Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
einer Furcht einflößenden Ruhe von oben herab an.
Schrecklich ist gar kein Ausdruck dafür, wie ich mich jetzt fühle. Ich habe ihm gesagt, dass mich das mit seinem Blut nicht stört, und das war ernst gemeint. Er kann nichts für das, was er ist, also ist es mehr als ungerecht, ihm das nun vorzuhalten. Ohne Drakiblut wäre er wahrscheinlich überhaupt nicht mehr am Leben, und das wünsche ich mir ganz bestimmt nicht. Außerdem war er damals nur ein Kind. Ein krankes Kind, das im Sterben lag. Er konnte sich seine Behandlungsmethode schließlich nicht aussuchen. Wie konnte ich ihm das nur vorwerfen?
»Das ist es, habe ich recht? Was dich wirklich umtreibt.«
Heftig schüttle ich den Kopf und blinzle gegen das Brennen in meinen Augen an.
Er fährt fort: »Und du glaubst also, es ist vernünftiger, mit irgendeinem Drakiprinzen zusammen zu sein – mit Cassian ?«
Flach atme ich durch die Nase ein und aus. »Vielleicht«, flüstere ich, weiß aber selbst nicht genau, was ich da sage. Obwohl das mit Cassian vielleicht vernünftig wäre, ist er ohnehin für mich tabu. Ich würde Tamra nie so hintergehen.
Er nickt und sagt in einem Tonfall, der so betäubt klingt, dass es mir Schauer über den Rücken jagt: »Es wäre das Einfachste, ihn zu nehmen. Verständlich. Wesentlich einfacher als das hier … als wir beide.« Er kommt näher. Seine Beine streifen die Matratze. Dann senkt sich seine Hand, berührt mein Gesicht und seine Finger fühlen sich ganz sanft und weich auf meiner Wange an. Ich widerstehe der Versuchung, mich an diese Hand zu schmiegen und der Macht nachzugeben, die er über mich hat. »Aber du wirst ihn nie lieben. Nicht so, wie du mich liebst. Egal, ob richtig oder falsch. Und das wird immer so bleiben.«
Doch das darf nicht sein. Das darf ich nicht zulassen.
Ich wende mein Gesicht ab und werfe einen Blick auf die Digitaluhr auf dem Nachttischchen. »Ich kann jetzt bestimmt nicht mehr schlafen. Warum machen wir uns nicht gleich auf den Weg?«
Er lacht. Das freudlose Geräusch klingt leise und tief und verursacht mir eine Gänsehaut. »Okay. Geh nach Hause. Lauf weg, Jacinda. Aber das wird nichts ändern. Du wirst mich nicht vergessen.«
Er hat recht. Aber ich muss es zumindest versuchen. Koste es, was es wolle.
21
» H alt hier an«, sage ich und sehe mich in dem ruhigen Wald, der uns umgibt, um. Ich bin zufrieden: Wir befinden uns in einem sicheren Abstand zu dem Territorium des Rudels. Weit genug entfernt, um nicht Gefahr zu laufen, dass Nidia uns entdeckt. Zumindest hoffe ich das.
Ich wische meine schwitzenden Hände an dem weichen Stoff der Jogginghose ab und starre durch die mit Dreckspritzern übersäte Windschutzscheibe. Wir haben nicht viel miteinander gesprochen, seit wir das Motel verlassen haben.
Es ist alles gesagt. Und dennoch bringt mich das Schweigen zwischen uns schier um. Ich hasse es, dass das alles so enden muss. Hasse die Tatsache, dass es überhaupt enden muss.
Will stellt den Motor ab. Ich schließe die Augen und sauge seinen moschusartigen, sauberen Duft ein, lausche seinem sanften Seufzen neben mir … Ich präge mir all diese Dinge ganz genau ein, weil sie meine letzten Erinnerungen an ihn sein werden.
»In einer Woche komme ich zurück.«
Auf diese Worte hin drehe ich mich schwungvoll zu ihm um und öffne den Mund, um zu protestieren.
»Widersprich mir nicht«, sagt er schroff. Diesen Tonfall habe ich noch nie bei ihm gehört. Zumindest nicht mir gegenüber. Er umklammert das Lenkrad so fest, als wollte er es mit bloßen Händen verbiegen. »Ich werde sehen, was ich für deine Freundin tun kann. Was ich herausfinden kann …«
Im ersten Moment weiß ich nicht, wen er damit meinen könnte. Meine Freundin? Doch dann kapiere ich es. Er meint Miram.
»Hast du nicht gesagt, es wäre hoffnungslos?«
Er wirft mir einen tiefen Blick zu. In der späten Vormittagssonne sind die Gold- und Braun- und Grüntöne seiner Augen gut zu erkennen. »Für dich würde ich alles tun. Ganz besonders, wenn es bedeutet, dass ich dich wiedersehen kann.«
»Bring dich nicht in Gefahr –«
»Und was denkst du, was ich hier mache, Jacinda?« Sein Blick sucht meinen und ich komme mir dumm vor. Natürlich bringt er sich in Gefahr. Ich bin nicht die Einzige, die hier etwas zu verlieren hat. Die hier alles zu verlieren hat. »Ich glaube aber, dass du es wert bist.«
Seine Worte durchzucken mich wie ein Blitz und ich fühle mich wie eine Versagerin, die viel zu schnell die Flinte ins
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