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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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Milchschaum verkörpert.
    Sie beugt sich zu mir, und ihr dunkelrotes Haar berührt meine Brust. Ich versinke in zwei glasklaren Bergseen, in denen sich dunkelgrüne Kristalle auf den Grund des Bodens abgesetzt haben. Smaragdgrün. Wie ferngesteuert öffne ich meinen Mund, um den Druck ihrer vollen Lippen zu erwidern.
    Doch sie küsst mich nicht, sondern leckt mir über das ganze Gesicht. Mit einer eiskalten, großen, rauen und extrem feuchten Zunge.
    Als mein Geist wieder aufklart, fühlt es sich an, als wäre ich fünf Jahre fort gewesen, dabei sind gerade einmal zwei Minuten vergangen. Im Zwielicht der Dämmerung sehe ich einen tropfenden Waschlappen über mir schweben und ein Gesicht zufrieden auf mich herabblicken.
    »Fertig«, höre ich die nicht minder zufrieden klingende Stimme des Piercers aus weiter Ferne. »Willste mal gucken?«
    Benommen richte ich mich auf und öffne langsam die Augen.Ich bereue es sofort. Denn alles, was ich sehe, ist eine viel zu große glänzende Kugel, die mitten auf meiner Eichel in einem blutroten Meer schwimmt.
    Ich bin dankbar um die starken Hände des Piercers, die meinen Fall von der Liege abfangen, als ich erneut in Richtung des grellen Lichts marschiere.
    *
    Eine halbe Stunde später sitze ich in Jeans Büro.
    Der Piercer hat in meinem Geldbeutel nicht viel mehr als Jeans Visitenkarte gefunden, und er hielt es für angemessen, ihn anzurufen und über meinen Zusammenbruch zu informieren. Nun sitze ich hier und schaue meinem Agenten dabei zu, wie er ein Stück Holz zu einer Pfeilspitze schnitzt.
    »Beruhigt die Nerven«, erklärt er mir. Dann, als ich weiter schweige, fragt er: »Wo hast du dich piercen lassen, Junge?«
    Ich sitze auf meinen Händen, um das Zittern zu verbergen. Noch immer steckt mir der Schock in den Gliedern. »Na, da unten.« Ich senke mein Kinn.
    »Da unten?« Nun zeigt auch er auf meinen Schritt.
    »Genau da.«
    »Wow. Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Was denn genau? Einen Oetang? Einen Apadravya? Oder einen Ampallang? Ich hatte ja mal ein Magic Cross. Sah schnieke aus, hat sich dann aber übelst entzündet. Beinahe wäre mir dadurch mein …«
    »Danke, dass du mich abgeholt hast«, versuche ich das Gespräch zurück in angenehmere Bahnen zu lenken.
    »Kein Problem, Kumpel«, sagt Jean freundlich nickend. »Wollte dich ohnehin gerade anrufen, als das Handy bimmelte.«
    »Warum?«
    Einen Augenblick scheint er selbst darüber nachdenken zu müssen. Schließlich verrät sein sich erhellender Gesichtsausdruck,dass er irgendwo in seinen Hirnwindungen darübergestolpert ist. »Weil es da etwas gibt, worüber wir reden müssen.«
    »Worüber?«
    »Über eine Chance, die nur einmal in zehn Jahren an die Tür klopft – wenn überhaupt.«
    Ich rümpfe die Nase. »Ach, schon wieder.«
    Aber Jean lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, steht auf, geht zum Schrank und kramt seine Cognacflasche hervor. Dann schenkt er sich ein Gläschen ein.
    »Auch eins?«, fragt er diesmal zu meiner Überraschung.
    Ich lehne dankend ab; auch wenn mir der Sinn sehr nach Benebelung steht, fürchte ich, dass mich auch nur ein Schluck wieder ins Nirwana schicken würde.
    »Wie du weißt, ist meine kleine, aber feine Agentur bekannt in der Branche …«
    »Aber klar, komm bitte zur Sache.«
    »… und ich bin ja auch nicht gerade ein Unbekannter.«
    »Ja, auch das ist mir bewusst. Könntest du jetzt bitte sagen, was du willst?«
    Jean seufzt tief. Dann blickt er mir bedeutungsvoll in die Augen.
    »Manchmal ist es eben so, dass nicht immer der Prophet den Berg erklimmen muss. Manchmal greifen eben doch einige sorgfältig zurechtgelegte Mechanismen ineinander. Alles nur eine Frage der Zeit«, orakelt er. »Das Geheimnis heißt Virales Marketing. Als bedeutende Agentur ist es das A und O, im Gedächtnis der großen Labels zu bleiben. Das ist zwar ungemein arbeitsintensiv, aufreibend und zäh, manchmal aber trägt die harte Arbeit Früchte.«
    Während ich noch fieberhaft überlege, wo Jean diesen viralen Begriff aufgegabelt hat und was er mir mit diesem Gefasel überhaupt sagen will, spricht er die magischen zwei Worte aus: »Sagt dir das Label Secret Intimacy was?«
    Mein Mund wird staubtrocken. »Ein Glas Cognac wäre jetzt doch nicht schlecht.«
    Während er mir einschenkt, flüstere ich den wohlklingenden Namen wie ein Mantra leise vor mich hin. Secret Intimacy . Alleine der Klang sorgt für klitzekleine Beulen auf meinen Unterarmen.
    »Denen ist ein wichtiger Darsteller

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