ciao!
«Werde ich verdächtigt?» fragte Michaels mit einem matten Lächeln, nachdem Lewis gegangen war.
«Ja», sagte Morse nur und leerte sein Glas. «Noch einen Drink?»
«Warum nicht? Besser, ich hole raus, was noch rauszuholen ist.»
«Und ich möchte, daß Sie morgen früh ins Präsidium nach Kidlington kommen. Gegen zehn Uhr, wenn das okay ist.»
«Ich träume doch nicht, oder?» fragte Michaels, als Morse die beiden leeren Gläser vom Tisch nahm.
«Ich fürchte, nein», sagte Morse. «Und... äh... ich glaube, ich lasse Sie lieber mit dem Wagen abholen, Mr. Michaels...»
Mrs. Michaels, vor
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