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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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neben ihm über die Karte. »Sieh hier. Und hier. Und auch hier. Du an Edels Stelle, weshalb solltest du all diese Orte auf einmal angreifen, zumal mit zu geringen Kräften? Etwa, um sie halten zu können?«
    Als Chade ihr darauf nicht antwortete, bewegte sie den Finger zu einem anderen Punkt auf der Karte. »Keiner dieser Angriffe war eine große Überraschung. Eyods Truppen hatten sich schnell dort gesammelt und wurden zu diesen zwei Dörfern in Marsch gesetzt. Eine weitere Einheit rückte aus, um das dritte Dorf zu verteidigen. Nun, fällt dir vielleicht auf, wo sich ganz und gar keine Truppen befanden?«
    »Aber da gibt es auch nichts Erstrebenswertes.«
    »Nicht auf den ersten Blick«, stimmte sie zu. »Doch früher einmal verlief dort eine Handelsstraße, hier über den unteren Pass und dann hinein in das Herz der Berge. Sie berührte Jhaampe nicht und wird aus diesem Grund kaum noch benutzt. Die meisten Kaufleute ziehen ihr eine andere Route vor, die ihnen ermöglicht, nicht nur in den kleineren Siedlungen, sondern auch in Jhaampe Geschäfte zu machen.«
    »Welchen Wert hat sie denn dann für Edel? Will er sie in seinen Besitz bringen?«
    »Nein. Man hat keine Truppen dort gesehen.«
    »Wohin führt die Straße?«
    »Heutzutage? Nirgendwohin, außer vorbei an ein paar einsamen Weilern. Aber kleinere Truppeneinheiten, Saboteure vielleicht, kämen darauf schnell voran.«
    »Wozu? Zu welchem Ziel sollte das führen?«
    »Bei Shishoe verliert sich die Straße.« Sie deutete auf einen anderen Punkt auf der Karte. »Aber sie könnte diese vermutlichen Saboteure tief ins Hinterland des Bergreichs bringen, in den Rücken der Truppen, die die Grenze bewachen und verteidigen. Westlich vorbei an Jhaampe und von allen unbemerkt.«
    »Und, - welche Absicht haben sie?«
    Die Frau zuckte die Schultern und lächelte, als sie sah, wie Chades Augen sich von der Karte hoben. »Vielleicht einen Mordanschlag auf König Eyod? Vielleicht ein Versuch, dieses Bastards habhaft zu werden, der sich in den Bergen versteckt halten soll. Sag du’s mir. Du kennst dich damit besser aus als ich. - Vielleicht auch nur, um die Brunnen von Jhaampe zu vergiften?«
    Chade wurde plötzlich blass. »Es ist eine Woche her. Sie werden bereits an Ort und Stelle sein und angefangen haben, ihren Plan in die Tat umzusetzen.« Er schüttelte den Kopf. »Was soll ich tun?«
    »Wenn du mich fragst, ich würde einen Eilkurier zu König Eyod schicken. Ein Mädchen auf einem Pferd. Sie soll ihn davon unterrichten, dass er vielleicht Läuse im Pelz hat.«
    »Das wird wirklich das Beste sein«, nickte Chade. Eine plötzliche Müdigkeit bemächtigte sich seiner Stimme. »Wo sind meine Stiefel?«
    »Nur mit der Ruhe. Die Botin ist gestern schon losgeritten. Inzwischen werden König Eyods Späher die Fährte aufgenommen haben. Er verfügt über ausgezeichnete Spurenleser, das kann ich dir aus jahrelanger Erfahrung versichern.«
    Chade musterte die Frau ausführlich und genauso nachdenklich, beides auf eine Art, die nichts mit ihrer Nacktheit zu tun hatte. »Du kennst den Fleiß seiner Fährtenleser. Dennoch schickst du eins deiner Mädchen bis zu ihm an den Hof, um ihn mit einem Schreiben aus eigener Hand zu warnen?«
    »Ich hielt es nicht für gut, eine solche Nachricht zurückzuhalten.«
    Chade strich sich über seinen kurzen Kinnbart. »Als ich dich um Unterstützung bat, hast du mir gesagt, dir ginge es um Geld und nicht ums Vaterland. Du hast auch gemeint, für einen Pferdedieb sei eine Seite der Grenze so gut wie die andere.«
    Die Frau streckte sich und rollte die Schultern. Dann trat sie dicht an Chade heran und legte mit einer Geste ruhiger Selbstverständlichkeit die Hände auf seine Hüften. Sie standen fast auf gleicher Augenhöhe. »Vielleicht hast du mich einfach davon überzeugt, dass es da auch noch eine dritte Seite gibt - nämlich dich.«
    Seine grünen Augen funkelten. »Habe ich das wirklich?«, murmelte er und zog sie an sich.
     
    Mit einem kurzen Ruck kam ich wieder zu mir und wälzte mich unbehaglich hin und her. Einerseits schämte ich mich, Chade bespitzelt zu haben, und andererseits beneidete ich ihn. Ich stocherte ein wenig in meinem Feuer und legte mich wieder hin. Auch Molly musste allein schlafen, gleichwohl sie die kleine Wärme unserer Tochter neben sich spürte. Es war ein schwacher Trost, und den Rest der Nacht schlief ich unruhig.
    Als ich am Morgen die Augen aufschlug, lag ich in einem Quadrat hellschimmernden Sonnenlichts, das

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