First Night - Der Vertrag (German Edition)
Kirschblütenmotiven verziert, und das dritte umfasste drei Monate des Jahres 2002.
Julia war fassungslos, dass ihre Schwester so ausgiebig Tagebuch g eschrieben hatte und sie nie etwas davon mitbekommen hatte. Sie hatten sich nahegestanden, auch wenn sie zehn Jahre auseinander waren. Bis zu einem für Julia nicht mehr genau definierbaren Zeitpunkt im Spätsommer 2004, als Marie sich immer mehr von ihr und den Eltern zurückgezogen hatte und nichts mehr erzählt hatte, sondern nur noch kryptische Andeutungen über ihre Freizeitbeschäftigung und ihren neuen Freund gemacht hatte.
War es wirklich denkbar, dass sie irgendwie in das Räderwerk eines G eheimdienstes geraten war? Es dauerte fast 20 Minuten, bis Julia endlich das Tagebuch gefunden hatte, in das Marie ihre letzten Eintragungen vor ihrem Tod gemacht hatte. Es war ein schönes dickes Moleskinebuch, in feuerrotes Leder gebunden, und es reichte von März 2005 bis zwei Wochen vor ihrem Tod. Maries letzter Eintrag am 24. Mai 2005 waren nur ein paar Sätze: „Er hat endlich angerufen und gesagt, dass jetzt alles geklärt ist. Endlich wird alles gut und wir können zusammen sein.“ Danach folgten nur noch leere Seiten.
Benni kam nach Hause und rief schon von der Türe her voller Vorfreude: „Wann geht es los?“
Julia stellte ihre Recherchen zurück, bis sie heute Abend von Vittorio zurück war. Sie hatte das Badezeug schon gepackt und auf dem Weg dahin würden sie irgendwo eine Currywurst essen. Mit jener Ausgabe und mit dem Eintrittgeld für das Hallenbad war ihr Etat für Februar total erschöpft und es war erst der 19. Aber das ließ sie an diesem Tag völlig kalt, denn wenn alles gut ging, würde sie mit Benni nächste Woche sehr wahrscheinlich jeden Tag Schnitzel essen können, bis es ihnen zum Hals heraushing, und sich sogar mit dem Taxi ins Restaurant fahren lassen, ohne dass ihr Etat erschöpft wäre.
***
Eric Brockmann hasste Überwachungsjobs. Wenn er auf das Lauern und Abpassen und das heimliche Beobachten von anderen Menschen scharf gewesen wäre, hätte er ja auch Privatdetektiv werden können statt Bodyguard. Am allerschlimmsten waren Überwachungsjobs, bei denen nichts passierte.
Sein Chef wurde langsam paranoid. Wozu sollte er ein Mädchen bew achen, das keinen Kerl an sich heranließ und vor lauter Arbeit und Kind das langweiligste Leben führte, das eine Dreiundzwanzigjährige nur führen konnte?
Morosow war längst wieder verschwunden, vielleicht nach Österreich oder nach Mallorca weitergereist. Der Mann konnte es sich gar nicht leisten, für längere Zeit in Deutschland zu bleiben. Es gab mehrere Haftbefehle gegen ihn und einen Auslieferungsantrag aus dem e igenen Mutterland. Es wäre absolut dämlich von ihm, wenn er sich aus irgendeiner Laune heraus in der Nähe von Julias Wohnung herumtreiben würde, nur um zu riskieren, dass die Kripo die Schlinge um seinen Hals zuzog. Warum arbeitete das Mädchen überhaupt noch abends und nachts? Seines Wissens hatte der Chef schon ein Vermögen an sie überwiesen?
Mittwoch : Ab 14.00 Uhr ins Hallenbad mit Benni!
Das notierte er für seinen Chef. Er tat das nur, um Mahler zu ärgern, denn natürlich wollte Mahler keinen akribischen Spionagereport über das Tun und Lassen seiner Angebeteten. Er wollte nur, dass Morosow nicht in i hre Nähe kam. Aber wenn Brockmann schon auf sie aufpassen musste, als wäre sie die Mona Lisa im Louvre, und sich dabei zu Tode langweilte, dann konnte er sich ja auch einen Spaß daraus machen und seinen Chef auf dem Laufenden halten. Er wusste genau, was den Mann auf die Palme brachte.
Sieht im Bikini einfach affengeil aus. Hat eine Figur wie eine griech ische Amphore. Der Kleine kann ziemlich gut schwimmen.
Restaurant Vittorio um 19.50 Uhr betreten und um 23.15 Uhr verlassen. Licht in der Wohnung bis 2:00 Uhr. 2:30 mit dem Bus zu Expiron gefahren, nehme an, zum Putzen. Zurück 6:15 mit der U-Bahn.
Donnerstag: Mit Benni zur Schule spaziert, unterhält sich auf dem Schulhof mit einem gutaussehenden, jungen Lehrer, bis zum Klingeln, dann geht der Lehrer.
Er hatte zuerst nur Lehrer auf seinem Notizblock stehen, aber dann hatte er mit einer Klammer noch gutaussehend und jung eingefügt. Nur als kleinen Beitrag zu Mahlers guter Laune.
9.30 Uhr Besuch bei einer Frauenärztin. Danach Apotheke. Zurück in ihre Wohnung, sieht nach Fensterputz aus. Am Nachmittag um 14:00 Uhr K ino mit Benni. Abends Vittorio. Nachts Licht bis 3:25 Uhr. Kein Putzjob. Sonst keine
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