First Night - Der Vertrag (German Edition)
Zeug nicht viel anfangen, aber dieses Mal hatte Heike ein dunkelblaues Kostüm dabei, das wirklich sehr elegant aussah und gleichzeitig sehr sexy geschnitten war und es war aus einem wunderbar weichen Baumwoll-Seidenstoff gemacht.
„Das kannst du während deines Praktikums anziehen. Das ist wirklich der letzte Schrei! Vor allem der hohe Bund am Rock. Ich hab mich nur in der Größe vertan, mir ist das viel zu eng“, sagte Tante Heike munter.
Julia wäre am liebsten im Erdboden versunken. Von wegen Praktikum! Das hatte sie sich selbst versaut. A ls Benni verkündete, er würde nur noch schnell Pipi machen, was bei ihm erfahrungsgemäß Stunden dauerte, erzählte Julia ihrer Tante von der Dummheit, die sie gestern begangen hatte, als sie den tollen Praktikumsplatz einfach hingeschmissen und dazu noch das fette Gehalt verweigert hatte. Jetzt wo sie sich selbst erzählen hörte, kam sie sich sogar noch dämlicher vor als gestern.
Tante Heike schaute sie ernst an und sagte dann:
„Du warst nur sauer, weil die anderen dich für ein Flittchen halten. Aber dein Chef, dieser Mahler, weiß es ja wohl besser. Kümmere dich nicht um das, was andere von dir denken. Jeder Mensch denkt immer so schlecht, wie er selber ist.“
I mmerhin war Julia durch das Gespräch mit Tante Heike wieder so motiviert, dass sie sich hinsetzte und ihre Mails abrief, nachdem Heike und Benni gegangen waren. Eine Mail war von ihrer Mutter. Ein ellenlanger Text, von dem sie nur das obere Drittel las. Ihre Mutter schilderte in epischen Details ihren Tagesablauf, in dieser und jener Frauengruppe und was sie zusammen mit ihren Enkelkindern, die gar nicht ihre Enkelkinder waren, alles unternehmen wollte. Was die Jungs und Mädel alles konnten und taten und machten, und Julia hörte auf zu lesen. Dann öffnete sie die Mail von Thomas, die erste mit: Entschuldigung für die Geld-Schallplatte. Ich werde sie nie wieder auflegen.
Sie antwortete : „Ich bin so eine dumme Kuh, als ob ich nicht wüsste, wie wichtig Geld ist.“
Auf die Frage , ob sie Kinder haben wollte, antwortete sie: „Irgendwann mal, in einer fernen Zukunft, wenn ich dafür nicht aus irgendeinem Fenster springen muss.“
Seine Frage „ Wie muss ein Mann sein, in den du dich verlieben könntest? “ machte ihr etwas Angst, weil ein paar Alarmglocken leise bei ihr bimmelten und ihr Unterbewusstsein ihr signalisierte, dass hinter dieser Frage mehr steckte als die zwanglose Freude an anonymem Mailsex, dass der Mann am anderen Ende vielleicht mehr Interesse für sie entwickelt hatte, als ihr lieb war. Aber sie beruhigte sich auch wieder. Er war ein Fremder, er wusste nicht, wer sie war und sie wusste nicht, wer er war. Bei wem konnte sie also ehrlicher sein als bei ihm?
Sie schrieb: „Er muss nicht gutaussehend sein, er muss auch nicht reich sein. Allerdings sollte er schon für sich selbst sorgen können, nicht and eren auf der Tasche liegen. Er soll mit beiden Beinen im Leben stehen und wissen, was er will. Er muss ehrlich sein und über sich selbst lachen können und er muss mich lieben, auch wenn es nicht für die Ewigkeit ist.“
***
„Wir sitzen jetzt seit einer Stunde hier!“, brummte Eric Brockmann nach hinten. „Wir könnten genauso gut reingehen und Spaghetti Diavolo essen.“
Sie parkten gegenüber vo m Vittorios und beobachteten wie die Habichte jeden, der da hineinging und wieder herauskam, aber sie selbst gingen nicht hinein. Während bei dem Italiener kaum Betrieb war, wuselten die Leute vor dem Eingang des Event-Restaurants wie die Bienen vor dem Bienenstock. Es war laut und wild und Brockmann hatte schon zweimal die Scheibe heruntergelassen und ein paar Jungs, die auf dem Gehweg herumtollten, angedroht, dass er ihnen die Finger brechen würde, wenn sie ihre Flossen nicht von seinem Auto nehmen würden. Brockmann war jemand, der zum Thema Finger brechen durchaus Eindruck schinden konnte und so war die Limousine wie eine Insel inmitten des Gewusels. Im Vergleich dazu war die gegenüberliegende Straßenseite der reinste Friedhof.
Brockmann hasste es, wenn sein Lieblingsauto von Besoffenen und d eren Bierflaschen bedroht war, wenn er keinen vernünftigen Parkplatz bekam und sich in einem Stadtgebiet herumtreiben musste, von dem er nicht wusste, ob die Nägel auf der Straße schlimmer waren als die Glasscherben auf dem Gehweg.
„Nein, wir warten , bis sie herauskommt. Da drinnen kann ich nicht mit ihr reden.“
„Ich gehe rein, hole sie raus, setzte sie
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