Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
es dem neuen Herrn des Landsitzes beliebt«, sagte er mit einem Blinzeln zu Ban.
Ban Soterius’ wechselte einen Blick mit Danne und Coalan und ging dann einen Schritt auf seinen Vater zu.
»Das hier wird immer euer Heim sein«, versprach Ban. »Ich wagte nicht, euch das zu fragen, aber ich wünsche mir, dass ihr bleibt.«
Tris bekämpfte einen Stich Eifersucht, als er sich an sein eigenes Leid und den Schmerz erinnerte, als seine Mutter und seine Schwester sich für immer von ihm getrennt hatten, indem sie den Frieden bei der Lady gewählt hatten. In Coalans Augen konnte Tris jedoch ein gewisses Maß an Frieden sehen und der Junge brachte ein trauriges Lächeln zustande. »Bitte bleibt«, sagte er leise.
»Dann bleibt in Frieden«, sagte Tris. »Ich kann Euch Euer Leben nicht zurückgeben, aber ich kann Euch die Kraft schenken, sichtbar zu werden.« Er machte eine Geste und feurige Buchstaben schrieben sich wie von selbst auf das Landhaus, glühten dort kurz ohne Rauch auf und wurden blass, bis wieder nur nackter Stein zu sehen war. »Ich hinterlasse Euch ein Sigill, sodass Ihr sichtbar werden könnt, wenn Ihr das wünscht.«
Lord Soterius kniete nieder, so wie auch seine Söhne und die Geister der Bediensteten. »Wie schon Eurem Vater, so auch Euch, mein König«, sagte der Geist und streckte die Hand aus, als wolle er Tris’ Finger nehmen und seinem Siegelring den Treuekuss geben.
»Danke«, erwiderte Tris. »Und danke für Eure Loyalität Bricen gegenüber. Er war nie glücklicher als hier in Huntwood, wenn er einen kapitalen Hirsch jagen durfte!«
Lord Soterius’ Geist erhob sich und ein Zwinkern stahl sich in seine Augen. »Wir sind nun beide tot, also wird mein Rekord wohl bestehen bleiben. Ich hatte ihm in der letzten Saison einen Hirsch voraus, auch wenn Bricen einen Eber mehr hatte. Zu schade, dass ich jetzt nicht mal die Flasche Port genießen kann, die ich gesetzt habe!«
KAPITEL 7
T ris hörte die Abendglocken und zerrte am Kragen seiner Tunika. Eine Woche war seit den Ereignissen in Huntwood vergangen. Ein kostbares Cape aus grauem Samt, das mit mitternachtsblauem Satin gesäumt war, lag unordentlich auf dem Stuhl, auf den er es geworfen hatte. Eine Krone erwartete ihn unten. Er trug Hofroben aus Samt und Brokat in tiefstem Grau, sein langes, weißblondes Haar in einem Zopf nach hinten gebunden. Es war die Abenddämmerung vor Spuken.
Das Bild seines Vaters und seiner Mutter, die letztes Jahr die Prozession angeführt hatten, war vor Tris’ innerem Auge sehr lebendig. Es war das letzte Mal gewesen, dass er sie lebendig gesehen hatte. Den Platz seines Vaters bei den Ritualen und an den Festtagen einzunehmen, ließ Tris die Abwesenheit seiner Familie umso schmerzhafter erscheinen. Doch Soterius, Carroway und Harrtuck klopften genau rechtzeitig an die Tür, um ihn in die große Halle zu begleiten. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte Tris, dass sie alle den gleichen Gedanken hatten. In dieser Nacht vor einem Jahr waren sie miteinander um ihr Leben geflohen. Als sie nun zusammen in die große Halle gingen, um dort den Zeremonien des Abends beizuwohnen, genoss Tris die Gegenwart seiner Freunde.
Zachar wartete oberhalb der Treppe, die zur großen Halle hinunterführte.
»Mein Lehnsherr!«, rief der weißhaarige Seneschall. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
Tris legte eine Hand auf Zachars Arm. »Diese drei haben schon vor einem Jahr dafür gesorgt, dass mir nichts geschieht. Heute Abend sind wir bestimmt sicherer.«
»Das steht zu hoffen.« Zachar öffnete eine hölzerne Kiste, die auf einem nahen Tisch lag, und zog eine der formellen Kronen von Margolan heraus. Es war nicht die Krone, die Bricen getragen hatte, als er ermordet worden war. Die prächtigere Krone, die Jared sich hatte anfertigen lassen, hatte Tris in Münzen umschmelzen lassen. Das hier war eine neue Krone, nach seinen eigenen Angaben für seine Krönung geschmiedet. Sie war nüchtern und wirkte eher durch ihre feine Silber- und Goldschmiedearbeit als durch die Überladenheit von Juwelen.
Das wahre Gewicht erwächst aus der Verantwortung, nicht der Krone selbst, dachte Tris, als Zachar sich bemühte, die Krone zurechtzurücken.
»Ihr seht mit jedem Zoll aus wie der Sohn Eures Vaters«, lobte Zachar.
»Ich danke Euch. Ich denke immer, dass ich Mutter und Vater aus den Augenwinkeln sehen kann«, gestand Tris ein. »Und Kait. Sie war so glücklich, sich letztes Jahr als Falkner verkleiden zu können.«
»Eure Schwester war
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