Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
Antennen sofort die Schwermut aus meiner Stimme heraus. Vor ihr kann ich nichts verbergen.
James kehrt zurück, um zu sehen, wie ich mit der Fahnenkorrektur des Katalogs vorankomme. Ich zeige ihm, dass ich so gut wie fertig bin.
»Gut«, lobt er. »Sie haben ein zuverlässiges Auge für Details, Beth. Mir fällt ein Stein vom Herzen, das kann ich Ihnen versichern. Ich selbst bin darin nicht gut. Manchmal bitte ich Erlend, für mich Korrektur zu lesen, aber sein Schriftenglisch ist nicht perfekt, und er macht hin und wieder alles nur noch schlimmer, indem er Fehler einbaut, anstatt sie zu korrigieren.« Er schüttelt lachend den Kopf. »Wir sind ein knorriges, altes Paar. Also, sobald Sie das Korrekturlesen beendet haben, müssen wir uns um einige Dinge kümmern.«
Wir gehen die Aufgabenliste durch. Ich werde ihm helfen, die nächste private Galeriebesichtigung zu organisieren, die in zwei Wochen stattfinden wird. Außerdem soll ich das Abhängen der derzeitigen Exponate und die Hängung der nächsten Exponate vorbereiten. Das alles wird mir eine Menge zu tun geben, und James kann sich in der Zeit um seine Kunden kümmern, denn das ist seine starke Seite. Ich habe ihn bereits dabei beobachtet. Er trat an einen Kunden heran, der rein zufällig von der Straße hereingekommen war, und unterhielt sich mit ihm über die Kunst an den Wänden. Anfangs war der Kunde misstrauisch, fürchtete, man wolle ihm etwas aufschwatzen, aber nach einer Weile entspannte er sich unter der sanften Anleitung durch James. Und schließlich fand er ein Bild, das ihm sehr gefiel, und der Kauf war perfekt.
Ich war sehr beeindruckt. Es kann nicht einfach sein, jemand dazu zu bringen, 5000 Pfund auszugeben.
»In diesen finanziell schwierigen Zeiten verstehen die Menschen Kunst als Investition«, erklärte James. »Ich nehme mir die Zeit, ihnen zu erklären, dass der Künstler seinen Wert behalten und wahrscheinlich sogar noch eine Wertsteigerung erfahren wird. Das ist im Moment die größte Sorge der Kunden – aber natürlich müssen sie das Kunstwerk auch lieben. Es ist eine Investition, die gleichzeitig sehr viel Freude bereiten kann.«
Jetzt sieht er mich mit diesem weisen Blick an, den er hat, wenn er über den Rand seiner Brille schaut. Er erinnert mich an eine Eule aus einem Kinderbuch. »Sie scheinen heute nicht Sie selbst zu sein. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, alles bestens«, antworte ich automatisch, aber der Trübsinn in meiner Stimme verrät die Lüge.
»Also schön. Es klingt, als müssten wir einen Plausch halten. Im Laden ist es ruhig, die Fahnenkorrektur ist so gut wie erledigt.« Er zieht einen Stuhl heran und setzt sich mir gegenüber, die Ellbogen auf dem Schreibtisch und das Kinn auf den Händen. »Also. Schießen Sie los.«
Ich schaue ihn an. Ich kann kaum glauben, dass ich ihn erst seit wenigen Tagen kenne. Wir verstehen uns so gut, und es ist unglaublich einfach, sich mit ihm zu unterhalten. Er ist einer der Menschen, die man durch absolut gar nichts schockieren kann. Ich habe das Gefühl, dass James jede Menge Lebenserfahrung besitzt, was ihn, zusammen mit seiner freundlichen Art, zum perfekten Kummerkastenkandidaten macht. Außerdem ist er wirklich persönlich an mir interessiert. Ob ich ihm die Wahrheit anvertrauen kann?
Als ob er meine Gedanken lesen kann, sagt er: »Sie können mir alles sagen.«
»Tja …« Ich hole tief Luft, und dann sprudelt es aus mir heraus, von Anfang an, von der Nacht, als ich Dominic in seiner Wohnung sah, bis zu gestern Abend und zu Dominics brutaler, entschiedener Weigerung, unserer Beziehung eine Chance zu geben. Es ist eine Erleichterung, alles loszuwerden, und als ich fertig bin, wirkt James ziemlich nachdenklich.
»Beth«, fängt er an und schüttelt den Kopf. »Ich will gern zugeben, dass das nicht die üblichen Feld-, Wald- und Wiesen-Probleme mit einem Freund sind. Es ist eine wirklich schwierige Geschichte.«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, jammere ich niedergeschlagen. »Ich kann ihn nicht zwingen, mit mir zusammen zu sein, wenn er das nicht will.«
»Oh, das ist
nicht
Ihr Problem, Schätzchen. Er will definitiv mit Ihnen zusammen sein«, erklärt James.
»Glauben Sie?« Ich klinge so eifrig, so hoffnungsvoll.
»Natürlich. Er ist eindeutig verrückt nach Ihnen, aber er will auch das Richtige tun. Er bringt für Sie ein großes Opfer.«
»Aber das muss er doch gar nicht!«, protestiere ich. »Ich will nicht, dass er das tut.«
»Nein, natürlich nicht.
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