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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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er ja geistig behindert!«, pruste ich heraus. Das wusste ich nicht, und ich finde es krass. In der Sechsten sitzengeblieben, dieser Volltrottel!
    »Er hatte eine Hirnhautentzündung und wäre beinahe gestorben.«
    »Ja, klar … Aber wenn er geistig behindert ist, musst du einen passenden Lehrer für ihn finden, einen Sonderschullehrer.«
    »Ach was, der braucht keinen Lehrer. Er braucht bloß jemanden, der ihm ein bisschen auf die Sprünge hilft, in Italienisch, Geschichte und Geografie …«
    »Kommt gar nicht in Frage.«
    »Ich bitte dich, Fiorenzino, du wärst ideal. Du bist gut in der Schule, und in Italienisch bekommst du Bestnoten. Du bist geduldig und …«
    »Stimmt doch gar nicht!«, schreie ich. »Stimmt überhaupt nicht!« Ich zerknülle das Foto von dem Kind mit dem Stör. »Du kennst meine Noten doch überhaupt nicht, du hast keine Ahnung! Ich schreibe keine Bestnoten, ich schreibe nicht mal gute Noten. Früher mal, ja, du bist auf einem alten Stand, aber früher war vieles anders. Vieles. Aber mit heute hat das absolut nichts zu tun. Außerdem hasse ich dieses Arschloch, verstehst du? Ich hasse ihn! Wieso, verdammte Scheiße, verlangst du das ausgerechnet von mir? Willst du mich fertigmachen, willst du, dass ich auch aus dem Laden abhaue, dass ich in eine andere Stadt ziehe? Hasst du mich? So ist es doch, oder? Du hasst mich. Aber was hab ich dir getan, sag, Papa, was hab ich dir getan? Ist es wegen Mama? Wegen der Hand? Warum hasst du mich so!«
    »Fiorenzo, beruhige dich, bist du verrückt geworden, was soll das heißen, dass ich dich hasse, spinnst du?«
    »Nein, ich spinne nicht, Papa, ich hau ab. Ich geh nach Pontedera, dann hast du endlich deine Ruhe. Ich geh fort von hier, dann siehst du mich nie wieder und bist endlich zufrieden …«
    »Aber Fiorenzo, was redest du da, beruhige dich, wo willst du denn hin? Ich … ich … Ich wollte dich ja gar nicht drum bitten, ich schwör’s. Aber …«
    »Aber was?«
    »Aber er sagt, du oder keiner.«
    »Wer sagt das?«
    »Mirko. Du oder keiner.«
    Ich oder keiner? Was soll das heißen, was will er von mir, dieser verdammte Knirps? Er nimmt mir das Dorf, den Vater, das Zimmer, und jetzt will er mich auch noch provozieren? Er will mich am Boden sehen, ich verstehe. Ich versteh’s, aber gleichzeitig kann ich’s einfach nicht glauben …
    »Fiorenzo, ich weiß nicht, wieso. Der Junge ist schwer zu begreifen, er sagt ja nie was. Normalerweise macht er keine Geschichten, du sagst ihm was, und er tut’s. Aber diesmal hat er sich etwas in den Kopf gesetzt. Er will dich oder keinen. Und ohne Nachhilfe ist er aufgeschmissen und wird womöglich gar nicht erst zur Prüfung zugelassen.«
    Ich sage nichts. Ich denke daran, dass auch mein Halbjahreszeugnis schlecht war, aber mein Vater hat es nicht mal gesehen. Wenn ich ihn frage, welches Gymnasium ich besuche, ich wette, er weiß es nicht.
    »Das ist kein Scherz, Fiorenzo, wenn er sitzenbleibt, ist der Teufel los. Seine Eltern haben ihn mir anvertraut, aber wenn er die Schule nicht schafft, muss er womöglich zurück zu seiner Familie ins Molise, verstehst du? In anderthalb Jahren kommt er zu den Junioren und schlägt sie alle. Weißt du, was der für einen Ruhepuls hat? Fünfunddreißig Schläge pro Minute. Beeindruckend, wenn du da das Ohr anlegst. Das ist kein Herz, das ist ein U-Boot. Der Kerl wird der neue Merckx, das garantier ich dir. Aber wenn er durchfällt, Fiorenzo, ist alles aus, alles. Und ich … Ich weiß nicht, du bist so tüchtig und intelligent, und ich bin mir sicher, dass du ihn retten könntest. Nur du kannst es, ich bitte dich inständig und …«
    »Papa, hör mal, hat er morgen frei?«
    Mein Vater stutzt, er versteht nicht sofort, er sieht mich wieder mit diesem Müllerblick an. »Morgen ist das Rennen …«
    »Dann sag ihm, er soll am Montag kommen, hierher in den Laden.«
    »Mein Gott, Fiorenzo, ich weiß gar nicht, wie … ich … danke, Fiorenzo, ich danke dir aufrichtig, ich …«
    »Jetzt gehst du aber, okay? Und um halb vier bist du wieder hier, pünktlich.«
    »Ja, ja, sogar schon um drei, um drei bin ich hier! Danke, Fiorenzo, danke! Ich …« Und er fährt fort, immer wieder danke zu sagen, mit meinem Namen zwischendrin, während ich ihn mit einer Handbewegung davonscheuche. Er geht rückwärts aus dem Laden raus, auf die Weise kann er mich weiter ansehen und mir danken: von der Tür aus und durchs Schaufenster. Dann fällt die Tür ins Schloss, und ich höre ihn

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