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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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abgesprungen. Und jetzt suchen sie händeringend nach Ersatz.«
    »Und da hast du an mich gedacht?«
    »Selbstverständlich«, nickt er. »Du bist doch mein bestes Pferd im Stall. Und weißt du, was das Allerbeste ist? Der Dreh ist bereits für nächste Woche angesetzt!«
    »Nicht ernsthaft! Wie soll das denn funktionieren? Ich habe mich heute piercen lassen! Die nächsten Wochen kann ich jegliche sexuellen Aktivitäten vergessen. Kann man den Dreh nicht verschieben, wenn du das denen erklärst?«
    Jean antwortet nicht direkt, sondern reicht mir den Vertrag rüber und tippt mit seinem spitzen Zeigefinger auf die Stelle, wo das Honorar steht.
    Ich betrachte die Summe so lange, bis die Zahlen vor meinen Augen zu tanzen beginnen.
    »So viel Geld nur für Sex?«
    »Wir sind in der glücklichen Situation, dass sie händeringend nach Ersatz suchen. Ich denke, du siehst es ähnlich wie ich, dass wir uns dieses Geld unmöglich durch die Lappen gehen lassen können.«
    Die Summe ist wirklich astronomisch hoch. Wenn ich zusagen würde, hätte ich vermutlich für zwei oder drei Stunden den Stundenlohn eines Mark Zuckerberg.
    Behutsam ändere ich meine Sitzposition und denke nach. Im Prinzip verhält es sich so, als hätte Steven Spielberg persönlich angeklopft und mich darum gebeten, in einem seiner Filme mitzuspielen. Secret Intimacy ist die Liga, in die ich all die Zeit aufsteigen wollte. Internationales Terrain von höchstem Ansehen.
    Jetzt verfluche ich es, dass ich mich so voreilig habe piercen lassen. Doch wer konnte schon mit solch einem Wink des Schicksals rechnen?!
    Wieder und wieder sehe ich die Summe vor meinem inneren Auge aufploppen. Finanzielle Unabhängigkeit. Ein riesiger Puffer, der mir ermöglicht, monatelang das Leben zu führen, das ich so gerne führen will. Schreiben, nichts als Schreiben, erst das Jerry- Lightning -Zyklus-Abschlussheft, dann meinen Roman. Bestseller, Filmrechte, ein Haus auf Sylt. Ich sehe mein Leben in Bildern an mir vorbeiziehen.
    Dann denke ich an Cassandra. Wie sie wohl darauf reagieren wird, wenn sie hört, in welche Liga ich da aufgestiegen bin? Sicherlich werde ich noch höher in ihrer Gunst steigen.
    »Also, was sagst du?«, horcht Jean nach.
    Ich wäge die Pros und Kontras ab. Denke an all die Opfer, die ich für meine vermeintliche Karriere gebracht habe. Die Worte des Piercers kommen mir wieder in den Sinn. Er meinte, ich solle mich zwei Wochen schonen. Vermutlich muss er das sagen. Rein prophylaktisch. Was kann denn schon passieren, wenn ich mein Arbeitsgerät etwas früher wieder einsetze? Vermutlich wird es etwas ziehen und pochen, der Heilungsprozess verzögert. Alles kein Drama.
    Andererseits: Was, wenn ich mir in einer unbedachten Bewegung das noch nicht gänzlich verheilte Piercing herausreiße und sich dadurch die Eichel spaltet, sodass der äußere Harnröhrenausgang wieder zusammengenäht werden muss? Mein Unterleib zieht sich zusammen. Blutgetränkte Bilder des Grauens spielen sich in meinem Gedankenkino ab. Und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, weiß ich die Antwort: So will ich nicht enden. Ich möchte nicht meine Gesundheit über den Erfolg stellen.
    Aber was ist mit Cassandra? Wieder einmal muss ich an Melanie denken. Ich weiß, was sie jetzt sagen würde: »WennCassandra wirklich die Richtige ist, dann wird ihr der Dreh egal sein.«
    Genau.
    »Nein, ich muss das Angebot ausschlagen«, sage ich deshalb und versuche, meine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. »Körperlich bin ich in einer Woche noch nicht soweit.«
    Jean erhebt sich hinter seinem Schreibtisch und kommt langsam auf mich zu. Unter der engen Velourshose mit den Schnürungen an den Seiten zeichnet sich deutlich sein stattliches Gemächt ab. Kurz sieht es so aus, als ginge es in beide Richtungen. Ob es das ist, was einem Mann mit verunglücktem Intimpiercing blüht?
    Schnell wende ich meinen Blick von seiner aufdringlich engen Hose ab. Jean lässt sich wie ein nasser Sack neben mich fallen. Eine süßliche Wolke umwabert ihn. Jean trägt ein neues Parfüm. Schwer und holzig. Altes, nasses Holz, aus dessen Stämmen früher vermutlich Wikingerschiffe gezimmert wurden. Er klopft mir sanft auf den Oberschenkel, während er verständnisvoll nickt. Dann, ohne Vorwarnung, schießt sein Kopf pfeilschnell in meine Richtung.
    »Dein letztes Wort, ja?«
    Ich nicke selbstbewusst und bin zum ersten Mal seit Langem stolz auf mich.
    Jean starrt mich an, ich versuche, seinem stierenden Blick

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