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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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weiß ich ja selbst, aber all der Druck … Damit komme ich einfach nicht klar.«
    »Könntest du jetzt bitte mal mit dem Jammern aufhören?«
    »Aber es ist doch alles so zum Heulen! Ich muss das Teil bis morgen abgeben, und alles, was ich geschrieben habe, ist Mist.«
    »Na, ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Vielleicht reicht es schon, wenn wir nur ein paar Dinge umschreiben, die größten Logiklöcher stopfen und den Sense of Wonder zu fassen kriegen.«
    »Wir?«
    Sie klopft auf die freie Fläche neben sich.
    »Heißt das, du willst mir helfen?«, frage ich ungläubig.
    Sie setzt ein unübertreffliches Lächeln auf. »Glaubst du wirklich, ich würde mir die Chance entgehen lassen, an einem Jerry-Lightning -Band mitzuschreiben?«

25
    Um sich nicht zweimal vom selben Männchen begatten zu lassen, hat das Grillenweibchen einen interessanten Trick: Sie markiert ihre zahlreichen Sexualpartner mit einem Duft. Damit vermeidet sie Wiederholungstaten und vergrößert so die genetische Vielfalt ihres Nachwuchses.
    Jerry Lightning stand mit verschränkten Armen vor dem Screen und betrachtete den Mantel der schwarzen Leere, der sich vor ihm ausgebreitet hatte. Schwarz in Schwarz. Manövrierunfähig glitt das Schiff seit Stunden durch die lichtaufsaugende Antimateriewolke. Geräuschlos. Schwerelos. Antriebslos. Auf der Kommandobrücke der Isaac Asimov II herrschte angespanntes Schweigen.
    Jerry atmete tief ein. Wohl wissend, dass die Welt, wie er sie kannte, für ihn nicht mehr existierte.
    »Jerry!«, drang die Stimme seines langjährigen Gefährten an sein Ohr.
    »Ja, alter Freund.«
    »Wir hatten keine andere Wahl. Du hast richtig entschieden.«
    »Habe ich das?«
    »Es gab nur diese eine Chance.«
    Er wusste, dass sein bester Freund recht hatte. Dennoch galten seine Sorgen und Ängste der Frau, die er liebte, seinen Söhnen und Töchtern, die er zurücklassen musste. Würde er sie je wiedersehen?
    Er wusste es nicht. Sicher war nur die Ungewissheit, die auf der anderen Seite auf die Isaac Asimov II wartete.
    In diesem Moment gab er seiner Familie ein stilles Versprechen: »Ich komme zurück«, flüsterte er leise, während das Schiff durch das schwarze Loch flog.
    »Ich komme zurück.«
    ENDE
    »Das ist so schön!«, stammele ich ehrfurchtsvoll über den Bildschirm hinweg. »Nein, es ist fantastisch, geradezu intergalaktisch. Das Beste, was ich je geschrieben habe!«
    Eine Träne entfleucht meinem rechten Auge und fließt in einem winzigen Rinnsal die Wange hinab. Ich wische sie nicht weg. Vielmehr sehe ich sie als Symbol für einen Neuanfang. Denn nichts weiter stellt dieser Jerry-Lightning -Abschlussband dar. Eine neue Ära für mich und für die Serie.
    Mich durchströmt das Gefühl der absoluten Glückseligkeit.
    »Es ist wirklich gut geworden«, findet auch Melanie. Ich sehe sie an. Sie sieht glücklich und erschöpft zugleich aus. Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages bahnen sich einen Weg durch die heruntergelassenen Jalousieritzen und schneiden die Wohnzimmerluft in Scheiben. Melanie fasst sich an den Hals, der von roten Flecken übersät ist. Zeichen der Anstrengungen der vergangenen Stunden. Wie gut ich sie mittlerweile kenne.
    Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht, um ihr in die Augen sehen zu können, und sage: »Ohne dich hätte ich das nie geschafft.«
    Sie schaut mich tief und durchdringend an. In ihren Augen spiegelt sich mein Gesicht.
    »Wir sind eben ein gutes Team«, findet sie.
    Ich strecke mich und drehe meinen Kopf nach links und rechts, bis die Halswirbel knacken. Ich möchte keine Zeit verlieren, daher öffne ich das E-Mail-Programm, um das Manuskript auf schnellstem Wege zum Verlag zu schicken.
    Neben mir wirft Melanie einen Blick auf den Computer. Sie gähnt und streckt sich. Dann schreckt sie auf.
    »Ist das wahr?«, fragt sie aufgebracht. »Ist es wirklich schon so spät?« Sie springt auf: »Ich muss mich ja noch vorbereiten!«
    »Vorbereiten für was?«, frage ich irritiert.
    »Ich hab heute einen megastressigen Tag vor mir. Ich muss früher in den Verlag. Wir haben heute eine superwichtige Fotoreihe mit anschließendem Interview. Und jetzt halt dich fest, wenn ich dir sage, mit wem.« Sie holt ganz tief Luft, um dramatische Spannung aufzubauen: »Die Ärzte kommen bei uns vorbei!«
    »Was denn für Ärzte?«
    »Na, DIE Ärzte. Die Band aus Berlin!«
    Ich bewege mich nicht. Ein Lichtstrahl sticht mir ins Auge, doch ich bin nicht einmal in der Lage zu blinzeln.

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