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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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Sie hatte zwar keine Ahnung, was Frau Becker bei Expiron verdiente, aber garantiert mehr als 360 Euro. Julia wäre es Benni schuldig gewesen, ihren Stolz hinunterzuschlucken, die Zähne zusammenzubeißen und stattdessen „Danke!“ zu sagen. Dieser Don Juan hätte sie trotzdem nicht zwingen können, mit ihm zu schlafen. Was störte es sie schon, wenn andere über sie lästerten oder sie für eine Hure hielten. Wichtig war doch, dass sie sich selbst noch im Spiegel anschauen konnte.
    D as Blöde war, dass ihr der Blick in den Spiegel keineswegs besser gefiel, nachdem sie dieses Angebot abgelehnt und diesen heiß begehrten Praktikumsplatz aufgegeben hatte. Und mal ehrlich, so eine große Strafe wäre es ja nun auch nicht gewesen, mit Sultan Mahler einmal essen zu gehen. Gott, der Mann sah doch toll aus und nicht zu vergessen: Er war reich, berühmt und mächtig. Andere Frauen waren vermutlich total scharf auf ein Date mit ihm. Aber nein, sie hatte sich ja wie eine spießige, dumme Pute benehmen müssen.
    Als sie an diesem Abend nach Hause kam, war sie so niedergeschlagen und unzufrieden mit sich selbst, dass sie ihren Laptop gar nicht einscha ltete. Sie wollte nicht mit ihrem anonymen Mailfreund reden.
    Sie bestrafte sich selbst und ging ohne Mail-Sex-Talk zu Bett.
     
    ***
     
    Als Thomas nachts um zwölf Uhr seine Mails abrief, war er fassungslos, weil er keine Antwort von ihr bekommen hatte. Er hatte ihr drei Mails im Laufe des Tages geschrieben. Die erste hatte er noch vom Büro aus geschrieben, eine halbe Stunde nachdem sie das Expiron-Center mit e inem Aufhebungsvertrag in der Tasche verlassen hatte.
    „Entschuldigung für die Geld-Schallplatte. Ich werde sie ni cht wieder auflegen“, hatte er geschrieben.
    Die zweite Mail hatte er verfasst , nachdem er am Abend von einem Besuch bei seinem Bruder zurückkam. Er war mit Brockmann hinaus nach Grunewald gefahren und hatte dann an Bastis Tür geklingelt. Der war ziemlich verblüfft gewesen, seinen Bruder zu sehen, aber Thomas hatte schlicht gesagt: „Bitte verzeih mir meine Dummheit.“ Und dann waren sie sich in die Arme gefallen. Basti war Architekt und ein guter noch dazu. Seine Frau Sandra war Webdesignerin. Thomas hatte sich immer gefragt, was sein Bruder an dieser Frau fand. Sie war nicht besonders schön, sondern hatte eher eine herbe, beinahe maskuline Ausstrahlung, aber sie war witzig und liebenswürdig und völlig unkompliziert und sie begrüßte Thomas mit der gleichen ehrlichen Freude, wie sein Bruder ihn begrüßt hatte. Es war, als wären sie nie verkracht gewesen, als hätte es das Zwischenspiel mit Ines nie gegeben.
    Sie redeten gar nicht über Ines. Basti fragte nicht nach ihr oder nach der Scheidung und Thomas war ihm unendlich dankbar dafür. Aber er erzählte davon, dass Sandra jetzt endlich schwanger geworden sei. Sie war in der 16. Woche und sie freuten sich sehr darüber. Obwohl sich Thomas auch mit seinem Bruder und seiner Schwägerin freute, konnte er nichts gegen den kleinen neidischen Stich tun, den er empfand, als Basti seinen Arm um Sandra legte und eine Hand auf ihren Bauch. Als er wieder zurück in seiner Junggesellen-Luxus-Penthouse-Wohnung war, fragte er Julia per Mail:
    „Möchtest du Kinder haben?“
    Die Mail war raus, bevor er bereuen konnte, sie abgeschickt zu haben. Was für eine Frage an eine Frau, die ihre Jungfräulichkeit wie eine Rüstung trug und keinen Kerl an sich ranließ, oder vermutlich nur einen Kerl, der ihr vorher einen Heiratsantrag machte oder eine Million Euro anbot. Und wie um sich zu beweisen, dass er wirklich ein Idiot war, schrieb er eine Stunde später die nächste dumme Mail: 
    „Wie muss ein Mann sein, in den du dich verlieben könntest?“ Er meinte natürlich: Ein Mann, mit dem du schlafen würdest. Aber aus seiner Sicht war das schließlich dasselbe.
    Leider kam keine Antwort von ihr. Auch um halb eins nicht und um ein Uhr auch nicht. Er fing an sich aufzuregen. Er konnte, verdammt noch mal, jede Frau haben, die er haben wollte. Warum musste ausgerechnet die, die er so heftig begehrte wie noch keine zuvor, sich so zieren?
    Sein steinzeitlicher Jagdinstinkt war jedenfalls schon ganz leicht überstrapaziert.
     
    ***
     
    Tante Heike war am Samstag pünktlich um halb neun bei Julia, um Benni abzuholen. Heike hatte für Julia ein paar ihrer abgetragenen Kleider mitgebracht, was sie oft tat, weil sie meinte, sie als Stewardess sei die Expertin in Sachen Stil. Meist konnte Julia mit dem altbackenen

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