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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihr Halt macht, um Essen oder Unterkunft zu erbitten.«
    »Was wirst du tun?«, fragte Merle mit eisigem Ton.
    »Nachtauge und ich gehen unseren eigenen Weg. Wie wir es längst hätten tun sollen. Allein sind wir schneller unterwegs.«
    »Ich bin zurückgekommen, um dich zu befreien«, sagte Merle fassungslos. »Trotz allem, was mir zugestoßen ist. Trotz meiner Hand und allem anderen...«
    »Er lockt sie von unserer Spur weg«, warf Krähe plötzlich ein. Sie hatte mich verstanden.
    »Soll ich dir beim Aufsteigen helfen?«, fragte ich sie ruhig.
    »Wir brauchen keine Hilfe von dir!« Merle schüttelte wütend den Kopf. »Wenn ich daran denke, was ich alles auf mich genommen habe, um dir zu folgen. Und was wir gewagt haben, um dich zu befreien... Du wärst in der Zelle dort verbrannt ohne mich!«
    »Ich weiß.« Es war keine Zeit für ausführlichere Erklärungen. »Lebt wohl.« Damit wandte ich mich ab und schlug den Weg in den Wald ein. Nachtauge lief neben mir her. Durch die Bäume hindurch waren die Straße und der Wagen schon bald nicht mehr zu sehen, und schließlich verloren wir die Pferde und die beiden Frauen ganz aus dem Blick.
    Krähe hatte meinen Plan durchschaut. Sobald Burl die Brände eingedämmt hatte oder vielleicht auch schon vorher, würde er sich an meine Verfolgung machen. Wenn man den alten Gefängniswärter entdeckte, der von einem Wolf getötet worden war, glaubte bestimmt niemand mehr, dass ich in meiner Zelle den Tod gefunden hatte, und die Jagd würde beginnen. Reiter würden ausschwärmen und Merle und Krähe bald aufgespürt haben. Es sei denn, dass sich eine andere, vielversprechende Fährte auftat, eine, die querfeldein durch die Berge nach Jhaampe wies. Schnurgerade nach Westen.
    Es würde nicht leicht sein. Ich hatte keine genaue Vorstellung davon, was zwischen mir und der Hauptstadt der Chyurda lag. Das Bergreich war nur dünn besiedelt, hier lebten nur Fallensteller, Jäger, Schaf und Ziegenhirten in ihren einsam gelegenen Hütten oder kleinen Weilern. Nur selten würde ich also Gelegenheit haben, Essen oder Vorräte zu erbitten oder zu stehlen. Größere Sorgen bereitete mir allerdings die Vorstellung, mich unversehens an der Kante einer tiefen Schlucht wiederzufinden oder in einem engen Bergtal, durch das ein eisiger Wildbach toste.
    Weshalb sich jetzt schon deswegen den Kopf zerbrechen , gab Nachtauge zu bedenken. Wenn wir vor einem Hindernis stehen, müssen wir einen Weg finden, es zu umgehen. Vielleicht verlieren wir Zeit, aber wir kommen niemals irgendwo an, wenn wir nur herumstehen und grübeln.
    Also machten wir uns auf den Weg, Nachtauge und ich. Wann immer wir zu einer Lichtung kamen, orientierte ich mich an den Sternen und bemühte mich, möglichst genau nach Westen zu wandern. Das Gelände wurde meinen Befürchtungen vollauf gerecht. Absichtlich wählte ich Strecken, die für einen Mann zu Fuß und einen Wolf zugänglicher waren als für Reiter. Wir ließen unwegsame Steilhänge hinter uns und arbeiteten uns durch das Gestrüpp von engen Felsschluchten. Und jedes Mal, wenn dürre Zweige mein Gesicht peitschten oder ich keuchend eine steile Anhöhe erklomm, tröstete ich mich mit der Vorstellung, dass Merle und Krähe auf der Straße inzwischen einen immer größeren Vorsprung gewannen. Aber gesetzt den Fall, die Verfolger waren so zahlreich, dass sie sich aufteilen konnten, um mehr als einer Spur zu folgen... Nein, daran wollte ich gar nicht denken. Sobald ich mich tief genug in den Bergen befand, musste ich Burl dazu bringen, dass er sein ganzes Aufgebot hinter mir herschickte. Es galt deshalb, ihn endgültig von meiner Gefährlichkeit zu überzeugen und ihn glauben zu machen, ich sei eine akute und nicht länger hinzunehmende Bedrohung für seinen König.
    Ich hob den Blick zu einem Felsgrat. Unter den drei Zedern, die dort in einer dichten Gruppe zusammenstanden, würde ich rasten, Feuer machen und mich dann der Gabe bedienen. Da ich keine Elfenrinde hatte, musste ich Vorkehrungen treffen, um mich anschließend ausruhen zu können.
    Ich werde wachen , versicherte Nachtauge mir.
    Die Zedern waren riesig und ihre Wipfel so dicht verwoben, dass sie den Schnee wie ein Schirm aufgefangen hatten. Auf dem Boden am Fuß der Stämme lag also kein Schnee; stattdessen bedeckte ihn ein duftender Teppich aus Nadelbüscheln und Zapfenschuppen. Ich scharrte mir davon einen Haufen als wärmendes Polster zusammen. Anschließend sammelte ich einen reichlichen Vorrat an Brennholz. Zum

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