Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
Vom Netzwerk:
Jungen interessieren, hält sich Marelli bedeckt: »Dazu möchte ich mich nicht äußern. Es hat Vorstöße gegeben, große Namen, aber Mirko ist noch sehr jung, und es hat keinen Sinn, über eine so ferne Zukunft zu spekulieren. Aber er hat genug in den Beinen, um den Giro d’Italia, die Tour de France und auch die klassischen Eintagesrennen gewinnen zu können.« Bei den Ansprachen des Bürgermeisters und der verschiedenen Funktionäre war der kleine Champion schon nicht mehr dabei. Er lag bereits im Bett, startbereit für den äußerst wichtigen Bertolaccini-Pokal in Montelupo, der nächsten Sonntag auf dem Programm steht. Wir glauben übrigens schon zu wissen, wie der Sieger heißen wird.
        (Gianni Parenti)

DAS DRITTE KLINGELN
    Keine Ahnung, warum ich heute Morgen angeln gegangen bin. Vielleicht weil ich schon gestern hierher wollte oder weil beim Angeln auch mein Kopf unter Wasser taucht und ich nicht mehr an das denken muss, was auf der Erde geschieht. Außerdem habe ich meine Geschichtsnote bereits bekommen. Die Lehrerin hat mir eine glatte Sechs verpasst, geschenkt sozusagen, was soll ich da noch in der Schule rumsitzen? Gut, aber ab Montag leg ich einen härteren Gang ein. Samstag ist das Festival in Pontedera, bis dahin darf ich mich von der Schule nicht ablenken lassen. In der Woche danach allerdings muss ich büffeln. Ist doch perfekt, optimales Timing sozusagen. Und heute angle ich zur Abwechslung mal an einer Stelle, die ich noch nie ausprobiert habe.
    Die ganze Ebene ist von Kanälen durchzogen, Wassergräben, die alle miteinander verbunden sind. Sie führen mehr oder weniger dasselbe Wasser, sind schnurgerade, schmal, voll Schlick und mit Schilf an den Ufern. Dazwischen die Felder, auf denen nichts Grünes wächst. Tatsächlich sprechen manche von den »Kanälen«, andere vom »Kanal«. Wenn man jedes Teilstück für sich nimmt, sind es viele, aber von oben betrachtet ist es ein riesiges dunkles Netz, das wie ein schwarzes Gitter über dem Ort und der Landschaft liegt.
    Während ich so meine Gedanken schweifen lasse, behalte ich den Schwimmer im Auge, der reglos auf dem stillen Wasser liegt. Seine leichte Neigung zeigt an, dass der Köder auf den Grund gesunken ist, wo Karpfen und Schleien leben. Die haben auf beiden Seiten des Mauls zwei winzige Schnurrhaare, mit denen sie den Boden nach Futter abtasten. Wenn sie hier vorbeikommen, finden sie zwei Maiskörner und obendrauf einen fetten Wurm, der einen goldenen Haken kaschiert. Aber wenn sie den entdecken, ist es schon zu spät.
    Tja, so ist es nun mal, vom Angeln verstehe ich eine ganze Menge. Irgendwann werde ich mich wohl dazu durchringen müssen, einen Dokumentarfilm zu drehen, eine mehrteilige Reihe mit dem Titel Aufregende Abenteuer vor der eigenen Haustür mit Fiorenzo Marelli . Darin werde ich zeigen, dass man spannende Angelausflüge unternehmen kann, ohne um die halbe Welt zu reisen.
    Es gibt ja unendlich viele dieser absurden Videos mit Titeln wie Großfische angeln in Kanada , Unvergessliche Angelerlebnisse auf den Antillen oder Rekordfänge im Mündungsgebiet der malaysischen Flüsse . Dabei ist es keine Kunst, in diesen Gegenden einen ordentlichen Fang zu machen. Nur hätte ich gern mal gewusst, woher man das Geld für Fernreisen an diese Orte nehmen soll, wo es von wilden Lachsen, Stören und Marlinen nur so wimmelt.
    Meine Dokumentarfilmreihe dagegen wird zeigen, dass man gar nicht so weit in die Ferne schweifen muss. Man kann auch an den hiesigen Gewässern seinen Spaß haben, dort, wo man tagtäglich vorbeikommt, ohne auch nur daran zu denken, einen Köder ins Wasser zu werfen: den Abwasserkanälen entlang der Landstraße, den Staubecken der Flüsse, den Wassergräben zwischen den Feldern, wo sich Regenwasser und Gülle sammeln. Kurzum, in unserer schönen heimischen Natur.
    Ich sehe mich schon im Bild … Hallo, ich bin Fiorenzo Marelli und zeige euch jetzt mal, welche Maiskörner am besten sind, wie man Maden und Regenwürmer am Angelhaken befestigt und wie man einen perfekten Endknoten knüpft  …
    Alles Sachen, die du mit einer Hand erst mal gar nicht hinkriegst. Aber mit der Zeit entdeckst du die tausend Möglichkeiten von Füßen und Mund, und dann geht das alles ohne Probleme. Aber es ist natürlich Unsinn, so zu tun, als wäre nichts. Die Geschichte vom »jungen Angler, dem eine Hand fehlt« ist ein echter Pluspunkt und wird weitere Zuschauer ködern.
    Der Gedanke daran macht mich jetzt schon glücklich.

Weitere Kostenlose Bücher